Elisabeth Neuhäusler erhält den Kulturpreis der Stadt Miesbach
Bürgermeisterin Ingrid Pongratz ehrt Elisabeth Neuhäusler. Foto: Isabella Krobisch
Preisverleihung im Waitzinger Keller
Der Waitzinger Keller ist das Stammhaus des Freien Landestheaters Bayern. Also der ideale Ort für die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Miesbach, für den sich die Mezzosopranistin Elisabeth Neuhäusler mit einer sehr emotionalen Rede bedankte.
Bürgermeisterin Ingrid Pongratz schickte ihrer Laudatio voraus, „wir wollen heute nicht nur den wundervollen Gesang von Elisabeth Neuhäusler würdigen, sondern auch ihr vorbildliches Wirken für das Freie Landestheater Bayern – und ihr soziales Engagement, mit dem sie sowohl das kulturelle als auch das gesellschaftliche Leben in Miesbach und weit darüber hinaus bereichert. Denn diese Frau brennt voller Leidenschaft für ihren künstlerischen Beruf ebenso wie für ihre Familie. Ihr ist keine Arbeit zu viel oder zu minderwertig, sie packt alles hochmotiviert und mit sehr viel Gefühl an. Damit haucht sie unserem Kulturzentrum Leben ein und lockt Besucher aus nah und fern nach Miesbach, begeistert aber auch bei den Gastspielen der Bühne in ganz Bayern“.
Das Talent liegt in der Familie
Elisabeth Neuhäusler wuchs in Passau mit drei Geschwistern auf. Das sängerische Talent liegt in ihrer Familie. Schon mit fünf Jahren trat sie in einen Chor ein, sang mit acht Jahren ihr erstes Solo in einer Mozartmesse, lernte bereits im Kindergarten Blockflöte und erhielt später Unterricht in Klavier und Querflöte. Am Richard-Strauss-Konservatorium in München studierte sie klassischen Gesang. Schon im zweiten Studienjahr wurde sie zur festen Aushilfe in den Konzertchor des Bayerischen Rundfunk auserwählt und wirkte an Produktionen unter anderem mit Leonard Bernstein, Simon Rattle und Sir Colin Davies mit.
Elisabeth Neuhäusler absolvierte den Abschluss als Klassische Opern- und Konzertsängerin. Horst Reday, ihr Lehrer im Fach Opernschule, hatte sie schon während des Studiums an die damalige Oberlandbühne zu Rudolf Maier-Kleeblatt vermittelt, wo sie als 3. Dame in Mozarts „Zauberflöte“ debütierte und die Rolle der Mutter in der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ übernahm.
Beruf und Familie als große Herausforderung
1989 heirateten Rudolf Maier-Kleeblatt und Elisabeth Neuhäusler und seitdem ist sie in Miesbach beheimatet. Nach zwei Jahren kam Sohn Moritz zur Welt und weitere zwei Jahre später Sohn Felix. Seine geistige Behinderung erforderte viel Zeit und Aufmerksamkeit. Einfach war es daher nicht, den künstlerischen Beruf und das Privatleben zu vereinbaren. Aber Elisabeth Neuhäusler hat mit Hilfe ihrer Familie diese große Herausforderung gemeistert. Und wurde damit auch zum Vorbild für andere Familien, die mit ihrem Schicksal haderten. Sie engagierte sich tatkräftig im Elternbeirat der Anton-Weilmaier-Schule, unterstützte und motivierte auch andere Eltern, sich ihrer schwierigen Situation zu stellen und mit ihren Kindern am öffentlichen Leben teilzunehmen. Sie hat mit Menschen mit Beeinträchtigung musikalisch und stimmlich gearbeitet und Inklusionsveranstaltungen organisiert.
Was Elisabeth Neuhäusler neben ihrer Stimme so auszeichnet, ist die emotionale Einfühlung in all ihre Rollen. Sobald sie in Kostüm und Perücke schlüpft, ist sie eine andere und lebt ihre Texte, singend und spielend. Viel hat sie von Kollegen und dem Austausch innerhalb des Ensembles gelernt, das schätzt sie besonders an ihrem Beruf. Vor zehn Jahren führte sie erstmals Regie. Im „Rattenfänger von Hameln“, einer Co-Produktion von Gymnasium Miesbach und dem FLTB. Aber am liebsten steht sie selbst auf der Bühne und zwar in den unterschiedlichsten Rollen: Ob im „Nostradamus“, im „Jedermann“ oder im „Goggolori“, ob im „Weißen Rössl“ oder dem „Vogelhändler“, um nur einige Beispiele zu nennen.
Bürgermeisterin Ingrid Pongratz betonte vor den rund 300 Festgästen, dass Elisabeth Neuhäusler mehrmals verlockende Angebote großer Theater und Opernhäusern ausgeschlagen habe. „Ihre Treue zu Miesbach erfüllt uns mit Stolz. Wir danken Ihnen, liebe Frau Neuhäusler, für Ihr riesengroßes Engagement, mit dem sie den Namen ihrer Heimatstadt so positiv in die Kulturwelt hinaustragen. Sie bereichern unser kulturelles, gesellschaftliches und soziales Leben enorm und ich freue mich sehr, Ihnen heute den Kulturpreis der Stadt Miesbach überreichen zu dürfen“.
Tor in eine ganz besondere Welt
Die frischgekürte Preisträgerin bedankte sich mit einer sehr zu Herzen gehenden Rede für die hohe Ehre, die ihr als „Zuagroste“ mit dem Kulturpreis der Stadt Miesbach zuteil wird. Sie bekannte, dass der Moment der Preisverleihung für sie sehr viel Ähnlichkeit mit dem allerersten Auftritt als Hauptdarstellerin in einer neuen Produktion habe. „Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass ich hierfür nicht monatelang die Gelegenheit hatte zu üben. Heute erleben Sie mich ganz privat und doch als öffentliche Person – ohne Kostüm und Maske – so echt, so authentisch wie ich eben sein kann“. Mit bewegenden Worten bedankte sich Elisabeth Neuhäusler bei Familie und Freunden, besonders aber bei ihrem Sohn Felix. „Du hast uns das Tor in eine ganz besondere Welt geöffnet. Durch Dich haben wir die Möglichkeit, Menschen zu begegnen, schätzen und lieben zu lernen, die auf ganz eigene und individuelle Weise einfach nur „Sein“ können“.
Mit Elisabeth Neuhäusler erhält zum ersten Mal eine Frau den Kulturpreis der Stadt Miesbach. Ihr Ehemann Rudolf Maier-Kleeblatt wurde als Intendant des Freien Landestheaters Bayern 2006 mit der Ehrung bedacht. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 1.500 Euro verbunden.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt durch das Kammerensemble des Freien Landesorchesters Bayern.