e.lin im zeitgeist
Begrüßung in „zeitgeist“ Arget. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Sauerlach
Art & living heißt die Ausstellung von Erwin Wiegerling (e.lin) bei Innenarchitektin Ulrike Jantzen in Arget, die noch bis zum 26. Juli zu sehen ist. Der Besucher ist überwältigt von der Fülle, dem Reichtum an Form, Farbe Ausdruck und Materialien, die der renommierte Künstler zeigt.
Schon die Begrüßung ist ein bisschen anders. Draußen vor „zeitgeist“ steht auf einer Staffelei ein Bild des Künstlers von hinten, allerdings ist er sofort an seinem Haarschopf erkennbar. Drinnen empfängt den Besucher ein Pferd aus Stroh.
Kunst und Wohnen
Sie wolle in ihrer Präsentation Kunst und Wohnen ein wenig anders zeigen, erklärt Ulrike Jantzen. Wie könne man Innenarchitektur mit Kunst kombinieren, wie Besuchern die Scheu vor Kunst nehmen, indem man sie nicht so streng wie in einer Galerie, sondern zwanglos mit üblichen Wohnaccessoires ausstellt.
Blick in die Ausstellung. Foto: Petra Kurbjuhn
Der bekannte Restaurator Erwin Wiegerling aus Benediktbeuern ist seit vielen Jahren auch als freischaffenden Künstler unter dem Namen e.lin tätig. Immer wieder überraschte er mit einer neuen Formensprache und mit dem Einsatz ungewöhnlicher Materialien.
Aus den Schaffensperioden von e.lin
In Arget ist jetzt ein Überblick über seine Schaffensperioden zusammengestellt. Dabei gibt es keine chronologische Reihenfolge, sondern die Werke sind in die verschiedenen Wohnkonzepte eingebettet. So findet der Besucher sehr frühe farbige Arbeiten in den hinteren Räumen vor. Hier dominieren kräftige Rottöne, während seine neueren Arbeiten von Blautönen beherrscht werden.
Blautöne dominieren. Foto: Petra Kurbjuhn
Charakteristisch aber für e.lin sind seine Naturmaterialien, die er in dreidimensionalen Landschaftsgemälden verarbeitet.
Als ich ihn vor Jahren in seinem Forum in Gaissach besuchen durfte, erzählte mir Erwin Wiegerling, dass er in aller Früh hinausgehe und Materialien sammle, die er entsprechend der Jahreszeit in den Rahmen komponiert. Auch in Arget ist ein solches Werk aus Schilfgras zu sehen.
Lesetipp: Wie erreiche ich den Menschen – Besuch im Forum lin, KulturBegegnungen Nr.21, Seite 21
Ganz neu aber sind große eindrucksvolle Kompositionen aus Palmrinde, die der Künstler in Form von Spirale und Kreis anordnet.
Spirale aus Palmrinde. Foto: Petra Kurbjuhn
Dazwischen finden sich abstrakt anmutende Farbkompositionen, zuweilen auch in Schwarz-Weiß, die wie Fotos der Brownschen Molekularbewegung aus der Nebelkammer wirken. Der Künstler erklärte mir, wie sie entstehen. Er nutze die Naturmaterialien nicht als Gegenstand der Betrachtung, sondern lässt sie agieren.
Zwei Bewegungen
„Ich tauche sie in Farbe und gebe ihnen einen Impuls zur Bewegung auf der Leinwand“, erklärte er. Gleichzeitig bewegt er den Untergrund. Dabei fertigen zwei unterschiedliche, aber von ihm in Richtung und Geschwindigkeit gesteuerte Bewegungen das Bild.
Abstrakte Arbeiten in Schwarz-Weiß. Foto: Petra Kurbjuhn
Er nennt die die Intuition des Künstlers und seine reichhaltige Erfahrung beinhaltenden Arbeiten „Bewegungsprofile“. Die enorme Leuchtkraft entstehe, weil er kein Bindemittel in der Farbe benutze. „Es funktioniert nur, wenn alles stimmt“, sagt er. Sowohl die Konsistenz der Farbe als auch seine eigene Konstitution. Er übe ständig und irgendwann sei es so weit, dann lege er los. Und so komme ihm seine große Erfahrung als Restaurator immer wieder untergründig zu Hilfe.
Restaurator Erwin Wiegerling und Künstler e.lin
Das Einzigartige im Werk Erwin Wiegerlings ist, dass sich seine Arbeitsfelder gegenseitig befruchten. Sein Wirken als Restaurator, wo er alte, sakrale Kunst konserviert, hilft ihm bei der freien Arbeit und die freie Arbeit helfe ihm bei aktuellen Aufträgen zur sakralen Gestaltung, sagt er.
Auch in zahlreichen Arbeiten in der derzeitigen Ausstellung kommt sein Wirken im sakralen Bereich zur Geltung. Da schimmert in einem Bild eine Christusfigur durch, in anderen abstrakten Werken tauchen ganz kleine christliche Motive wie zufällig auf, die die Komposition spannend machen.
Und dann gibt es Werke aus früherer Zeit, die durch ihren feinen Strich fesseln.
Ein neuer Tag. Foto: Petra Kurbjuhn
Der Besucher findet neben großen Werken auch kleine Arbeizen, die einen Raum verschönern können. In einer findet sich der Satz: „Wer keine Zeit hat, ist ärmer als ein Bettler.“
Die kleinen Arbeiten. Foto: Petra Kurbjuhn