Erntedank- und Sensenfest auf dem Hahnhof

Biobauer Georg Hahn. Foto: Petra Kurbjuhn

Einen Bedenktag zur natürlichen Entwicklung von Landwirtschaft und Verbraucher organisierte Sensen- und Biobauer Georg Hahn gemeinsam mit Mitstreitern unterschiedlicher Couleur. Es gab Mähen, Dreschen, Essen, Kunst, Diskussionen und es wurde ein Kürbis gewogen.

Schon am frühen Samstag Morgen hatte Georg Hahn zum beschaulichen Mähen einer Wiese mit der Sense eingeladen. Als wir gegen 10 Uhr eintreffen, legt er letzte Hand an den alten Maschinen an, mit denen er später den Gästen demonstrieren will, wie man früher gedroschen und das Saatgut gereinigt hat. „Das ist eine einfache Technik, die jedes Kind verstehen kann“, erklärt er. Sein Anliegen sei es, den Prozess des Getreides vom Acker bis zum fertigen Brot vorführen zu können.

Sensenfest
Georg Hahn erklärt Besuchern die alte Dreschmaschine, die von einem alten Traktor angetrieben wird. Foto: Hahnhof

Dazu möchte er auch alte Sorten von Saatgut erhalten. Gemeinsam mit Raimund Burghardt, der als Berufsschullehrer für Landwirte in München-Riem arbeitet, betreibt er Erhaltungszüchtung und baut beispielsweise Emmer, eine der ältesten Weizenarten an oder hat eine Gerstensorte aus Äthiopien dem hiesigen Standort angepasst. Burghardt ist auch der Imker vom Hahnhof und kümmert sich um die Bienenstöcke. Der Honig steht schon zum Verkauf parat. Auch Bier, ausschließlich aus heimischen Brauereien ist auf einem Tisch aufgestellt.

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Imker Raimund Burghardt. Foto: Petra Kurbjuhn

„Ich bin offen für Kooperationen“, betont Georg Hahn und überlässt Teile seines Ackers Familien, die hier Gemüse anbauen. Ähnlich der beliebten Sonnenäcker, aber mit biologischem Anbau. Auch bei der Viehhaltung strebt der Landwirt Zusammenarbeit an. Jetzt betreibt er Mutterkuhhaltung, plant aber auch Schweine und Hühner zu halten. Für die Schweine könne man dann Patenschaften übernehmen, sagt er. Jetzt sind die Kühe auf der Weide, Georg Hahn ruft sie und langsam trotten sie herzu. Wenn am Nachmittag dann die Gäste kommen, wolle er zeigen, wie man mit der Kuh umgehe.

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Georg Hahn an der Saatgutreinigungsmaschine. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Kuh als Modell benutzt der Tölzer Christian Stadelbacher, der gerade eine Ausstellung im Krankenhaus Agatharied hatte. Auch im Hahnhof präsentiert er einige Werke und hat das symbolträchtige Schild „Exit“ geschaffen. Sein Künstlerkollege Werner Härtl aus Reichersbeuern wartet mit einem ganz besonderen Material in seinen Bildern auf. Nicht Öl, nicht Acryl, nein, er malt mit Kuhdung, dem er zuweilen Farbpigmente beimischt.

Der Illustrator, der mit dem Schüler-Hausaufgabenhäfft bekannt wurde, sieht eine Diskrepanz zwischen dem Touristen, der Oberbayern mit seiner Landwirtschaft als malerische Kulisse sieht und dem Landwirt, der einen Broterwerb braucht. Denn Landschaft sei eben nicht nur Kulisse, sondern auch Lebensraum. Dies habe er verbinden wollen und benutze den Abfall als Material für seine Bilder der idyllischen Landschaft. „Aber auch zwei Damen, die das Material liefern“, habe er porträtiert, sagt Härtl.

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Werner Härtl mit einer Landschaft, gemalt mit Kuhdung. Foto: Petra Kurbjuhn

Draußen liegt ein Riesenkürbis, der zu 152,5 Kilogramm gewogen wurde. Nicht ganz so viel wog die Schafpfanne, die Martin Hofer vom Berghof Agatharied für die Gäste am Abend anbot. Und reißenden Absatz fand.

Zwischendurch aber gab es noch einen wichtigen Wortbeitrag von Warngaus Bürgermeister Klaus Thurnhuber. Es brauche eine neue Wirtschaft vom Erzeuger zum Verbraucher, eine wirtschaftliche Direktvermarktung regionaler Produkte, wünschte sich Thurnhuber. Wichtig sei es auch, das Verbraucherverhalten zu untersuchen, wobei Bio und Regio sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Eine Kooperation mit der Ökomodellregion sei ebenso unabdingbar wie ein fairer Preis für Biomilch. Letztlich wurde an die Verantwortung des Verbrauchers appelliert, qualitativ hochwertige Produkte aus der Region statt billiger Supermarktwaren zu erwerben.

Georg Hahn wünscht sich, dass jeder in der Kette vom Erzeuger bis zum Verbraucher, „einen guten Schnitt macht.“

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