
Vom Stotterer zum Star: Ben Blaskovic
Ben Blaskovic ist ein eloquenter Redner. Foto: Petra Kurbjuhn
Fastenpredigt in Holzkirchen
Die dritte Reihe der Fastenpredigten von KulturVision e.V. startete am Sonntag in der Kapelle zur Heiligen Familie St. Josef fulminant. Der bekannte Schauspieler, Regisseur, Produzent und Musiker Ben Blaskovic riss die zahlreichen Gäste zu begeistertem Applaus und nicht enden wollenden Fragen hin.
Unter dem Titel „Vier Geschichten, die Mut machen“ stehen die Fastenpredigten in diesem Jahr. Die von Markus Bogner initiierte Veranstaltungsreihe, die Menschen in der Kirche zu einem lebendigen Austausch ermutigen soll, funktionierte wieder einmal hervorragend.
Denn der erste Prediger erzählte offen und empathisch seine Geschichte vom stotternden Jugendlichen über viele Fallstricke und Tiefen hin zum erfolgreichen Schauspieler und Unternehmer.
Das zahlreiche Publikum in der Kapelle zur Heiligen Familie. Foto: Petra Kurbjuhn
„Am Anfang muss es knistern“, startet er seine Rede mit dem ersten Kapitel „Die Realität“. Man müsse dramaturgisch Spannung aufbauen, was alles nicht so gut lief und am Ende eine positive Lösung anbieten.
Hingabe und Hoffnung vergebens
Anschließend an den Song „Whiskey and You“ von Chris Stapleton, den er mit charismatischer Stimme ausdrucksstark zur Gitarre sang, gestand er: „Ich habe den Glauben verloren, sitze zuhause mit einem Whiskey und einer Zigarette.“ Alle Bemühungen, Zeit, Investitionen, Hingabe und Hoffnung, die er in ein Projekt gesteckt hatte, waren vergebens. „Ich kann nichts, ich bin nichts, keiner will mich.“
Musiker Ben Blaskovic. Video: Petra Kurbjuhn
Dies sei sein Alltag, voller Auf und Abs, auf Höhepunkte, bei denen er wisse, warum er den Beruf des Schauspielers gewählt habe, folgten Absagen, Leere, Zweifel. Ben Blaskovic ist einem Millionenpublikum aus zahlreichen Fernsehfilmen und Serien bekannt, drehte mit Stars wie Heiner Lauterbach, er kam in der Welt herum. „Dafür bin ich unfassbar dankbar.“
Avatare ersetzen Schauspieler
Aber es gebe eben auch Tiefen. „Man sehnt sich nach Stabilität“, aber das Geschäft in der Filmbranche sei instabil. Förderungen gehen zurück, KI werde unaufhaltsam die Arbeit revolutionieren und Berufe würden obsolet. „In fünf Jahren gibt es den Beruf des Schauspielers so wie heute nicht mehr“, Avatare würden ihn ersetzen.
Ignoranz dieses Prozesses sei dumm, andererseits aber stelle sich die Frage, ob uns Kultur nichts mehr wert sei. „Sie berührt uns, schafft Gemeinschaft über Emotionen.“
Der Prediger erzählt von seiner schwierigen Jugend. Foto: Petra Kurbjuhn
Im Kapitel zwei seiner Predigt erzählte Ben Blaskovic seinen Lebensweg unter dem Titel „Herkunft“. Der Großvater aus Kroatien zugewandert, die Eltern „Preißn“, nicht einfach im Miesbacher Oberland, aber von ihnen habe er die innere Stärke gelernt und den Respekt vor sich selbst und anderen. Zudem gebe ihm der Glaube an eine unsichtbare Energie, die alle Religionen verbinde, schöpferische Kraft.
Auf Grundwerte besinnen
Was man aus der christlichen Religion lernen könne, sei, auf monetäre Dinge zugunsten von Grundwerten zu verzichten. „Jeder Tag bietet eine neue Chance, Dinge richtig zu machen“, betonte er und erzählte, dass er sich gerade von einer Geschäftspartnerin in der US-amerikanischen Dependance seiner Produktionsfirma Victus Films getrennt habe, weil sie eben nicht diese Werte vertreten habe.
Und dann wurde er persönlich. Nach einem Sturz erlitt er als Jugendlicher eine Sprachstörung und wurde gemobbt. Als Ausgleich spielte er Schlagzeug in der Band „Steep“ und im Orchester des Miesbacher Gymnasiums.
Eine Lehrerin habe ihn ermutigt, im Schultheater den Alfred im „Besuch der alten Dame“ zu spielen, trotz Stottern und mit einer Logopädie klappte es und der Wunsch Schauspieler zu werden, keimte auf. Ein Lehrer indes habe gesagt: „Das schaffst du nie.“
Ziele auch mit Handicap erreichbar
Daraufhin habe er Gas gegeben, eine Schauspielausbildung in München und den USA absolviert, seine erste Agentur bekommen und die Karriere startete. „Man darf nicht auf die Leute hören, wenn man sein Ziel klar vor den Augen hat, dann kann man es auch mit Handicap erreichen.“ Er forderte dazu auf, niemandem die Macht über das eigene Leben zu überlassen oder sich manipulieren zu lassen.
Im dritten Teil widmete sich Ben Blaskovic der „Gesellschaft“. Diese sei heute insbesondere in Deutschland angstzerfressen. Wenn man jemandem von einer neuen Idee erzähle, bekomme man zu hören: „zu teuer“, „zu schwierig“, „das haben wir noch nie so gemacht“ oder „so ein Schmarrn“. In den USA laufe das anders, da heiße es „great idea“.
Im Dialog mit dem Publikum. Foto: Petra Kurbjuhn
An dieser Stelle suchte er sich zehn Freiwillige im Publikum, die er aufforderte am nächsten Tag, die Bäckereiverkäuferin oder eine andere Person zu fragen: „Wie geht es Ihnen?“ und ihr dabei in die Augen zu schauen.
Das Gemeinsame sei es, das zu pflegen sei. Und so habe die Filmbranche auch tolle Seiten. „Nichts ist schöner als gemeinsam einen Film zu drehen“, sagte er.
Und er schloss: „Täler gibt es immer wieder“, er habe seine kreativsten Anfälle dann, wenn es ihm schlecht gehe, denn er habe gelernt, seine Gefühle wahrzunehmen und nicht zu kategorisieren. Er gab als Hausaufgabe mit, sich vor den Spiegel zu stellen und sich zu fragen: Wie fühle ich mich? Mit dem Song von Chris Stapleton „Starting Over“ beschwor er, immer wieder neu anfangen.
Ben Blaskovic würzte seinen Vortrag immer wieder mit Humor. Foto: Petra Kurbjuhn
In der lebendigen Diskussion plauderte der Schauspieler auch aus dem Nähkästchen, verriet seine Rituale beim Dreh, einige seiner Vorbilder, wie Kevin Costner oder Friedrich Mücke. Er gab auch seine Meinung zum Erfolg preis: Fleiß, Zeit, Netzwerk, Beziehungen und zitierte Woody Allen: 80 Prozent des Erfolgs ist Präsentsein.“
Rhinestone Cowboy in der Kapelle
Er gab auch zu, dass er gern Kriminelle spiele, insbesondere wenn man Verständnis und Empathie aufbauen könne. Mit dem gemeinsam gesungenen „Rhinestone Cowboy“ ging eine vom Publikum hochgelobte Veranstaltung zu Ende.
Information über die aktuellen Projekte von Ben Blaskovic:
Seine Firma Victus Films reichte bei den Filmfestspielen in Cannes einen Kurzfilm über ein stotterndes Mädchen ein, der sein eigenes Leben verfremdet wiedergibt, er selbst spielt den Vater. Titel: „Ba Ba Bound“. In Planung ist ein Kinofilm über den Extremsegler Boris Herrmann „A Race We Must Win“.
Zum Weiterlesen: Vier Geschichten, die Mut machen