Eine Reise durch die Welt des Rhythmus
Philipp Jungk und Alexander Glöggler in ihrem Element. Foto: Verena Huber
16. Otterfinger Kulturwoche
Roter Samtvorhang. Blaue Scheinwerfer. Unmengen an Percussioninstrumenten. Bei der Otterfinger Kulturwoche waren am vergangenen Mittwoch Double Drums zu Gast. Sie entführten das Publikum in die Welt des Rhythmus. Doch was haben Benzinkanister und ein Kontrabassbogen unter all den Trommeln verloren?
Man betritt die Aula der Otterfinger Grundschule und sofort springt einem die reich bestückte Bühne ins Auge. An zentraler Stelle ein großes Marimbaphon, das wir später noch oft hören dürfen. Daneben unzählige Trommeln, Becken, Mikrophone, Verstärkerboxen und etliche Instrumente, die man noch nie gesehen hat oder deren Namen man überhaupt nicht weiß. Das scheint ein vielversprechender Abend zu werden. Es herrscht großer Andrang auf die besten Plätze. Darüber freut sich auch die Organisatorin der Otterfinger Kulturwoche Hertha Böhner.
Zahlreiche Instrumente schmücken die Bühne. Foto: Verena Huber
Als es endlich losgeht, hört man das wohlbekannte Geräusch eines stimmenden Orchesters kurz vor Konzertbeginn. Im Anschluss dringt Beethovens V. Symphonie aus den Lautsprechern. Bekommt man hier etwa doch nicht die Musik zu hören, die man erwartet hatte? Die Ironie der Szene löst sich erst auf, als die beiden Schlagzeuger Philipp Jungk und Alexander Glöggler in die Musik mit einsteigen und allmählich das Lied zu ihrem eigenen machen. Spätestens als das Hauptthema der IX. Symphonie, „Freude schöner Götterfunken“, das Stück zum Ende bringt, ist das gesamte Publikum begeistert.
Spektrum an Farben und Stimmungen
Double Drums versteht es meisterhaft, verschiedenste Stimmungen zu erzeugen. Dies geschieht sowohl im Verlauf des kompletten Konzertabends, wie auch innerhalb eines einzelnen Stückes. Man befindet sich erst in einem tropischen Urwald. Eine OceanDrum, Muscheln, Rasseln und Kesseltrommeln versetzen einen mitten in ein afrikanisches Stammesritual. Dann wird man über Meeresrauschen hin zu sphärischer Traummusik geführt. Der Übergang verläuft so fließend, dass man ihn erst gar nicht mitbekommt.
Selbst Sägen und Werkzeugkästen kommen hier zum Einsatz. Foto: Verena Huber
Die zwei sympathischen Musiker müssen keine großen Ansagen machen, um das Publikum zu unterhalten. In ihrer Musik ist für jeden etwas dabei. Und das zeigen sie auch. Mal führen sie ein Stück pantomimisch auf. Ein anders Mal fordern sie die Zuhörer zum Klatschen verschiedener Rhythmen auf. Doch am meisten überraschen wohl immer wieder diejenigen Stücke, in denen übliche Haushaltsgegenstände oder Heimwerker-Utensilien zu wunderbarer Musik werden. Was man aus Sägen, Ratschen, Benzinkanistern und Emaille-Kochtöpfen nicht für Geräusche herausbekommt.
Ein Kontrabassbogen spielt Schlagzeug
In der zweiten Hälfte ihres Konzertes kehren die Schlagzeuger wieder zu klassischer abendländischer Musik zurück. Wieder hört man aus den Lautsprechern ein Orchester. Es spielt dieses Mal ein Präludium von Bach. Und endlich wird die Spannung aufgelöst, weshalb ein Bassbogen auf der Bühne zu sehen ist. Nein – hier wird nicht Kontrabass gespielt. Während Philipp Jungk meisterhaft mit vier Schlägeln das Marimbaphon bedient, streicht Alex Glöggler gefühlvoll mit dem Bogen über kleine Metallscheiben, sog. antike Zimbeln. Es entstehen flirrend hohe, aber sanfte Töne, die sich ganz wunderbar mit dem warmen Klang des Marimbas vereinen.
Trommeln, Becken und Kübel. Foto: Verena Huber
Als man denkt, man hätte das gesamte Spektrum an Percussionmusik an diesem einen Abend erlebt, überraschen die beiden Ausnahmemusiker noch einmal. Auf Aluleitern und Plastikkübeln lässt sich ebenfalls spannende Musik machen. Das Publikum ist derart begeistert, dass der Applaus gar nicht mehr enden will.