Ekaterina Zacharova: Ein Meer von Licht und fallenden Farben
Ekaterina Zacharova in ihrer Ausstellung am Tegernsee, Foto: Ruth Alexander
Ausstellung in der HypoVereinsbank Rottach-Egern
Eine Serie der Stadt, die niemals schläft: Ekaterina Zacharova nimmt uns mit nach New York
Wer New York kennt, weiß, dass diese Stadt einen nicht loslässt. Die Eindrücke, die man hier aufsaugt, sind einfach zu stark. Wenn man Ekaterina Zacharovas Bilder betrachtet, spürt man, dass es der Künstlerin genauso ergangen sein muss. Denn sie transportieren genau jene Stimmung, die so fesselnd ist an New York. Ein Glück, dass die russische Künstlerin derzeit gleich doppelt ausstellt, in Rottach-Egern und in Rosenheim. Ein Ausstellungsraum für die 25 zum Teil großflächigen Formate dieser Serie hätte auch nicht gereicht und so wurde geteilt: neun Bilder hängen am Tegernsee, die anderen am Inn. Die Rottacher wurden vergangene Woche von der Künstlerin persönlich durch die Schau geführt.
Von 2013 bis 2016 hat Zacharova die Serie „New York – New York“ gemalt, dafür war sie immer mal wieder für ein paar Tage in der US-Metropole. Dort wurde nur skizziert – und aufgesogen. So intensiv, dass daraus ein beeindruckendes Kaleidoskop des American Way of Life entstanden ist. Er kommt geballt daher, in großstädtischer Hektik, in den typischen Häuserschluchten Manhattans, den Mix der Menschen, Schichten, Ethnien.
Der Mensch im Fokus
Wichtig zu wissen: die Situationen sind nicht real, es sind vielmehr einzelne Beobachtungen von Straßen-, Café- oder Bahnhofsszenen, die die Künstlerin dann in ein Ölbild fasst. Die Gebäude sind hier übrigens nur der Rahmen, Zacharova thematisiert sie nicht. Zwar erkennt man den Times Square oder Grand Central Station. Doch im Fokus steht der Mensch. Und der ist immer in Bewegung. Er geht über die Straße, in einer Hand den Coffee to go, in der anderen das Smartphone, manchmal sogar noch Kopfhörer am Ohr – so, als würden die Reize der Stadt nicht genügen. „Bird of Fortune“ gefällt mir besonders gut: ein Pärchen im Bryant Park, beide so mit ihren Smartphones beschäftigt, dass sie nicht wahrnehmen, wie ein Glücksvogel über ihnen vorbeifliegt.
Der „Bird of Fortune“ fliegt leider weiter, Foto: Raphael Lichius
Das allgegenwärtige Smartphone scheint wie ein Fixpunkt in Zacharovas Bildern. Das Mantra des „always online“ ist in New York vermutlich schon länger verbreitet als in Europa. Aber ist es vielleicht auch ein Ausweg für diejenigen, die sich nicht in die Augen schauen wollen, aus welchen Gründen auch immer. Umso intensiver die Bilder, in denen die New Yorker den Blick auf etwas anderes richten: einen Menschen, ein Gebäude oder einfach nur gedankenverloren in die Luft. Immer spielt Zacharova perfekt mit Licht und Schatten. Mimik und Körper der Menschen, die sie in den Fokus nimmt, ziehen den Betrachter in seinen Bann.
Wie schön das Leben sein kann! „high life“, Foto: Raphael Lichius
The city that doesn’t sleep
New York schläft nie, das wissen wir spätestens seit Frank Sinatra. Und so gehen abends die noch bunteren Lichter der Stadt an, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause oder schon ins Nightlife. Banker im Business-Outfit neben einer Schwarzen mit kurzen Haaren, die wir leider nur von hinten sehen. Aber sie ist selbstbewusst, das erkennt man an ihrer Haltung, die förmlich nach Beachtung giert. In der Szene, die Zacharova in „venturing out“ festhält, geht sie leider leer aus. Anders in „stop and stare“. Hier zieht die Frau im farbenfrohen Minikleid alle Blicke auf sich.
Gebäude, die sich im Lichtermeer auflösen „stop and stare“, Foto: Raphael Lichius
In New York nehmen die Menschen die Straße für sich ein, das zeigt Zacharova in allen Bildern dieser Serie. Wer andere US-amerikanische Städte kennt, weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist, im Gegenteil: meistens dominiert das Auto die Szene. Vielleicht ist es das, was uns an New York so fesselt und fasziniert. Und für alle, die noch nicht im Big Apple waren: spätestens nach dem Besuch der Ausstellungen „New York – New York“ will man dieses Gefühl selbst erleben.
HypoVereinsbank Rottach-Egern, Mo. – Fr. 9.00 Uhr – 12.00 Uhr und 14.00 Uhr – 16.00 Uhr, 83700 Rottach-Egern, Nördliche Hauptstr. 17