Eugène de Beauharnais, Napoleons Stiefsohn und Herzog zu Leuchtenberg

Eugène, Napoleon und der Tegernsee

Blick in die Sonderausstellung. Foto: IW

Sonderausstellung Museum Tegernseer Tal

Die aktuelle Sonderausstellung im Museum Tegernseer Tal widmet sich dem Stiefsohn Napoleons, Eugène de Beauharnais, dem späteren Herzog von Leuchtenberg. Dass dessen Geschichte eng mit dem Tegernsee verbunden ist, wissen nur die wenigsten. „Ein freier Geist, im Wandel treu“ heißt die Wanderausstellung, die anlässlich seines 200. Todestages in Tegernsee Station macht. Herzog Max in Bayern und Nicolaus Herzog von Leuchtenberg als Nachkommen des ersten bayerischen Königs und Eugène de Beauharnais sind die prominenten Schirmherren.

Nur wenigen sagt der Name Eugène de Beauharnais etwas. Und noch weniger ahnen, welche Verbindungen es gibt zwischen dem Stiefsohn Napoleon Bonapartes und dem Tegernseer Tal. Dabei gäbe es allen Grund, den Namen Eugène de Beauharnais zu kennen, so die Initiatoren der Ausstellung: Er begründete gemeinsam mit seiner Frau, Prinzessin Auguste Amalie, eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter Bayerns – die Herzöge von Leuchtenberg. Und Auguste Amalie wiederum… Aber der Reihe nach.

„Solche Persönlichkeiten brauchen wir“

Anlässlich des 200. Todestages Beauharnais trat der Leuchtenberger Freundeskreis e.V. an den promovierten Historiker und Filmautor Bernhard Graf heran, eine Wanderausstellung zusammenzustellen. Unterstützung erhielt er dabei von Josef Schönwetter, dem Vorsitzenden des Vereins. Ihre Recherchen ergaben Puzzlestein um Puzzlestein schließlich das Bild einer eindrucksvollen Persönlichkeit. Diese sei viel zu wenig bekannt und würde selbst von der Wissenschaft häufig missinterpretiert. Für den Historiker schälte sich schließlich Eugène de Beauharnais als ein großes Vorbild auch für unsere Gegenwart heraus – mutig, diplomatisch, loyal und weitsichtig: „Solche Persönlichkeiten brauchen wir.“ Für das Museum Tegernseer Tal ist es die erste Wanderausstellung, die in seinen Räumen Halt macht, und ein großer Glücksfall.

Museumsleiter Edmund Schimeta bei der Führung durch die Ausstellung
Museumsleiter Edmund Schimeta bei der Führung durch die Ausstellung. Foto: IW

Anschaulich erleben die Museumsgäste die historischen Beziehungen Napoleon Bonapartes mit dem Hause Wittelsbach und den europäischen Monarchien. Die Wanderausstellung wird um Schätze aus dem Museumsbestand und wertvolle Leihgaben aus Privatbesitz bereichert. Sie untermauern den Bezug zum Tegernseer Tal und beleuchten ein spannendes Gesamtbild bayerischer und europäischer Zeit- und Adelsgeschichte.

„Ein freier Geist, im Wandel treu“

Die grünen Tafeln zeichnen anhand von Zitaten und historischem Text- und Bildmaterial das Leben und Wirken einer spannende Persönlichkeit nach, die „durchdrungen war von seinen Tugenden“, wie Edmund Schimeta bei der Führung erläuterte. So wurde Beauharnais nicht nur wegen seiner militärischen Erfolge, sondern aufgrund seiner vielschichtigen Persönlichkeit auch von den zeitgenössischen Denkern und Dichtern geschätzt. Die Anfangszeile „Ein freier Geist, im Wandel treu“ eines ihm von Theodor Fontane gewidmeten Gedichtes wurde zum Titel der Ausstellung gewählt.

„Wie Eugène nach Moskau kam
Ein freier Geist, im Wandel treu,
Fortunas Diplomat,
Beweglich zwischen Alt und Neu,
Ein Hofmann und Soldat,
Klug, doch an Mut den Bravsten gleich,
Flexibel, aber zäh –
Den Leuchtenberger rühm‘ ich Euch,
Eugène de Beauharnais.“
(Theodor Fontane)

Am Eingang der Ausstellung begegnen wir dem 13-jährigen Eugène. Er verlor seinen Vater durch die Guillotine und wurde durch die Heirat seiner Mutter mit Napoleon dessen Stiefsohn und von ihm adoptiert. 1806 gelang Napoleon ein großer Coup, „nicht geringer als der Sieg von Austerlitz“: die Heirat Eugènes mit der ältesten Tochter Max I. Josephs. Die arrangierte Ehe mit Auguste Amalia besiegelte die Verbindungen zwischen der Grande Nation und Bayern. Im Gegenzug wurde der Brautvater zum ersten bayerischen König ernannt. „Rette Bayern“, habe dieser seine Tochter angefleht, hört man auf der Museumsführung. Die Rettung klappte in jeglicher Hinsicht.

Die Schwiegereltern Eugène de Beauharnais: König Maximilian I. Joseph und Königin Karoline von Bayern
Die Schwiegereltern Eugène de Beauharnais: König Maximilian I. Joseph und Königin Karoline von Bayern. Foto: IW

Der erste bayerische König wiederum kaufte bekanntermaßen 1817 das ehemalige Tegernseer Kloster, machte es zu seiner Sommerresidenz und rettete damit das Tegernseer Tal, das nach der Säkularisation des Tegernseer Klosters womöglich wieder in der Unbedeutsamkeit verschwunden wäre. Viele Klöster standen derzeit zum Verkauf, so Museumsleiter Edmund Schimeta. Das Angebot regelte die Nachfrage. Dem Tegernseer Kloster wurden wenig Chancen auf einen Käufer eingeräumt, „…in dieser Einöde.“ Königin Karoline sah offensichtlich die Schönheit statt der Einöde und so nahmen die Wittelsbacher Einzug ins Tegernseer Tal.

Der „Vizikönig von Italien“ am Tegernsee

Auch Eugène de Beauharnais besuchte das Tegernseer Tal mehrmals mit seiner Familie. Zeugnisse dieser Besuche lagerten in den Museumsarchiven und ließen sich perfekt in die Ausstellung integrieren. Dazu gehört beispielsweise die handschriftliche Chronik des Kaspar Petzenbacher aus dem Jahr 1815. Darin ist in Sütterlinschrift vermerkt „… ist der König gekommen und der Vizikönig von Italien“. Zum Vizekönig von Italien hatte Napoleon seinen Stiefsohn gemacht, damit dieser die dortigen Regierungsgeschäfte übernahm. Weitere Tafeln belegen dessen militärische Laufbahn als Ordonnanzoffizier und schnelle Karriere beim Militär in Ägypten, Russland und auch beim Tiroler Volksaufstand. Letzteren hätte er lieber „diplomatisch“ geregelt, blieb jedoch Napoleon zeitlebens loyal ergeben.

Chronik des Kaspar Petzenbacher aus dem Jahr 1815
Die Chronik des Kaspar Petzenbacher aus dem Jahr 1815 vermerkt den Besuch von Eugène de Beauharnais am Tegernsee. Foto: IW

Die arrangierte Ehe mit Auguste Amalie zeigte sich als glückliche Schicksalsfügung. Die Eheleute waren einander sehr zugetan und pflegten mit ihren sieben Kindern einen engen Austausch mit der Königsfamilie. Nach der Niederlage Napoleons verlieh Max I. Joseph 1817 seinem Schwiegersohn den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt. Aus Eugène wurde der bayerisch gesprochene Eugen, so Edmund Schimeta augenzwinkernd.

Eugène de Beauharnais Nachkommen

Im gleichen Jahr wurde Maximilian als siebtes Kind geboren, der Urgroßvater des Schirmherren Nicolaus von Leuchtenberg. Maximilian schafft eine weitere interessante Verbindung an den Tegernsee: Der vorgeschobene Kuraufenthalt des Zaren Nikolaus I. im damaligen Bad Kreuth diente dem Arrangieren der Ehe zwischen seiner ältesten Tochter Maria Nikolajewna und Maximilian de Beauharnais, in den sie sich in Russland verliebt hatte.

Büste des Eugène de Beauharnais (1781 – 1824)
Büste des Eugène de Beauharnais (1781-1824) – Ausschnitt aus dem Museumsflyer. Foto: Leuchtenberger Freundeskreis e.V.

Wer sich Zeit nimmt und sich die Infotafeln und Stammbäume, die Vitrinen und Objekte genauer ansieht, wird noch weitere spannende Geschichten, Verwicklungen und Querverbindungen zwischen den Wittelsbachern und dem Leuchtenberger Adelsgeschlecht und manche Episode aus dem Tegernseer Tal finden. Es lohnt sich, genügend Zeit und Muße mitzubringen.

Die Ausstellung „Ein freier Geist, im Wandel treu – Eugène de Beauharnais (1781-1824) zum seinem 200. Todestag“ ist noch bis zum 12. August im Museum Tegernseer Tal zu sehen. Das Museum (Dauer- und Sonderausstellung) ist zu den gewohnten Zeiten (Mittwoch – Samstag, 10 – 13 Uhr und Sonntag von 13 – 16 Uhr) geöffnet. Führungen finden jeweils Donnerstag 11:00 Uhr statt und können telefonisch unter +49 8022 4682 vereinbart werden.

Weiterlesen: Sonderausstellung „150 Jahre Brandner Kaspar“ im Museum Tegernseer Tal

Am kommenden Sonntag, 16. Juni, kann das Museum Tegernseer Tal sein 25-jähriges Jubiläum der Ausstellungseröffnung im Alten Pfarrhof in Tegernsee feiern. Acht Jahre nach der Schließung des Heimatmuseums im Schloss eröffnete der Altertums-Gauverein seine neu gestaltete und aktuell konzipierte Schausammlung der Öffentlichkeit. 15 Uhr: „Museumsgeschichten – Heiteres und Ernsthaftes aus dem Museumsalltag“ von Edmund Schimeta. Musikalisch umrahmt das Trio Höß-Halmbacher, 16 Uhr: „Ein Museum im Wandel“ Dr. Roland Götz nimmt mit auf einen Rundgang durch die Ausstellungsräume – was hat sich in 25 Jahren bewährt, verändert oder erneuert. An diesem Nachmittag ist der Eintritt frei. Spenden werden gerne entgegengenommen. Es besteht auch die Möglichkeit, den reichhaltigen Bücherflohmarkt zu durchstöbern.

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