Fastenpredigten: Laudato si‘ – sind wir noch zu retten?
Kapelle Zur Hl. Familie St. Josef Holzkirchen. Foto: Martin Granacher
Fastenpredigten in Holzkirchen
Viele Menschen sind auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben, suchen nach individuellen Antworten. Dabei bleibt zuweilen der Gemeinschaftssinn auf der Strecke. Eine neue Veranstaltungsreihe im Rahmen von „Anders wachsen“ will dem entgegenwirken. Vier Laien werden zu den vier Elementen ihre Visionen vermitteln.
Biobauer und Spurwechsler Markus Bogner hatte die Idee. Kann man nicht auf der spektakulären Enzyklika von Papst Franziskus aus dem Jahre 2015 aufbauen? Die eindringliche Schrift aus „Sorge um unser gemeinsames Haus“ hatte damals viel Aufsehen erregt, jetzt aber ist sie schon fast wieder vergessen.
Biobauer Markus Bogner aus Holz. Foto: KN
Markus Bogner will sie mit neuem Leben füllen und schlug den Organisatoren von „Anders wachsen“ vor, Fastenpredigten in der Kirche von Laien halten zu lassen. Gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Matthias Striebeck und der Reihe „St. Josef mit Leben erfüllen“ der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef in Holzkirchen wurde das Konzept entwickelt.
Fastenpredigten zur Taufvorbereitung
Matthias Striebeck erklärt den Hintergrund: „Früher dienten Fastenpredigten zur Taufvorbereitung. Es waren Lehreinheiten in der Zeit vor Ostern, um Menschen auf die Taufe in der Osternacht vorzubereiten.“ Mit Nockherberg habe das nichts zu tun gehabt. „Sie waren fast frei von Liturgie, auf jeden Fall frei von Eucharistie, Voraussetzung dafür wäre ja die Taufe gewesen.“
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Häufig seien diese Lehreinheiten auch von Laien gehalten worden. „Sie waren also Hinführung zum Gottesdienst für Menschen, die Glauben hatten und zur Kirche wollten.“ Heute gebe es sogenannte Sunday Assemblys – Sonntagsversammlungen – angeblich für Atheisten.
Das sind Veranstaltungen, die genau aussehen wie ein Gottesdienst, aber ohne einem Gott zu dienen oder den Dienst eines Gottes in Anspruch zu nehmen. Sie bieten Gemeinschaft und Halt, Bildung und Selbstvergewisserung.
Matthias Striebeck, evangelischer Pfarrer vor der Kirche in Fischbachau. Foto: MZ
„Ich behaupte: Jeder Mensch ist auf der Suche. Ich nenne diese Suche ‚Religion'“, sagt der Pfarrer. Immer mehr Menschen individualisieren diese Sinnsuche. Sie vergemeinschaften die Sinnsuche nicht mehr. Vergemeinschaftung findet fast nur noch als Antwort, aber nicht als Frage oder Suche auf.
Dann aber könne das passieren, was der britische Lyriker George Herbert so nannte: „Wenn das Gehirn kein Korn sät, dann pflanzt es Disteln.“
Sinnstiftung
Mit den Fastenpredigten in der Kapelle zur Heiligen Familie St. Josef in Holzkirchen versuchen die Organisatoren von „Anders wachsen“ in einer seit Jahrhunderten erprobten Form der gemeinschaftsordnenden Struktur der „Andacht“, die Sinnstiftung wieder bei einer vergemeinschaftenden Organisationsform vor Anker gehen zu lassen.
Sie haben als verbindendes Thema der vier Andachten in der Fastenzeit die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft gewählt und dazu kompetente Experten eingeladen. Moderiert wird die Reihe, die am kommenden Sonntag, 8. März um 18.30 Uhr Premiere hat, von Matthias Striebeck.
Maurice Attenberger von der GLS-Bank München. Foto: KN
Zum ersten Thema „Feuer“ ist ein Banker eingeladen, seine Gedanken zu äußern. Maurice Attenberger von der Münchner GLS-Bank sagt: „Geld ist für die Menschen da – doch genau wie das Feuer kann es ermöglichen und zerstören. Natur und Umwelt, Frieden und Freiheit, Nahrung, Bildung, Energie, Gesellschaft und Wohnen. Jedes für sich ist ausschlaggebend für unser Wohlbefinden und unsere Entwicklung. Jeder interpretiert die Grundbedürfnisse für sich auf ganz individuelle Weise. Und doch, sie haben eins gemeinsam: sie unterliegen der Macht des Geldes.“
Mischkulturen
Am 15. März wird Markus Bogner aus Holz zum Thema „Luft“ sprechen. Damit die Pflanzen auf seinem Acker gesund und widerstandsfähig bleiben, setzt er auf Mischkultur. Die Schwächen einer Kultur werden hierbei durch die Stärken einer anderen Kultur ausgeglichen. Bei seiner täglichen Arbeit erkennt er immer wieder, wie einfach es wäre, sein Anbausystem auf unsere Gesellschaft zu übertragen. Landauf, landab leben die Menschen zunehmend in Monokulturen, einer der krankheitsanfälligsten Anbausysteme überhaupt, das seinen Pflanzen regelrecht die Luft zum Atmen und zum Entfalten nimmt. Er hat ganz konkrete Visionen, wie eine lebenswerte Gesellschaft aussehen muss.
Bäuerin Lena Mehringer aus Kreuth. Foto: KN
Das Element Erde vertritt am 22. März Lena Mehringer aus Kreuth. Ihr Credo: „Als Bäuerin sehe ich: Kein Tier der Welt ist so dumm, sich seinen eigenen Lebensraum zu zerstören. Als gläubige Christin weiß ich: Es ist ‚Not – wendend‘, sich für unsere Erde einzusetzen. Als Mutter ist mir klar: ‚Nach mir die Sintflut!‘ geht gar nicht! Im Alltag nachhaltig zu leben ist gar nicht so einfach – aber alternativlos!“
Prof. Dr. Peter Wilderer aus Neuhaus. Foto: Petra Kurbjuhn
Am 29. März beschließt die Reihe der Wasser-Nobelpreisträger Professor Peter Wilderer aus Neuhaus. Er wird die heutigen wissenschaftlich begründeten Vorstellungen erläutern, wie das Wasser auf die Erde kam. Der Mensch hat die Erde in erdgeschichtlich kurzer Zeit besiedelt. Um die heute fast 8 Milliarden Menschen mit Nahrung zu versorgen, hat der Mensch die Artenvielfalt durch Monokulturen ersetzt. Die Menschheit selbst wurde zu einer Monokultur. Das ist gefährlicher als die Erderwärmung. Kommt es zur Entstehung einer neuen Spezies Mensch?