Eine Kunstbörse zum Geburtstag
Claudia Kreutzer von der Schreibwerkstatt liest ihren Text zur Komposition „Welttag des Ausmistens“ von Anschi Hacklinger. Foto: Petra Kurbjuhn
Jubiläum in Holzkirchen
15 Jahre KulturVision – Anlass, gemeinsam mit den Mitgliedern des Kulturvereins zu feiern. Aber wie? Mit einer Kunstbörse, bei der sich die Künstler und Kulturschaffenden von KulturVision der Öffentlichkeit präsentierten und dabei ihr eigenes Netzwerk stärkten.
Am Mittwoch wurde der 15. Geburtstag im Festsaal des KULTUR im Oberbräu in Holzkirchen gefeiert. Klaus Thurnhuber, 1. Bürgermeister von Warngau, in dessen Gemeinde der Verein beheimatet ist und seit vielen Jahren mit den „Reithamer Gesprächen“ und dem „Warngauer Dialog“ das Publikum anzieht, sprach in seinem Grußwort anerkennende Worte: „Wir sind stolz auf euch, macht weiter so!“
Kultur sichtbar machen
Das „weiter so“ möchte KulturVision vor allem an die Mitglieder weitergeben. Denn das Ziel des Vereins hat sich in den letzten 15 Jahren nicht verändert: KulturVision möchte die reichhaltige und hochwertige Kunst und Kultur im Landkreis, die sich keineswegs in den Schatten von München stellen braucht, sichtbar machen, vernetzen und besondere Kulturbegegnungen initiieren.
Reger Austausch während der Kunstbörse. Foto: Petra Kurbjuhn
Als solche Kulturbegegnung war auch die Kunstbörse anlässlich des Geburtstages gedacht. Etwa vierzig kunst- und kulturschaffende Mitglieder von Malerei über Fotografie und Bildhauerei bis Literatur und Musik hatten sich angemeldet – um sich mit ihren Arbeiten bei der Kunstbörse zu präsentieren.
Musikerin Anschi Hacklinger überreicht Monika Ziegler ein symbolisches Geburtstagsgeschenk – und stimmt ein Ständchen an. Foto: Petra Kurbjuhn
„Es ist ein Versuchsballon, den wir hiermit starten“, sagte die Initiatorin von KulturVision, Monika Ziegler. Die Idee der Kunstbörse war, Unternehmer, Galeristen und Künstler zusammenzubringen. Ganz ging die Rechnung zwar nicht auf. Das extrem hochsommerliche Wetter war nicht geeignet, die Vertreter der Wirtschaft in großem Umfang zu einer Kunstbörse zu locken. Galeristen indes waren der Einladung gefolgt und sie erlebten mit den Künstlern einen interessanten und vielschichtigen Abend.
Weiterlesen: 10 Jahre KulturVision – ein spannender Prozess
Große Vielfalt gezeigt
Die ausgestellten Werke reichten von Malerei und Fotografie über Glas-, Keramik- und Holzobjekte, Skulpturen und Installationen, die zum Nachdenken anregten und solchen, die zum Schmunzeln einluden. Dabei trafen Landkreiskünstler auf Kollegen aus der Jachenau, aus Bad Tölz und aus München, lernten sich kennen und tauschten sich aus.
Blick in die Ausstellung: Holzskulptur von Sven Horn aus Hohendilching. Foto: IW
Aber nicht nur die bildenden Künstler waren vertreten, auch Musiker und Literaten zeigten Kostproben ihres Könnens. Mit einer Glocke unterbrach Monika Ziegler die angeregten Kunstgespräche, um musikalisch-literarische Spots anzumoderieren. Autoren aus dem Landkreis lasen aus ihren Büchern und Mitglieder aus der Schreibwerkstatt aus ihren Geschichten, die zu Kompositionen entstanden waren.
Lesetipp: Lesung der Schreibwerkstatt mit Texten zu Skulptur, Malerei und Komposition
Spontane Jam-Session: Bernd Stahuber (Swing it up) und Horst Hermenau. Foto: Petra Kurbjuhn
Ganz abwechslungsreich wurde der frisch gestimmte Flügel von Musiker Bernd Stahuber von Swing it UP, Komponistin Anschi Hacklinger und Pianistin Masako Ohta bespielt. Auch Maler und Jazzmusiker Horst Hermenau ließ sich anstecken und spielte mit Stahuber eine vierhändige Session. Sonja Reichel von der Spurwechsel-Initiative indes verwickelte Interessierte in ein Spiel, das die Sinnenwahrnehmungen schärfte.
Gründung mit Pioniergeist
Glaskünstlerin Ursula-Maren Fitz, Gründungsmitglied und langjährige Unterstützerin des Vereins, sprach in ihrer Laudatio von ihrem Bedürfnis, den frisch gegründeten Verein bei der engagierten Kulturarbeit zu unterstützen. Die „Drei Musketiere“, wie sie die Gründerinnen nannte, hätten Pioniergeist bewiesen und etwas auf die Beine gestellt, dass die Kunstschaffenden im Landkreis erstmalig vereinte und vernetzte.
Hilo Fuchs: „Maria mit dem Schwein“ aus der Serie Frau mit Tier. Foto: IW
Fünfzehneinhalb Jahre ist es her, als sich drei Frauen auf der Straße trafen, die angeregt diskutierten: „Die SZ schließt ihr Büro in Holzkirchen und zieht sich aus dem Landkreis zurück.“ Die drei couragierten Damen fanden schnell eine praktische Lösung für den Wegfall des regionalen Kulturteils dieser Tageszeitung: „Bringen wir eben selbst ein Kulturmagazin heraus.“ Und da Monika Ziegler, Isabella Krobisch und Petra Kurbjuhn schon immer Typen waren, die nicht lange fackeln, sondern die Ärmel hochkrempeln und anpacken, lag ein paar Monate später die erste Ausgabe der KulturBegegnungen im Landkreis aus. Und noch ein paar Monate später gründeten sie den Verein KulturVision e. V.
Vernetzung ist wichtigste Aufgabe
Heute, fünfzehn Jahre später, ist längst klar, dass es nicht bei der Herausgeberschaft einer Zeitung blieb. Der Verein ist gewachsen. Viele Projekte, Initiativen, Stammtische, Arbeitskreise, Schreibseminare, Veranstaltungen und das Online-Magazin mit Kulturberichterstattung an 365 Tagen im Jahr und einem täglich aktualisierten Kulturkalender sind dazu gekommen. Die Kunst- und Kulturschaffenden der Region noch besser zu vernetzen sieht KulturVision weiterhin als wichtigste Aufgabe. Der Testballon ist gestartet – beim nächsten Anlauf lässt sich noch vieles besser machen.