Zwischen Himmel und Erde
Faszinierende Einblicke in die Welt des Himalayas Foto: Bruno Baumann
Vortrag in Miesbach
Wenn sie das Wort „Himalaya“ hören, denken Sie vielleicht an Basislager, Extrembergsteiger, Rekorde und Todesfälle. Dass der gesamte Himalayaraum neben der Gebirgskette aber noch viel mehr zu bieten hat, zeigte der renommierte Ethnologe Bruno Baumann anschaulich im Waitzinger Keller.
Es gibt eine Art von tiefem Wissen, das nur durch Erleben zu erreichen ist. Bruno Baumann reist seit über drei Jahrzehnten jedes Jahr in das Gebiet des Himalayas und taucht in die faszinierende Welt am Fuß des Bergriesen ein, der aufgrund seiner Beschaffenheit für die gesamte Welt von Bedeutung ist.
Atemberaubende Bilder, Filmsequenzen und unzählige Geschichten bringt er mit von seinen Reisen und setzt sich für die Natur und die Menschen der bereisten Gebiete ein.
Seine Heiligkeit im Waitzinger Keller
SH Drikung Kyabgun Chetsang als Ehrengast im Waitzinger Keller. Foto: Andreas Vogt
Mit dem Vortrag im Waitzinger Keller unterstützt er den Verein Dana e.V. , der es sich zum Ziel gesetzt hat, über tibetische Kultur und Medizin zu informieren, Patenschaften zu vermitteln und ausgesuchte Hilfsprojekte zu unterstützen. Die Gründerin der Organisation, Inka Jochun, freute sich über einen besonderen Gast. Seine Heiligkeit Drikung Kyabgun Chetsang wohnte dem Vortrag bei. Er ist das Oberhaupt einer der fünf Schulen des tibetischen Buddhismus, von denen die Linie des Dalai Lama wohl die bekannteste ist.
Vom Urmeer zum Gletschermassiv
Bruno Baumann ist sich bewusst, dass es unmöglich ist, die Vielschichtigkeit all der Themen rundum den Himalaya in einen Vortrag von zwei Stunden zu packen. Dennoch schafft er es, einen Einblick in viele der komplexen Zusammenhänge zu geben.
Gespannte Zuschauer im Waitzinger Keller. Foto: Andreas Vogt
Er bewegt sich wie ein Zeitreisender zwischen verschiedenen Epochen. Schickt die Zuschauer an den Anfang, an dem sich vor 60 Millionen Jahren das Urmeer anstelle des Gebirgsmassives befand. Nimmt sie mit auf seine Reise in das ehemalige Königreich Mustang, dessen Tore 1992 erstmalig den ausländischen Reisenden geöffnet wurden und zeigt Bilder von einst und jetzt. Damals musste ein Yakstall ausgeräumt werden, damit Bruno Baumann und sein Team übernachten konnten. Heute gibt es Gästehäuser, die eine wichtige Einnahmequelle für die Einheimischen darstellen.
Mobile Klinik für Westnepal
Während Kathmandu zu Beginn seiner Reisen Dorfcharakter hatte, hat es sich mittlerweile in ein zementgraues Häusermeer verwandelt, das 3,5 Millionen Menschen ein Zuhause gibt. Weniger verändert hat sich jedoch in abgelegenen Gebieten, in denen es nach wie vor nicht die geringste medizinische Versorgung gibt. Besonders für diese Menschen setzt sich Bruno Baumann ein und freut sich darüber, dass unter mithilfe von Dana e.V. zurzeit ein mobiles Ärzteteam in Westnepal tätig ist und auch an der Infrastruktur einer stationären Präsenz von Ärzten und Krankenpflegern gearbeitet wird.
Ethnologe Bruno Baumann trifft Baba. Foto: Bruno Baumann
Himalayasalz aus Pakistan
Auch einige Mythen fallen an diesem Abend. Anhand des Bildes eines Salzwassersees ohne Abfluss erklärt Bruno Baumann die Gewinnung des Salzes, das auf dem Rücken von Yaks und Maultieren abtransportiert wird. Mit dem Himalayasalz, das in unseren Reformhäusern angeboten wird, habe das gar nichts zu tun, meint er. Das komme nachgewiesener Weise aus Pakistan.
Dass der Klimawandel auch vor dem Dach der Welt nicht halt macht, prägt sich anhand der Bilder nachhaltig ein. Die Gletscher schmelzen. Das erste Dorf im Himalaya musste bereits abwandern, weil seine Felder ausgetrocknet sind. Nur die Ältesten weigern sich noch zu gehen.
Mit dem Rad zum Cho Oyu
Bruno Baumann erzählt von seiner Suche nach dem Yeti und seiner Besteigung des Cho Oyus, dem er sich quer durch Tibet mit dem Rad annäherte. Er führt in das turbulente Leben der Städte, verweilt hoch oben im Gletscher und spricht von dem notwendigen Zusammenspiel von Mensch und Tier. Er berichtet von politischen Repressalien, denen die Menschen ausgeliefert sind und dem innovativen Zugang Butans zu Themen wie Umweltschutz und Tourismus. Die wichtigste Wasserquelle Asiens stellt der Himalaya dar und ist somit nicht nur Projektionsfläche für Sehnsüchte und Wünsche von Menschen der ganzen Welt, sondern auch eine unbezahlbare Ressource und somit Fokus der Mächtigen.
Malerische Lage von Ladakh. Foto: Bruno Baumann
„In Westtibet meint man den Himmel berühren zu können“, meint Bruno Baumann und lässt uns mit seinen Bildern ein bisschen an seiner Erfahrung teilhaben. Der Gletscherriese und die so unterschiedlichen Landschaften, die ihn umgeben, die Menschen und Tiere, die ihn bevölkern, sind näher an Miesbach gerückt an diesem Abend. Vielleicht wurde das Fernweh in dem einen oder anderen geweckt und vielleicht sogar die Bereitschaft, etwas zu tun für die Erhaltung dieses unersetzlichen Teiles dieses Planeten.