Farbgipfel am Tegernsee: Kunst in bewegten Zeiten
Jürgen Welker, Ekaterina Zacharova und Brigitte Siebeneichler (v.l.) stellen noch bis Sonntag, 8. Dezember aktuelle Werke im Seeforum aus. Foto: Daniela Skodacek
Ausstellung in Rottach-Egern
Kunst im Dialog mit der Zeit: drei lokale Künstler, explodierende Farben und faszinierende Sujets treffen auf ein begeistertes Publikum im Seeforum Rottach-Egern.
Vergangenen Sonntag, 1. Dezember fand die vielbeachtete Vernissage der Ausstellung „Farbgipfel – bewegte Bilder, bewegte Welten“ im Seeforum Rottach-Egern statt. Über 100 Gäste folgten der Einladung, trotz strahlenden Ausflugswetters, und tauchten in die lebendigen Werke der drei Künstler Ekaterina Zacharova aus Gmund, Jürgen Welker aus Tegernsee und Brigitte Siebeneichler aus Rottach-Egern ein. Für beschwingte Atmosphäre sorgten zudem die Saxophonklänge von Thomas Tomaschek. Kuratiert wird die Ausstellung der Kunststiftung Siebeneichler erneut vom Münchner Kunsthistoriker Ernst W. Koelnsperger.
Ein Blick auf die Welt und ihre Bewegung
„Die Kunst, die wir hier sehen, ist abstrakt, autonom, sich selbst behauptend und verdammt gegenwärtig“, zitierte Ernst Koelnsperger in einer tiefgehenden und eloquenten Eröffnungsrede den Philosophen und Autor Markus Gabriel („Die Macht der Kunst“). So stellte er die Werke der drei renommierten Tal-Künstler in einen spannenden Dialog mit der „bewegten Zeit und der bewegten Welt“ unserer Gegenwart.
Kurator Ernst W. Koelnsperger (2.v.re.) begeisterte die Gäste mit einer leidenschaftlichen Einführung in die Werke der Ausstellung „Farbgipfel – bewegte Bilder, bewegte Welten“. Foto: Daniela Skodacek
Farbintensiv, vielschichtig und voller Ausdruckskraft – die drei Künstler
Die Künstlerin Ekaterina Zacharova, eine gebürtige Moskauerin, die viel gereist ist und seit vielen Jahren im Tegernseer Tal lebt, beeindruckt mit ihren farb-glühenden, lebendigen Gesellschaftsstudien. „Die Ereignisse, die sie darstellt, sind oft atemberaubend. Großartige Szenen aus nah und fern, aus Metropolen und aus der heimatlichen Umgebung zeigen den Menschen als ein Teil der bewegten Welt von heute“, erklärte Ernst Koelnsperger. Die leuchtenden Farben und die psychologische Tiefe ihrer Werke, die niemals abstrakt sind, porträtieren unsere lebendige Gesellschaft.
Ekaterina Zacharova „Geheimnisse? Wuiderer Bar.“ Foto: Daniela Skodacek
Jürgen Welker, der wie Brigitte Siebeneichler ein Schüler von Markus Lüpertz war und bereits vor zwei Jahren an einer Gemeinschaftsausstellung der Kunststiftung teilnahm, präsentiert abstrakte Landschaften voller Energie und Dramatik. „Seine Bilder führen in eine oft apokalyptische Welt, sie sind Phantasmagorien unserer bewegten Zeit. Der Betrachter wird nicht gelenkt, bestimmte Formen oder Empfindungen zu sehen oder gar zu fühlen“, unterstrich Ernst Koelnsperger. Welkers Technik, die Schicht für Schicht in die Tiefe führt, erzeugt Bildwelten, die mitunter an moderne Filmkulissen erinnern.
Jürgen Welkers großformatige Gemälde fangen Bewegung und Emotion in intensiven Farben ein. Hier ein aktuelles Werk „ohne Titel“. Foto: Daniela Skodacek
Brigitte Siebeneichler, zugleich Stifterin der Kunststiftung, ist von allen dreien am weitesten im Abstrakten verortet, aber auch sie begann im Gegenständlichen. Große Farbflächen und große Gesten bestimmen das Zentrum ihrer Bilder. „In ihren neuen Werken kann immer noch der Zauber der Gegenständlichkeit und der Dingwelt erspürt werden“, sagte Ernst Koelnsperger. Ihr künstlerisches Schaffen erweise sich als eine zutiefst menschliche, den ganzen geistigen Horizont auslotende Neuschaffung einer Welt, die zum Nachdenken anrege. „Das ist, unter anderem, eine der Aufgaben der Kunst.“
Brigitte Siebeneichlers Farbflächen schaffen meditative Welten mit lyrischer Tiefe, wie das Werk „Illusion.“ Foto: Daniela Skodacek
Positive Resonanz und rege Beteiligung
Zahlreiche Gäste äußerten sich bei der Vernissage begeistert über die gelungene Zusammenstellung der Werke und die inspirierende Atmosphäre. Bereits am Eröffnungswochenende zog die Ausstellung rund 200 Besucher an, berichtet die Kunststiftung Siebeneichler. Das Interesse an der künstlerischen Auseinandersetzung mit den „bewegten Welten“ unserer Zeit scheint also deutlich spürbar.
Die Besucher können in die farbenprächtigen und tiefgründigen Welten der drei Künstler förmlich eintauchen. Foto: Daniela Skodacek
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