Konzert unterm Apfelbaum
Duo Härtel Trübsbach unterm Apfelbaum am Tannerhof. Foto: Ines Wagner
Konzert in Bayrischzell
Marie-Theres Härtel und Florian Trübsbach verzauberten alias Duo Härtel Trübsbach am Fuß des Wendelsteins das Publikum mit einem hinreißenden, virtuosen Open Air Programm – angesiedelt zwischen alpenländischer Musik und Großstadtjazz.
Unterm Apfelbaum, vor der Orangerie, findet alljährlich der Höhepunkt des Konzertsommers am Tannerhof statt: Ein kleines, feines Konzert auf einer pittoresken Bühne, nicht zu groß, nicht zu klein, genau richtig. Im Hintergrund thront majestätisch der Wendelstein. Ein Flugzeug kreuzt hoch oben den Himmel. Im langsam sich eindunkelnden Abend prangen die ersten, hellen Sterne. Eine Sommernacht wie aus dem Bilderbuch.
Sommernachtstraum zwischen Jodler und Jazz
Auf der Bühne steht ein schlichter Holztisch, darauf eine Zither. Darum reihen sich Scharen von Instrumenten, darüber wölbt sich die ebenmäßige Krone des Apfelbaumes. Ein Windhauch kräuselt die Blätter. Marie-Theres Härtel und Florian Trübsbach sind ein Paar – auf der Bühne wie im realen Leben. Das passt zu diesem Sommernachtstraum. Denn sie strahlen innige Einheit aus, Verspieltheit, Zärtlichkeit, Experimentierfreude. Und sie sind fantastische Musiker.
Gleich geht’s los – mit dem Konzert vom Duo Härtel Trübsbach. Foto: Ines Wagner
Marie-Theres Härtel wuchs in der Steiermark in einer Musikerfamilie auf und schloss das Studium Konzertfach Viola bei Gertud Weinmeister in Wien mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Sie spielte Konzerte in zahlreichen Ensembles weltweit und beschäftigt sich mit Zeitgenössischem Tanz und Improvisation.
Florian Trübsbach ist Multinstrumentalist und gehört schon jetzt zu den grössten Talenten unter den Jazzmusikern in Deutschland. Beim Tölzer Knabenchor mit Geige gestartet, tauschte er sie nach einem Konzertbesuch bei Dizzy Gillespie gegen das Saxophon aus und brennt seither leidenschaftlich für Jazz.
Seit 2014 spielen beide als Duo Härtel Trübsbach. Tochter Emily ist benannt nach einem Lovesong im Kriegsdrama „The Americanization of Emily“ – ein Jazzsong, den sie in einer behutsamen, verschmelzenden Bearbeitung für Geige und Saxophon unterm Apfelbaum spielen.
Marie-Theres Härtel liebt die alten Almlieder – und singt eines unterm Apfelbaum. Foto: Ines Wagner
Dem Konzertabend sind zwei Probewochen in den Bergen vorausgegangen. Aufgrund des schlechten Wetters sind sie weniger gekraxelt und haben statt dessen quasi pausenlos geprobt. „Deshalb hat er dann auch Geige spielen gelernt“, meint Marie Härtel scherzhaft. Florian Trübsbach scheint tatsächlich alles zu spielen, was ihm in die Finger kommt. Während des Konzertes wandern verschiedene Saxophontypen durch seine Hände, zudem Geige, Querflöte und Zither, die sich zuweilen wie eine Bluesgitarre anhört.
Duo Härtel Trübsbach: Mulitiinstrumental
Sie sind mit einem Auto voll Instrumente angereist, denn auch Marie-Theres Härtel greift neben der Geige zum Akkordeon. Auf der zierlichen Bühne ist gerade genug Raum für die Instrumentensammlung. Man traut ihnen ohne weiteres zu, dass sie bei den nächsten verregneten Probewochen instrumentalisch weiter aufstocken.
Spielen in den Abend hinein: Duo Härtel Trübsbach. Foto: Ines Wagner
So vielfältig wie die Instrumente sind die Musikarten, in denen sie sich bewegen: Mit Jodler, Jazz, Swing, Eigenkompositionen und Arrangements, die zwischen Jazz und alpenländischer Musik angesiedelt sind.
Der „Hausberg“ des Duos ist der Grimming, der imposanteste Berg in der Steiermark. Dort ist die Violinistin aufgewachsen. Mit Blick auf den Gipfel des Wendelsteins klingt das „Grimming-Lied“ folgerichtig. Florian Trübsbachs Jazz-Kompositionen sind virtuos, konsequent, eigenständig. Sie sind in diesen Arrangements für das Duo Härtel Trübsbach konzipiert. Das macht sie so authentisch.
Eingang zur Alten Tenn mit Galerie – dort finden die Konzerte normalerweise statt. Foto: Ines Wagner
Vielfalt könnte der Name des Programms sein. Ein mitreißendes, aber nicht zu lautes, immer sehr dichtes Programm. Immer nah am Herzen den Zuhörer. Das ist in dieser familiären Atmosphäre ein Geschenk, ein Tribut an den Sommer. Der Abend neigt sich dem Ende entgegen, die Nacht sinkt hernieder. Welches Instrument haben wir heute noch nicht gehört? Richtig, die Bierflaschenflöten.
Und ganz zum Schluss, nach stürmischem Applaus, kommen auch noch die schlichten Hirtenflöten zur Geltung, „bloß ein Stück Holz mit ein paar Löchern“. Und das ist – wie das ganze Konzert – zauberhaft.
Man lässt sie ungern von der kleinen Bühne, aber auch das gehört zum familiären Abend. Denn schließlich wissen alle: Nächsten Sommer gibt es wieder ein Konzert unterm Apfelbaum. Dann krabbelt das Söhnchen von Ursula Philomena Breitenhuber, die hochschwanger noch das Programm zusammenstellt, schon auf der Wiese vor der Orangerie umher. Und wir werden uns wieder verzaubern lassen, das ist sicher.