Elternschule

„Gute Erziehung“ – Wie geht das heute?

Kameramann Daniel Schönauer im Foolskino. Foto: Petra Kurbjuhn

Filmmatinee in Holzkirchen

Partnerschaftlich, auf Augenhöhe oder strikte Grenzen setzen, konsequent auftreten…das eine oder das andere oder beides? Was ist richtig? Der Film „Elternschule“ von Jörg Adolph und Ralf Bücheler über die stationäre Therapie in einer Klinik in Gelsenkirchen hat großes Interesse und Kontroversen bei Medien, Eltern und Erziehern hervorgerufen.

Monika Ziegler vom Verein KulturVision begrüßte zur eigens für diesen Film im Rahmen der Reihe „Anders wachsen“ aufgenommene Matinee die zahlreichen Besucher im ausverkauften Foolskino und wies gleich auf die unterschiedlichen Positionen in der Medienlandschaft hin.

Von „Ein Muss für Eltern“ (SZ, BR) mit viel positiver Kritik bis hin zu „sollte verboten werden“ war alles dabei. Sie wünschte sich für die anschließende Diskussion mit Kameramann Daniel Schönauer einen respektvollen Umgang mit der Meinung des anderen. Anliegen und Botschaft des Films sollten offen und unvoreingenommen diskutiert werden.

Elternschule
Dietmar Langer. Foto: Zorro Film

Diplom-Psychologe und Therapeut Dietmar Langer erklärt gleich zu Beginn des Dokumentarfilms, wie ein Kind sich in der Welt zurechtfindet. Diese sei grundsätzlich chaotisch für das Kind. Deshalb müsse das Kind die Welt von Anfang an für sich vorhersehbar machen.

Elternschule
Tafelbild mit Modellen. Foto: Zorro Film

Das beinhalte etwa aktives Erkunden. Dabei braucht das Kind Grenzen, um sich nicht zu überfordern. Was aber passiert, wenn diese Grenzen nicht gesetzt werden und das Kind sein Experiment ständig ausweitet? Eltern, die in die Klinik kommen, haben den richtigen Zeitpunkt, um Grenzen zu setzen, meist übersehen. Für sie ist der Alltag nicht mehr erträglich. Sie sind verzweifelt und leiden sichtlich. Gemeinsam mit ihrem Kind müssen sie Strategien entwickeln, bei denen es sowohl ihnen als auch dem Kind gutgeht.

Elternschule
Muhammet Ali testet Grenzen aus. Foto: Zorro Film

Eltern sollen die Akutphänomene ihrer Kinder beobachten und dann lernen, die Führung zu übernehmen, sich nicht in eine Spirale von Forderung und Gegenforderung drängen zu lassen. Liebevolles und dennoch konsequentes Verhalten baut Spannungen am besten ab. Denn jeder Machtkampf mit dem Kind, besonders das Zurschaustellen demonstrativer Hilflosigkeit durch das Kind, belastet Eltern sehr.

Schreikinder, Schlaflosigkeit, Essstörung

Im Film werden die therapeutischen Maßnahmen des Klinikpersonals gezeigt. Schreiende Kinder, Kinder, die einfach nicht schlafen können oder wollen, Kinder, die das Essen verweigern. Bei allen wird die Not von Eltern und Kindern gleichermaßen sichtbar. Deutlich dargestellt wird der Ansatz von Ärzten und Therapeuten: in einer ruhigen, konsequenten, dem Kind zugewandten Atmosphäre, mit klarer Körpersprache.

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Im Spiel. Foto: Zorro Film

Auch die Eltern werden während des dreiwöchigen Klinikaufenthalts intensiv begleitet und angeleitet. Häufig können so eine weitgehende Verbesserung der Lebenssituation und Verhaltensänderungen erreicht werden. Eltern und Kinder begegnen sich gelassener und gehen entspannter miteinander um. Nach einer häuslichen Eingewöhnungszeit oder jederzeit nach Bedarf können Eltern und Kind wieder bei Dietmar Langer und seinem Team vorstellig werden.

Rege Diskussion im Anschluss

Wunschgemäß fand im Anschluss eine rege und gleichzeitig unaufgeregte Diskussion statt. Daniel Schönauer beantwortete alle Fragen aus dem Publikum kompetent und eloquent. Er erklärte, selbstverständlich stünden den Eltern auch Therapeuten zur Verfügung, etwa für autogenes Training oder um Spaziergänge mit den Kindern zu erproben.

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Daniel Schönauer in der Diskussion. Foto: Petra Kurbjuhn

Als wichtig erachtete er auch Therapien, die im Film nicht gezeigt wurden, wie Ergo-, Kunst- und Puppenspieltherapien. Bei Letzteren konnten die Kinder Familiensituationen eindeutig darstellen. Die Diskutanten beurteilten den Film überwiegend positiv und fanden, dass dies ein „sehr wertvoller“ Film sei.

Auf Anfrage sagte Schönauer, dass die Eltern informiert wurden und bereit waren, sich filmen zu lassen. Alles sei in wertschätzender Atmosphäre geschehen und niemand sei bloßgestellt worden. „Wie hoch ist die Abbrecherquote?“ fragte ein Zuschauer. Das sei einmal passiert, versicherte der Kameramann. „Der Arzt konnte die Eltern überzeugen, ihrem Kind bestimmte Dinge zuzutrauen. Es geht Eltern und Kindern jetzt besser“, war seine abschließende Einschätzung.

Die nächste Filmmatinee im Rahmen der Reihe „Anders wachsen“ findet am 3. Februar um 11 Uhr im Foolskino Holzkirchen statt. Wir zeigen „Power of change“, die Diskussion leitet Josef Kellner von der Energiewende Oberland.

Zum Weiterlesen „Alphabet“:

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