Erscheinungsfest der 40. Kulturbegegnungen
Das Redaktionsteam der 40. KulturBegegnungen. Foto: Frank Strathmann
Erscheinungsfest 40. Kulturbegegnungen
„Sehnsucht“ titelt die neue Ausgabe der Kulturbegegnungen verheißungsvoll und am Abend des traditionellen Erscheinungsfestes wurde zumindest eine Sehnsucht gestillt. Nämlich die nach Grenzen überwindender Gemeinschaft, deren Kraft sich im Altwirtsaal in Warngau entlud und diesen für einige Stunden zu einem Raum voller besonderer Begegnungen und der Liebe zur Kultur machte.
„Erscheinungsfest – das im katholischen Bayern zu sagen klingt schon fast blasphemisch“, scherzte die Vereinsvorsitzende Monika Ziegler in ihrer Begrüßung. Ein besonderes Erscheinungsbild hat die jüngste Ausgabe der Kulturbegegnungen aber auf alle Fälle, denn mit der goldenen 40 auf der Titelseite macht die Kulturzeitung ihrem runden Geburtstag alle Ehre. 20 Jahre liegt die Gründung bereits zurück und auf Seite 3 widmet sich das Redaktionsteam genau diesem Rückblick.
Mutige Frauen beim Erscheinungsfest
„Es war einmal eine mutige Frau die gesagt hat, wir machen eine Zeitung“, erzählte Monika Ziegler und blickte dabei zu Isabella Krobisch hinüber. Denn die heutige Leiterin des Kulturzentrums Waitzinger Keller Miesbach sei es damals gewesen, welche den Anstoß für diesen mutigen Schritt gegeben hatte. „Wir hatten absolut keine Ahnung wie das geht, aber wir haben es geschafft und ich möchte dieser mutigen Frau von ganzem Herzen danken, dass wir dank ihr heute hier stehen können.“
Mitglieder des ehemaligen Zeitungsteams: (v.l.) Isabella Krobisch, Rosi Griemert und Regina Biber. Foto: Petra Kurbjuhn
Isabella Krobisch ihrerseits hatte für „die sprudelnde Quelle dieser Zeitung“, wie sie Monika Ziegler beschrieb, sowie Gründungsmitglied Petra Kurbjuhn ein Präsent zum Dank mitgebracht. Zwei traditionelle Weihnachtsbaumanhänger aus dem Erzgebirge als Symbol für die vielen schönen Erlebnisse, welche das Zeitungsteam dank der Vereinsvorsitzenden in ihrer ehemaligen Heimat im Osten Deutschlands verbracht hatten.
Lesetipp: Hier die 40. Ausgabe als PDF downloaden.
Doch nicht nur Grund zum Dank bot sich bei diesem Fest, sondern auch zum Staunen. Denn wieder einmal finden sich auf den 21 Seiten Kultur die unterschiedlichsten und interessantesten Persönlichkeiten, Künstler und Projekte wieder und einige von ihnen waren gekommen, um sich den andern Protagonisten, Kulturpartnern und Vereinsmitgliedern vorzustellen.
Künstlerische Besonderheiten
Wie etwa Konrad Broxtermann, der sein „Möbiusband“ aus Sandstein mitgebracht hatte. Der Bildhauer aus Waakirchen erklärte, wie die schöne Maserung des Steins ihn zu dieser besonderen Form inspirierte und welche Arbeit hinter dem schönen Endprodukt steckt, welches bis vor kurzem noch in der Irschenberger Kunstausstellung zu sehen war.
Die Nachwuchskünsterlin Julia Tomaszewski mit ihrem „Napoleon“. Foto: Petra Kurbjuhn
Auch Julia Tomaszewski hatte ihr ganz besonderes Werk „Napoleon“ dort ausgestellt. Die Nachwuchskünstlerin gab einen Einblick in den, anfangs oft frustrierenden, Entstehungsprozess des Pferdes aus Buchseiten. Ihr ursprünglicher Gedanke sei es gewesen, aus einem Alltagsgegenstand ein Kunstobjekt zu machen. Beflügelt von den positiven Reaktionen auf diese Besonderheit, möchte sie nun eine gesamte Reihe mit den Papierkunstwerken gestalten.
Ansteckende Leidenschaft
Weil er kein passendes Theaterstück fand, schrieb der Gmunder Tobias Hupfauer einfach selbst eines und schrieb sich mit „Lauris“ in die Herzen des Publikums der Theatergruppe des Trachtenvereins D´Neureuther Gmund. Der Berufsjäger und Förster erzählte über die besondere Verbindung, welche er und seine Kollegen zu den Wildtieren aufbauen würden und wie wichtig es sei, die Jagd mit all ihren Facetten zu sehen.
Der Theaterregisseur und Autor Tobias Hupfauer erzählte von seinem Stück „Lauris“. Foto: Petra Kurbjuhn
„Für mich sind Emotionen besonders wichtig, es soll gelacht werden, aber darf auch mal traurig sein“, erklärte der Gmunder im Hinblick auf sein Theaterstück, welches aufgrund seiner komplexen Geschichte und Emotionalität rund um den alten Hirsch „Lauris“ eben kein traditionelles Bauerntheaterstück sei.
Lesetipp: Über die Jagd auf einen Hirsch
Wie so oft beim Erscheinungsfest, gab es auch an diesem Abend wieder besondere Begegnungen zu erleben. So saß neben dem Theaterregisseur die Siebhanddruckerin Martina Gistl, deren Tochter in Tobias Hupfauers Stück ebenfalls auf der Bühne stand. Die Gmunderin selbst „hätte nie gedacht, dass ich mal in dieser tollen Zeitung auftauche.“
Die Siebhanddruckerin Martina Gistl. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie sei die „Letzte meines Standes“ im Landkreis und erzählte von dem Beginn ihrer Karriere, als sie voller Leidenschaft das Geschäft der Siebdruckerei übernahm, ohne viel über die Technik zu wissen. Ohne Maschinen, aber mit viel Feingefühl und Kreativität zaubert Martina Gistl Drucke auf den verschiedensten Materialien und präsentierte den Gästen eine Auswahl ihrer schönen Produkte. „Ich bin Stoffschreinerin“, beschrieb sie sich selbst.
Besondere Verbindungen
Eine besondere Begegnung sollte auch die zwischen dem ukrainischen Ehepaar Mariia und Yurii Herets und Alexander Meckler werden. Der 17-Jährige komponiert leidenschaftlich klassische Klavierstücke und erfreute zunächst solo das Publikum mit einem seiner emotionalen Stücke in seiner bevorzugten Tonart a-Moll.
Improvisiertes Konzert von (v.l.) Mariia und Yurii Herets mit Alexander Meckler. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit „A thousand years“ begeisterte Mariia Herets an der Geige die Zuhörer und ihr Mann Yurii sorgte für beschwingte Stimmung mit der Jazz-Version von „Red roses for a blue lady“. Als die drei Musiker dann spontan gemeinsam spielten, durften alle Zeuge dieser besonderen kulturellen Begegnung werden.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Erscheinungsfestes waren zwei ganze Tische im Altwirtsaal mit jungen Erwachsenen belegt. Die Gruppe aus Talenten und Organisationsmitgliedern des von KulturVision e.V. veranstalteten Nachwuchsfestivals „LandkreisTalente – Deine Bühne“ ist auch nach dem erfolgreichen Abschluss des Festivals noch immer miteinander verbunden.
Luce Hirsch trug ihren Poetry Slam vor. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie realisiert neue Projekte zusammen und ist Beweis für die gegenseitige Wertschätzung über Generationen hinweg, die bei diesem besonderen Projekt entstand. Luce Hirsch hatte die Veranstaltungsabende nicht nur als Moderatorin begleitet, sondern auch ihre eigenen Talente auf der Bühne gezeigt und gab den Festgästen an diesem Abend ihren Poetry Slam „Elite von Morgen“ zum Besten.
Die Zukunft der Kulturbegegnungen
Dass in den vergangenen 20 Jahren nicht das ein oder andere Mal Zweifel aufgekommen wären, ob eine gedruckte Zeitung überhaupt noch dem Zeitgeist entspreche, daran ließ Monika Ziegler in ihrer Rede keinen Zweifel. Marc Tügel, Beirat im Verein KulturVision und selbst Chefredakteur und Herausgeber, lobte die Entwicklung der Kulturbegegnungen im Laufe der Zeit. Er machte klar, dass eine haptische Zeitung vom Großteil der Leser sämtlicher Printprodukte immer noch einem Onlineformat vorgezogen wird.
Das Erscheinungsfest im Altwirtsaal Warngau. Foto: Petra Kurbjuhn
„Das hören wir natürlich sehr gerne“, freute sich Monika Ziegler. Dass die Zeitung, trotz einiger Zweifel, immer noch im Landkreis Miesbach produziert und gedruckt wird, das sei für die Vereinsvorsitzende ein klares Zeichen für die starke Verbindung zur Region. „Das sind wir und dafür stehen wir.“
Es ist noch lange nicht Schluss
Als Wegbegleiterin der ersten Stunde gilt auch Sylvia Kaufmann, welche mit ihrem Grafikbüro in Miesbach die Kulturzeitung seit der ersten Ausgabe betreut. Auf die Frage von Monika Ziegler, „ob wir nicht, wie so viele andere Zeitungen auch, aufhören sollten?“, antwortete diese nur: „Nö, so weit sind wir noch nicht!“ Denn für den Verein, das Redaktionsteam und die treuen Leser ist die Kulturbegegnungen eben doch etwas Heiliges.