Grandioser Swing in Holzkirchen

Swing sei altbacken und verstaubt, ein Relikt aus den Dreißigern? Weit gefehlt, die vier Musiker von Echoes of Swing bewiesen gestern Abend im leider nur zu zwei Drittel gefüllten Oberbräusaal in Holzkirchen, dass Swing zeitgemäß ist, leichtfüßig daher kommt und die Zuhörer begeistern kann.
Das liegt zuerst an dem perfekten, aber gleichermaßen lockeren, wie zufälligem Zusammenspiel des Quartetts, ein jeder Meister seines Instruments, man hört aufeinander, improvisiert und das Ganze hat einen Hauch von britischem Understatement.

Das liegt nicht nur an Colin T. Dawson an der Trompete, der von der britischen Nordostküste stammt, da wo es in einer Bucht in einer Höhle mit Kneipe einen Geist gibt, dem man jede Nacht ein Bier stehen lässt und dem der Musiker sein Stück „The Ghost of Marsden Grotto“ widmete, eine schön-gruselige Ballade. Eigenkompositionen also, wie auch die melodiöse, stimmungsvolle spanische Ballade, die Pianist Bernd Lhotzky komponierte. Auch er mit Understatement, während er nachgerade atemberaubende Passagen in perfekter Virtuosität spielt, wirkt der Ausnahmenmusiker fast wie unbeteiligt an seinem Flügel, reißt die Gäste aber zu Begeisterungsstürmen hin.

Der dritte ist der amerkanischstämmige Altsaxophonist Chris Hopkins, der vorwiegend durch den Abend führt, unangestrengt witzig. „Jetzt spielen wir nach Noten, damit wir beweisen, dass wir eine klassische Ausbildung haben, wir können Noten lesen.“
Wunderbar sein rhythmisches Duo „Me to me“ mit dem Piano, eine brillante Zwiesprache auf höchstem Niveau. Drummer Oliver Mewes hat seinen Höhepunkt am Ende des Konzerts, wo er spannend und locker gleichermaßen sein Solo grandios dahinschmettert.

Neben Eigenkompositionen bearbeitet das Quartett Klassiker, richtige, also Beethoven, Dvorak oder Chopin, kaum wiederzuerkennen, dafür frisch, flott und mit witzigen Gags, ebenso wie es Klassiker des Swing neu in seiner Art wieder entdeckt. „That’s my desire“ zum Beispiel, wo sich Trompeter Colin T. Dawson auch als gefühlvoller Sänger erweist. Oder „Love me oder leave me“, in dem die Bläser zu einer gekonnten Unterhaltung ansetzen.

„All through the night“ heißt das Cole Porter-Stück, das Bernd Lhotzky am Piano als Solo mit einer Nonchalance und Leichtigkeit spielt, dass es den Atem verschlägt, ebenso bei dem irrwitzig virtuosem Klassiker „Body and Soul“.

Die Holzkirchner verdankten diesen Abend, der den Auftakt zu einem dreitägigen Swing-Festival bildet, Peter Wortmann. Der Münchner hatte bereits vor zehn Jahren in Tegernsee eine Jazzfestival ins Leben gerufen, das aber wieder einschlief. Jetzt will er es in Holzkirchen etablieren. Wenn man den Beifall des Publikums bei „Echoes of Swing“ zum Maßstab nimmt, wird es ein grandioser Erfolg.

 

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