Dunkle Farbfäden wachsen in den Himmel

Bettine Hein: Ohne Titel

Ausstellung in Holzkirchen

Wir begegneten uns über die Spurwechselinitiative von Kulturvision. Bettina Hein war ebenso wie ihr Mann Peter dabei, ihr kreatives Potenzial zu entdecken und sich langsam, aber sicher vom „Brotjob“ zu verabschieden. War es bei Peter eher das Schreiben, fand Bettina ihre Erfüllung im Malen. Nach intensiven Studiums der Technik lud sie im Winter zu ihrer ersten Präsentation ein. Die meisten Bilder hatte sie in der Garage platziert, denn im Haus war nicht genügend Platz.

Überrascht von der Vielschichtigkeit ihrer Acrylbilder, in die sie Kreide ebenso einbaut wie Sägespäne, Sand und Steinmehl, vergaßen die Gäste die Kälte und kamen schnell ins Gespräch mit der Malerin. Sie verzichtet bewusst auf Titel, so dass der Betrachter eigene Anknüpfungen an das Gesehene finden kann.

Helle, pastellige Töne

Sie sei ein haptischer Mensch, erklärt die Unterdarchingerin, und arbeite fast nie mit dem Pinsel, sondern mit den Händen, mit dem Spachtel. „Wenn ich das Bild mit der Hand berühre, dann weiß ich, was noch drauf gehört.“ Der Malprozess sei intuitiv und so wisse sie nie, was daraus entstehen werde.

Bettina Hein arbeitet mit vielen Schichten übereinander und jede gibt dem fertigen Bild ihren besonderen Charakter, Strukturen und Formen schimmern durch oder beeinflussen die Folgeschicht in ihrem Ausdruck. In der Farbigkeit hält sich die Unterdarchingerin bewusst zurück, die Betonung liegt auf hellen, pastelligen Tönen.

Typisch für viele der Arbeiten ist es, dass Bettina Hein von oben dunkle Farbfäden in das helle Bild hineinlaufen lässt und später das Bild dreht. Nein, nicht wie Georg Baselitz, dass sie das Motiv umkehrt, sondern dass sie der Erdanziehung ein Schnippchen schlägt. Damit scheinen die dunklen Farbfäden in den Himmel zu wachsen und wirken wie feine emporrankende Stiele.

Plastische Struktur

Diese feinen Farbfäden spinnen sich in anderen Bildern auch fein verzweigt über die ganze Fläche, erinnern ein wenig an Nebelkammeraufnahmen von Molekülen oder an geografische Muster, Straßen oder Flüsse, von sehr weit oben betrachtet.

Manchmal spielt Bettina Hein mit Farbeffekten, bringt in das helle Geschehen rötliche und grünliche Strukturen, in denen der Betrachter zuweilen Figuren zu erkennen glaubt. Geht er sehr dicht heran, dann sieht er, dass die Bilder eine plastische Struktur haben, erzeugt durch die Materialien, die die Malerin einbringt.

Inzwischen hat Bettina Hein ihren Spurwechsel absolviert und sich als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Kreativtherapeutin in Holzkirchen niedergelassen, wo sie ihre kreative Begabung auch mit anderen Menschen teilt. In ihren Praxisräumen findet der Besucher eine Auswahl ihrer Bilder.

www.bettina-hein.de/kunst

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