Energiewende

Mit Netzwerk für die Energiewende

Blick in den Pfarrsaal. Foto: MZ

Treffen in Miesbach

Zum Runden Tisch Energiewende hatte „anders wachsen“ von KulturVision e.V. gemeinsam mit der Energiewende Oberland und dem Klimaschutzmanagement des Landkreises eingeladen. Ergebnis: Die Vernetzung ist dringend erforderlich und wird weitergeführt.

Schon bei der Vorstellungsrunde wurde klar: Die etwa 30 Interessierten aus dem ganzen Landkreis Miesbach, die zu dem von Sepp Fuchs vom „anders wachsen“-Team initiierten Veranstaltung im Katholischen Pfarrsaal in Miesbach gekommen waren, hatten viele drängende Fragen im Gepäck.

Energiewende
Runder Tisch von Energiewende Oberland, Klimaschutzmanagement und KulturVision. Foto: MZ

Die meisten Teilnehmenden arbeiten seit Jahren in Arbeitskreisen Energie der einzelnen Kommunen und haben mit Problemen ebenso zu kämpfen, wie sie innovative Ideen beitragen können.

Immer wieder wurde der Wunsch laut, dass die Energiewende Fahrt aufnehmen müsse, dass es neue Konzepte brauche, um Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen zu motivieren und dass bürokratische Hindernisse die Arbeit erschweren.

Veronika Halmbacher und Antonia Rüede-Passul vom Klimaschutzmanagement stellten in ihrer Präsentation den Stand der Energiewende im Landkreis Miesbach vor. Die Zahlen aus dem Jahr 2019 belegen, dass der größte Anteil an Energieverbrauch und demzufolge CO2-Ausstoß vom Verkehr herrührt.

Energiewende
Antonia Rüede-Passul und Veronika Halmbacher vom Klimaschutzmanagement. Foto: MZ

Im Oberland ist der Landkreis Miesbach, was Regenerative Energie anbelangt, Schlusslicht, das aber habe insbesondere mit den Rahmenbedingungen zu tun, sagte Veronika Halmbacher, Bad Tölz könne eben mit dem Sylvensteinspeicher punkten.

Es gibt aber für die Zukunft Energiepotenziale, besonders bei Fotovoltaik. „Dazu braucht es strategisches Vorgehen“, betonte Elisabeth Freundl von der Energiewende Oberland, die die Veranstaltung professionell moderierte. Derzeit seien 12 Prozent der Dächer im Landkreis mit Fotovoltaik belegt.

Wären es 54,6 Prozent, brauchte man zusätzlich neun Windräder. Würde man nur 33 Prozent erreichen, brauchte man stolze 185 Windräder für eine Komplettversorgung.

Antonia Rüede-Passul schloss optimistisch: „In den letzten Jahren ist viel passiert, aber es hat lange dazu gebraucht.“


Elisabeth Freundl von der Energiewende Oberland. Foto: MZ

Die Tätigkeit und Angebote der Energiewende Oberland stellte Elisabeth Freundl in ihrem Vortrag vor. Die Bürgerstiftung für Erneuerbare Energie und Energieeinsparung unterstützt und berät bei dem Ziel, bis 2035 die Energieeffizienz zu steigern und die Region vollständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Auf der Webseite finden sich zahlreiche Angebote, Beispiele und auch Videos zu Energiefragen.

Als Beispiel für eine Initiative stellte Michael Seewald vom Arbeitskreis Otterfing seine Idee der Sammelbestellungen für Fotovoltaik-Balkonkraftwerke vor. Der Otterfinger beschrieb Vorteile der Aktion, etwa dass man keinen Gemeinderatsbeschluss brauche, aber auch Probleme, denn es habe ein Netzwerk gefehlt. In einem zweiten Anlauf sei es besser gelaufen, weil ein Hersteller der Anlagen vor Ort mit Interessierten gesprochen habe. Zudem sei das Nachbarschaftsmoment wirksam geworden.

bsh

Michael Seewald. Foto: MZ

Nachdem die Strompreise explodierten, sei eine dritte Aktion erfolgreich verlaufen, die jetzigen unsicheren Zeiten würde aber den Fortgang behindern. Michael Seewald resümierte, man müsse gute Ideen schnell umsetzen, Erfahrungen weitergeben, dazu brauche es ein Netzwerk. Lokale Arbeitskreise arbeiten isoliert und müssen ihre Schlagkraft erhöhen. Bedenklich sei die Überalterung in den Arbeitskreisen.

In einem offenen Austausch an Fokustischen konnten die Teilnehmenden abschließend Ideen, Suche, Angebote und offene Fragen schriftlich fixieren. Dazu gab es diese Themen: gesellschaftlicher Wandel, Wärmewende, Fotovoltaik und Mobilität.


Biete Genossenschaftsanteile. Foto: MZ

Die Diskussionen, der Dialog und das Netzwerken an den Tischen war äußerst lebhaft. Eine spannende Idee zum Thema Mobilität brachte Wolf Stadler aus Kreuth mit. Er schlug vor, dass der öffentliche Nahverkehr im Landkreis komplett auf HVO 100 umgestellt wird. „Das kennt keiner“, sagte er, „aber in Schweden wird dieser Ersatzkraftstoff für Diesel schon umfassend genutzt.“ HVO 100 ist ein Diesel-Ersatz aus Pflanzenöl-Resten, zu dessen Herstellung und Anwendung es im Netz Informationen gibt.

Diesel-Ersatz HVO 100. Foto: MZ

Aus der Diskussion wurde eine Anfrage nach einer Plattform laut, auf der sich die Interessierten austauschen können. Elisabeth Freundl sagte zu, dass die Energiewende Oberland diese Plattform einrichten werde. Es wurde auch der Wunsch geäußert, dass diese Art des Runden Tischs weitergeführt wird.

Zum Weiterlesen: Der Zug ist nicht aufzuhalten

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf