Emanuel Mooner

Emanuel Mooner erzählt unvollständige Geschichten

Zwei Collagen von Emanuel Mooner. Foto: Valerija Vuk Strobel

Ausstellung in Tegernsee

So unterschiedlich das Werk Emanuel Mooners ist, so einheitlich ist die Herangehensweise des Münchner Künstlers. Objekte, Lichtinstallationen und Collagen sind jetzt in der Kunstakademie Tegernsee am Steinmetzplatz 3 zu sehen. Und der Künstler wird auch seine Arbeitsweise weitergeben.

Im Fenster sind rot lackierte, stark deformierte Benzinkanister ausgestellt. An der Frontseite findet der Besucher eine Lichtinstallation, zusammengesetzt aus den Buchstaben OVER. An der rechten Wand hängen Collagen in einheitlicher Größe. Sie enthalten bekannte oder auch weniger bekannte Objekte, Fotos, Zeichnungen.

Emanuel Mooner
Deformierter Benzinkanister. Foto: Valerija Vuk Strobel

„Ich möchte mit meinen Arbeiten Geschichten erzählen, aber nicht zu Ende“, erklärt der Künstler. Er wünsche sich, dass das Publikum seine angefangenen Geschichten für sich zu Ende erzählt, jeder auf seine Weise.

Verfremdete Objekte

Der ästhetische Anspruch von Emanuel Moore besteht darin, dass er Objekte verfremdet. So wie den Kanister. Ein Objekt, das perfekt erscheint, lackiert er zunächst knallrot, erhöht ihn damit, entraubt ihm aber gleichzeitig seinen Zweck, indem er ihn verformt. Denn benutzen kann man ihn so nicht mehr.

Emanuel Mooner
Entfremdete Muttern. Foto: Valerija Vuk Strobel

Ebenso geht er mit Handwerkszeug um, lackiert Muttern bonbonfarben und gestaltet eine Kette daraus, völlig nutzlos für ihren ursprünglichen Zweck, weil sie aus ihrem Kontext heraus – und in einen neuen hineingebracht werden. Jetzt sind sie Ausstellungsobjekte.

Dem Zweck beraubt

Auch die Lichtinstallationen sind neu arrangiert. Der Künstler erzählt, dass er Werbeschriften von Hauswänden aufkaufe und daraus neue Buchstabenkonstellationen forme, die alten Leuchtstoffröhren von Reklametafeln werden wiederum ihres ursprünglichen Zweckes beraubt, um sich nunmehr als neues Objekt präsentieren zu dürfen.

OVER
Reklameleuchtstoffröhren im neuen Kontext. Foto: Valerija Vuk Strobel

Er benutze Fundstücke und gebe dem ursprünglichen Begriff des „objet trouvé“ von Marcel Duchamp eine neue Bedeutung, sagt der Künstler.

Aus Kontext gelöst

Am deutlichsten wird dieses Konzept bei den Collagen. Emanuel Mooner löst vorhandene Bilder aus ihrem Kontext und setzt sie neu zusammen. Damit ergeben sie ein unerwartetes Bild, der Betrachter hat keine Ahnung woher die einzelnen Bildteile stammen und ist aufgefordert, die angefangene Geschichte, die der Künstler präsentiert, für sich zu Ende zu erzählen.

Collagen
Blick auf die Collagen. Foto: Valerija Vuk Strobel

Da gibt es einen Dschungel, in dem zwei alte VW Golf stehen, zudem zwei weibliche Figuren im Stil der sechziger Jahre plus ein Eisbecher mit grüner Soße. Eine konkrete Aussage hat das Bild nicht. Was der Künstler damit ausdrücken möchte, bleibt dem Betrachter verborgen. Soll es auch, ein Geheimnis soll es sein.

Weibliches Geschlecht in Szene gesetzt

„Ich will nicht alles erklären“, sagt Emanuel Mooner, er wolle die Betrachter zu neuen Gedankengängen anregen.

Die meisten Collagen enthalten Objekte aus mehreren Zeitzonen, Pin-up-Girls aus den 50er oder 60er Jahren, Elemente aus den 80ern, sowie moderne Objekte. Er mixt wissenschaftliche Darstellungen, etwa eines Hirns, mit Kunst, er ergänzt mit Farbspritzern. Und er setzt immer wieder das weibliche Geschlecht in Szene, ohne je Grenzen zu überschreiten.

Collagen
Foto: Valerija Vuk Strobel

Marylin als Ikone kommt da vor oder Grace Jones. Warum nur hat sie diesen Stab zwischen Nase und Lippe? Und warum steht sie vor dem Abbruchhaus? Warum ist der Hund auf Rollschuhen unterwegs?

Ist das nicht das Haus aus dem Hitchcock-Klassiker „Psycho“? Aber die Frau davor ist nicht Janet Leigh, oder doch?

Und was sagen die roten gen Himmel gestreckten Hände über dem Grand Canyon aus? Gebet? Hilferufe? Ist das eine neue Freiheitsstatue?

Valerija Vuk Strobel hat die Kunstakademie Tegernsee 2018 gegründet und seit einem Jahr gibt es die Akademie-Galerie am Steinmetzplatz 3 in Tegernsee. Das Besondere daran: Die ausstellenden Künstler laden auch zu Workshops ein. So wird Emanuel Mooner nicht nur am Samstag, 7. März von 18 bis 21 Uhr zu einem „Meet & Greet“ erwartet, sondern er leitet am Samstag, 21. März, ab 15 Uhr einen Collage-Workshop für Kinder und Jugendliche. Anmeldungen unter info@kunstakademie-tegernsee.com. Die Ausstellung ist bis zum 21. März montags und donnerstags von 11 bis 15.30 Uhr, freitags von 10 bis 14.30 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

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