Elisabeth Neuhäusler

Starke Farben und ein Zebra für den guten Zweck

Die Sängerin und Künstlerin Elisabeth Neuhäusler mit ihrem Zebra. Foto: Waitzinger Keller/CS

Ausstellung in Miesbach

Bretter, die die Welt bedeuten – das ist die Bühne des Waitzinger Keller für die Mezzosopranistin und Künstlerin Elisabeth Neuhäusler. Anlässlich ihres 60. Geburtstages zeigt sie dort, wo sie schon seit Jahrzehnten vor und hinter der Bühne wirkt, ihre Aquarelle.

Frösche, Blumen, Menschen im Regen und ein riesiges Zebra – über 20 Aquarelle von Elisabeth Neuhäusler zieren derzeit die Wände des Waitzinger Keller. Ein Ort, der ihr sehr am Herzen liegt und den sie „als ihr zweites Wohnzimmer“ bezeichnet. Denn im Stammhaus des Freien Landestheaters Bayern (FLTB) stand sie als gefeierte Mezzosopranistin und Publikumsliebling in etlichen Paraderollen auf der Bühne: ob als Buhlschaft aus „Jedermann“, die Baronin Adelaide aus „Der Vogelhändler“ oder als Dolly im Broadway-Musical „Hello Dolly“. Inzwischen ist sie auch hinter der Bühne tätig und kümmert sich unter anderem mit Herzblut um Requisite, Masken- und Lichtassistenz.


Elisabeth Neuhäusler und ihre Kostüme. Foto: Isabella Krobisch

Deshalb beschränkt sich die Ausstellung zu Ehren der Künstlerin nicht nur auf ihre gemalten Bilder, sondern zeigt auch ihre Originalkostüme aus verschiedenen Produktionen und sogar Requisiten wie etwa Petit Fours aus Don Giovanni und der Fledermaus. An zwei Hörstationen können Besucher sogar Gesangsauszüge der Künstlerin und ein Podcast-Porträt über ihr Leben anhören.

Elisabeth Neuhäusler: Eine Summe von Aktivitäten, Interessen und Fähigkeiten

Als am Münchner Konservatorium ausgebildete Opern- und Konzertsängerin hätte die gebürtige Passauerin an vielen Bühnen und Opernhäusern Engagements erhalten. Doch schon während der Ausbildung kam sie an die damalige Oberlandbühne, ein Vorläufer des FLTB, wo sie als dritte Dame in Mozarts Zauberflöte debütierte. Es dauerte nicht lange, bis sie ihr Herz in Miesbach verlor. Nämlich an den Intendanten des Theaters, Rudolf Maier-Kleeblatt. Die beiden heirateten und bekamen zwei Söhne.

Elisabeth Neuhäusler
Elisabeth Neuhäusler mit Miesbachs Bürgermeister Dr. Gerhard Braunmiller. Foto: CS

„Dieser Abend ist ohne Frage wieder ein Höhepunkt in meinem Leben“, sagt Elisabeth Neuhäusler anlässlich der Eröffnung ihrer Ausstellung vor den zahlreichen Gästen und kämpft mit den Tränen. Denn Miesbachs erster Bürgermeister, Dr. Gerhard Braunmiller, hielt eine berührende Laudatio auf die Künstlerin. „Du schöpfst aus dem Vollen und bist dir für keinen Einsatz zu schade – deine Heimatstadt ist sehr stolz auf dich“, betonte er und bedankte sich bei ihr mit einem Blumenstrauß.

Auch ihr Ensemble-Kollege, Schauspieler und Sänger Markus Eberhard, hielt eine Ansprache. „Elisabeth ist eine Summe von so vielen Dingen, Aktivitäten, Interessen und Fähigkeiten, dass einem schier schwindelig werden kann“, kommentiert er ihre Schaffenskraft und ihr Engagement. Vor allem auch als Behindertenbeauftragte der Stadt Miesbach, ein Ehrenamt, das sie 2020 übernahm.

Malen für Elisabeth Neuhäusler als Tankstelle für Kraft und Freude

Aber schon lange davor engagierte sich Elisabeth Neuhäusler für Inklusion, denn ihr jüngster Sohn kam mit einer geistigen Behinderung zur Welt. Als Mitglied des Elternbeirats der Anton-Weilmaier-Schule in Hausham unterstützte sie andere betroffene Eltern, organisierte Inklusionsveranstaltungen und vieles mehr. Gemeinsam mit ihrem Mann entstand die Idee, Menschen mit Handicap zu den öffentlichen Generalproben des FLTB einzuladen. 2016 wurde ihr künstlerisches und soziales Engagement von der Stadt Miesbach mit dem Kulturpreis gewürdigt.

Das Malen ist für Elisabeth Neuhäusler keine Flucht, sondern eine Tankstelle für Kraft und Freude. „Natur, Himmel und alles anschauen, damit etwas in einem aufmacht, das ist der Wert“, zitiert Markus Eberhard sie bei seiner launigen Ansprache. Ein Satz, der ihn sehr beeindruckt hat. Denn bei ihrer Malkunst geht es ihr nicht um die Wiedergabe des Gesehenen, sondern um Transformation, um die Verwandlung einer Inspiration. „Ich brauche ein Motiv, das mich fesselt, und am Ende hat das Bild wenig damit zu tun, was es war“, so die Künstlerin. Passend zu ihrer Persönlichkeit malt sie mit starken Farben, denn die für Aquarelle häufig verwendeten pastelligen Töne sind nicht ihre Sache.

Unterstützung für den Verein Wohnen mit Handicap im Miesbach e.V.

So fällt auch das großformatige rote Zebra-Bild von Elisabeth Neuhäusler ins Auge, das am Vernissage-Abend auf der Bühne thront. Hier zeigt sich das große Herz der Künstlerin. „Es ist das einzige Bild, von dem ich bereit bin, mich zu trennen“, sagt sie bei ihrer Ansprache. „Ich lasse es nur los für einen guten Zweck.“ Denn damit will sie den Verein Wohnen mit Handicap in Miesbach e. V. unterstützen, der sich für Wohnraum für junge Menschen mit Beeinträchtigung einsetzt. Dabei geht es nicht um Wohnheime, betont sie, sondern um barrierefreie Apartments mit großer Gemeinschaftswohnküche und ambulanter Pflege – wie eine Wohngemeinschaft.


Die Regenserie „Beschwingt und beschirmt in jedem Alter“ von Elisabeth Neuhäusler. Foto: CS

Einen Ort dafür konnte der Verein mit viel Glück in Schaftlach auftun. Dort entsteht ein neuer Komplex, in dem im Herbst 2027 sieben junge Menschen ein neues Zuhause finden. Eindringlich erinnert Elisabeth Neuhäusler an die Wichtigkeit solcher Projekte: „Wer in jungen Jahren verunfallt, erkrankt und pflegebedürftig wird und keine Möglichkeit hat, daheim gepflegt zu werden, fällt in unserer Gesellschaft durch und kommt in ein Alten- oder Pflegeheim“, mahnt sie.

Höchstgebote für das rote Zebra für eine rollstuhlunterfahrbare Küche

Um einen Beitrag für eine rollstuhlunterfahrbare Küche in dem neuen Haus in Schaftlach zu leisten, versteigert Elisabeth Neuhäusler ihr geliebtes Zebra. „Der Höchstbietende, der bis zu meinem 60. Geburtstag am 18. März ein ernsthaftes Angebot abgibt, bekommt den Zuschlag“, sagt sie und bittet Interessenten, an sie heranzutreten. Ein weiteres Vorhaben, das diesem Kraftpaket von einer Frau sicher gelingen wird.


Julia Dippel vom FLTB singt zu Ehren von Elisabeth Neuhäusler „At Last“ von Etta James. Foto: CS

Berührend an diesem gelungenen Vernissage-Abend sind auch die musikalischen Darbietungen ihrer Künstlerkollegen vom FLTB wie etwa von Regisseurin und Bestseller-Roman-Autorin Julia Dippel, die stimmgewaltig „At Last “ von Etta James schmettert. Bariton und künftiger Geschäftsführer des FLTB, Philipp Gaiser, performt „What a wonderful world“ von Louis Armstrong. Mit engagierten und großherzigen Menschen wie Elisabeth Neuhäusler ist unsere Welt wirklich eine wunderbare.


Künstlerkollegen vom FLTB. Foto: Isabella Krobisch

Die Ausstellung ist noch bis 3. April im Waitzinger Keller in Miesbach zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr, Donnerstag von 14 bis 16 Uhr und bei Saal-Veranstaltungen. Eintritt frei. Veranstalter: Kulturamt der Stadt Miesbach; Konzept: Isabella Krobisch; Gestaltung und Umsetzung: Lisa Mayerhofer; Hängung/Licht/Hörstation: Technik-Team Waitzinger Keller.

Erfahren Sie mehr über Elisabeth Neuhäusler in einem Podcast der klingenden Landkarte hier.

Zum Weiterlesen: „Die verkaufte Braut“ in Miesbach

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