Facetten der Liebe: „Habana – amor nostalgico“
Ekaterina Zacharova: „The Kiss“. Foto: Ines Wagner
Ausstellung in Rottach-Egern
Frauen im „Hier und Jetzt“ hat Ekaterina Zacharova gemalt. Selbstbewusste Frauen in einer Gesellschaft im Umbruch. Liebe in allen Facetten, so stark wie nostalgisch. Bilder aus Havanna. Jetzt zu sehen in der HypoVereinsbank.
Was für die Malerin Ekaterina Zacharova als gemeinsames Projekt mit der Realschule in Gmund begann, ist inzwischen zum „Projekt ihres Lebens“ geworden: „Gemeinsam, Einsam, Zweisam – Himmel oder Hölle?“ Den Titel haben die Schüler erarbeitet, erzählt sie. Er stehe für das Miteinander der Menschen in den Metropolen der Welt, in Kuba, America und China. Später soll das Projekt auf alle fünf Kontinente ausgeweitet werden. Zu sehen sind die Bilder in den Räumen der HypoVereinsbank in Rosenheim und jetzt auch bei uns im Landkreis, in Rottach-Egern. In Rosenheim sind bereits zum dritten Mal Werke der Gmundner Malerin zu sehen. Dass sie nun auch am Tegernsee ausgestellt werden, verdanken wir der Filialleiterin der HypoVereinsbank in Rottach-Egern, Angelika Knispel. Sie hat mit ihren Mitarbeitern einen würdigen Rahmen für die Ausstellung „Habana – amor nostalgico“ geschaffen.
Ekaterina Zachachova bei der Vernissage in der HypoVereinsbank. Foto: Ines Wagner
Die ausgestellten Ölbilder sind in kraftvollen Pinselstrichen und starken Farben gehalten. Mit Schwung und voller Lebensenergie erzählen sie von den Menschen, die darauf zu sehen sind. Ekaterina Zacharova ist eine große Geschichtenerzählerin mit Pinsel und Farbe. Immer wieder wird sie gefragt, ob sie nach Fotografien male, die sie auf ihren Reisen gemacht habe. Wie sonst sollte sie die Szenen so präzise und ausdrucksstark wiedergeben können? Die Bilder sind derart lebendig, dass schwer vorstellbar ist, sie könnten aus der Erinnerung gemalt sein. Und so ist das auch nicht.
Ekaterina Zacharova reist mit wachem Blick und beobachtet, spürt sich hinein in Menschen, Orte, Situationen, macht Notizen, beschreibt Szenen und notiert Geschichten. Danach erst „komponiert“ sie die Bilder vollkommen neu. Aus Bergen von Skizzen, die größer und detaillierter werden, entsteht am Ende jeweils ein vollkommen neues, nie dagewesenes Bild. Was sie malt, ist die Stimmung, der Ausdruck, die Haltung der Menschen, die Qualität der Gespräche, die Art der Begegnungen, das Gleißen des Lichtes, der Puls von Havanna.
Endlose Schleife der Liebesbeziehungen
Jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte. Einige davon sind Barszenen. In kühlen Blautönen oder „mojitofarben“ gehalten, berichten sie von der Einsamkeit, die sich in der Gemeinsamkeit stillen lässt, von Begegnungen, Blicken, Erotik. Die meisten der Bilder sind Hommagen an die starken Frauen Kubas. Frauen im Hier und Jetzt. Trotz Ungewissheit, Missstände, sozialer Unterschiede. Sie sind präsent und voller Kraft. Blicken ruhig, selbstbewusst und überlegen. „Egal, wo eine Frau in Havanna sich befindet, sie stellt sich zur Schau“, erklärt die Malerin. Sie beschreibt die Beziehungen der Menschen in der flirrenden Hitze, in dichtem Verkehr, in der kalten, unpersönlichen Atmosphäre anonymer Kantinen.
Ekaterina Zachachova: “Helado”. Foto: Ines Wagner
Der Betrachter wird zum Voyeur stiller Hinterhofszenen, sich küssender, flirtender, gleichgültiger Paare. Die Künstlerin lässt genügend Raum für eigene Interpretationen, während die plastischen Pinselstriche den Betrachter geradezu hinein saugen in die Lebendigkeit der kubanischen Szenen. Ekaterina Zacharova ist eine genaue Beobachterin, eine gründliche Geschichtenerzählerin, eine wunderbare Malerin, ihre Bilder von enormer Strahlkraft und Ausdrucksstärke. Zwei Mal ist sie nach Kuba gereist. Die allmähliche Öffnung des Landes und die damit einher gehenden gesellschaftlichen Veränderungen verfolgt sie mit Spannung.
„Die Arbeit am Bild ist schmutzig und absolut einsam.“
Sie sagt, mit den Betrachtern in der Ausstellung die Bilder anzusehen, ihre Sichtweise, Herangehensweise, ihre Geschichten zu teilen, sei höchster Lohn. Auch gewissermaßen als Höhepunkt nach einjähriger Arbeit – der Ausbruch aus der Isolation im Atelier. Als nächstes sind Werke geplant, die sich mit Kultur und Gesellschaft in New York, Hongkong und Shanghai beschäftigen. Es geht weiter mit dem „Projekt ihres Lebens“.