Entropie und kreativer Schaffensprozess
Sandro „ANTIK“ Thomas und Agnes Wieser vor ihren Werken. Foto: privat
Ausstellung in Trudering
„Entropie – im schöpferischen Fluss“ nennen Agnes Wieser und Sandro „ANTIK“ Thomas ihre Ausstellung im Kulturzentrum Trudering. Die beiden Künstler vereint ihre unbändige Kreativität, die sich in scheinbar orientierungslosen Farb- und Formexplosionen äußert.
Nachdem Agnes Wieser nicht nur in Holzkirchen, sondern auch in Trudering bei „Kunst im Schaufenster“ mitwirkte, wurde sie gefragt, ob sie im dortigen Kulturzentrum ausstellen möge. Auf ihren Wunsch hin entschied sich das Kulturzentrum als zweiten Künstler Sandro ANTIK Thomas einzuladen. Die beiden Künstler arbeiten immer wieder zusammen an größeren Projekten wie Graffiti, sind durch die Kunst Freunde geworden und bereichern sich dadurch gegenseitig. Außerdem passen ihre Bilder gut zusammen.
Agnes Wieser: Serie Umarmung. Foto: privat
Sie entschieden sich, den Begriff der Entropie aus der Thermodynamik als Titel für die Ausstellung zu verwenden. Die Entropie beschreibt den Grad der Unordnung in einem Teilchensystem, sie nimmt mit wachsender Unordnung zu und erreicht bei maximaler Unordnung einen Gleichgewichtszustand. Der Begriff wird auch in den Sozialwissenschaften als Maß für die Ordnung oder Unordnung benutzt.
Werke von Sandro „ANTIK“ Thomas. Foto: privat
Die beiden Künstler übertragen nun diese thermodynamische Zustandsgröße auf ihren Schaffensprozess und sagen: „Die kreative Energie treibt den Künstler so lange an, bis sie an einen Punkt gelangt, an dem das Werk seine innere Balance findet und sich die Entropie in einem harmonischen Gleichgewicht niederlässt.“
Aber nicht nur das Werk, auch die beiden Künstlerpersönlichkeiten lassen sich durch den Begriff der Entropie erklären. Beide Künstler verarbeiten innere Unruhe in ihren Bildern und schaffen so lebendige Kunstwerke, die Lust auf Entdeckungen und neue Perspektiven machen. Sie formen die innere Unruhe zu einem fließenden Strom an Kreativität bis sie innere Balance erreichen.
Werke beider Künstler. Foto: privat
Die Werke von Agnes Wieser und Sandro ANTIK Thomas verkörpern diese Idee durch impulsive Farbexplosionen und vielschichtige Elemente, die scheinbar zufällig entstanden sind, aber zugleich zum Erkunden einladen. Ihre Gemälde spiegeln Offenheit und Mut zur Farbe wider und vereinen abstrakte sowie gegenständliche Motive. Beide Künstler verarbeiten innere Unruhe in ihren Bildern und schaffen so lebendige Kunstwerke, die Lust auf Entdeckungen und neue Perspektiven machen.
In Trudering haben sie 60 Bilder ausgestellt, wobei oft nicht sofort erkennbar ist, von wem ein Bild stammt, so ähnlich sind sich die beiden Künstler in ihrer Farbpalette.
Stefan Späth spielte zur Vernissage. Foto: privat
Bei der gut besuchten Vernissage spielte der Otterfinger Musiker und Musikpädagoge Stefan Späth. Er begleitete die Vernissage mit eigenen improvisierten Liedern, die er teilweise spontan in Bezug auf die Bilder erfunden hat. Zudem hielt er für die Künstler eine kleine Einführungsrede und führte in der Begrüßung der Gäste ein Interview mit Agnes Wieser und Sandro ANTIK Thomas. „Ich finde das ein tolles Beispiel für gelungene Vernetzung von Kunstschaffenden im Landkreis“, sagt Agnes Wieser, „wir haben Stefan über die Landkreistalente kennengelernt, das Nachwuchsfestival, das von KulturVision initiiert wurde“.
Werke von Agnes Wieser. Foto: privat
Bei einer Führung am 19. Januar beantworteten Agnes Wieser und Sandro ANTIK Thomas die Fragen der Besuchenden, etwa: „Woher kommen die Motive/Menschen, die in den Bildern auftauchen?“ Ihre Antwort: „Ich male sehr oft die gleiche Frau, eine italienische Tänzerin (im Generellen male ich überwiegend Frauen). Mir gefällt es, wie sie durch Bewegung und Mimik gewisse Gefühle ausdrückt. Das nehme ich gern als Inspiration. Auch Skulpturen von alten Meistern sind oft inspirierende Vorlagen. Diese werden aber nie 1 zu 1 umgesetzt, sondern im eigenen Stil dargestellt.“
Werke von Sandro „ANTIK“ Thomas. Foto: privat
Sandro ANTIK Thomas erklärte folgendes: „Ich verstecke in vielen Bildern kleine Details. Es taucht zum Beispiel oft „101%“ auf. Manchmal so versteckt, dass man es nur noch erahnen kann, manchmal klar und deutlich im Bild. Dies ist ein typisches Markenzeichen für mich und ein Wiedererkennungsmerkmal. Viele Graffiti Künstler eignen sich solche Details an, die dann neben der Individuellen Handschrift genauso wichtig werden, wie die eigentliche Unterschrift und/oder als Unterschrift zählen: sogenannte Tags, die als Signatur verwendet werden.“
Er benutzt die unterschiedlichsten Techniken. Interessant ist, dass in seinen jüngsten Arbeiten immer wieder Details mit Blattgold auftauchen. Das verschafft einen besonderen Kontrast zu seinem oft upgecycelten Materialien.
Zum Weiterlesen:
Der Wunsch nach Begegnung
Von Street Art zu Kunst