Erhaben – erhebend – ergreifend

Musica sacra tegernsee, Leitung: Sebastian Schober. Foto: Tegernseer Woche

Konzert in Tegernsee

Einen besonderen Höhepunkt als Abschluss der Tegernseer Woche versprach Dekan Walter Waldschütz den Besuchern in der vollbesetzten ehemaligen Klosterkirche St. Quirinus in Tegernsee. Und er konnte sich sicher sein, dass der Palestrina Motettenchor, Chor und Orchester der Kantorei Tegernsee unter der Leitung von Sebastian Schober Beethovens Missa Solemnis ergreifend zu Gehör bringen würden.

Mit diesem Werk, das Ludwig van Beethoven zwischen 1817 und 1823 komponierte, wagte sich der bestens vorbereitete und glänzend disponierte Chor an eines der bedeutendsten Werke des Komponisten. Die „Missa solemnis“, op. 123 ist laut Dirigent Christian Thielemann „mit das schwerste, was es für einen Chor überhaupt gibt. Es braucht dafür eine große Ernsthaftigkeit und großes Verständnis für dieses Werk“. Und beides besitzt der Chor in hohem Maße.

Erhabene Stimmen erzeugen erhebende Gefühle

Im Kyrie werden die Choralpassagen mit großer Präzision und beeindruckender Vielfalt vorgetragen und münden in einen feierlichen Zusammenklang von Chor und Orchester. Ausdrucksstark setzen die Bläser kraftvolle Akzente und führen gemeinsam mit dem Chor die vier Vokalsolisten ein: Isabella Stettner (Sopran), Rita Kapfhammer (Alt), Andrew Lepri Meyer (Tenor) und Thomas Hamberger (Bass).

Glockenhell erschallt Stettners tragfähiger Sopran, tritt ein in einen sängerischen Dialog mit Rita Kapfhammer und verbindet sich zart und sanft mit ihren Sängerkollegen. Rasch variierende Themen und Texturen heben nun jede einzelne Zeile des Gloria hervor. Hell und klar jubelt der Chor im Zusammenspiel mit dem Orchester, das von Sebastian Schober genau und akzentuiert geführt wird. Der in München lebende amerikanische Tenor Andrew Lepri Meyer brilliert mit einem gefühlvollen Solo, bevor die anderen Solisten dramatisch eingreifen und sich die Variationen steigern hin zum erlösenden Amen. Ja, so sei es!

Wir glauben, was wir hören

Jetzt, im Credo hören wir sie, die feierliche Messe mit den großen Jubelklängen und intensiven Sequenzen und Akkorden, die später verändert und variiert werden. Man spürt förmlich die Ergriffenheit der Zuhörer bei diesen zarten, leisen und melancholischen Harmonien. Der wunderschöne Kirchenraum drückt wie selbstverständlich die Gefühle aus und lässt das „et resurrexit“ anschwellen zu expressiver Dramatik, bis diese dann abrupt aufhört.
Und nun erfassen wir diese schwer zu singenden Passagen, die sich gleichsam in unbeschreiblich hohe Sphären hochschrauben und dann furios enden.

Soloklänge und mehr

Ganz leise und langsam beginnen die Solisten und steigern dann ihre überschäumende Freude beim Sanctus. Chor und Orchester tragen bei zu leuchtendem Klang, bis die Solo-Violine die Führung übernimmt. Ingrid Friedrich spielt sie mit höchster Intensität und Tonlage, gefühlvoll und bewegend. Das Geigensolo symbolisiert den Heiligen Geist, der in der Menschwerdung Christi zur Erde hinabsteigt. Im Namen des Herrn singt der Chor. Und die Konzertbesucher fühlen ihn.

Eindringlich, flehentlich schallt das Miserere nobis durch das Kirchenschiff. Agnus dei ruft klagend der Bassist, Agnus dei wiederholt die Mezzosopranistin ergreifend, bis auch die anderen einstimmen. Dann, endlich erlöst das Friedensgebet „Dona nobis pacem“ in strahlendem D-Dur die Gemeinde. Sanfter Trommelwirbel und schließlich leises Verklingen.

Lang anhaltender Beifall erfüllt die Tegernseer Kirche.

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