Federspieler im Kramerladl
Theaterensemble Federspiel. Foto: KULTUR im Oberbräu
Theater in Holzkirchen
Im fünften Jahr ihres Bestehens will das Theaterprojekt „Federspiel“ aus der Schublade Seniorentheater herauskommen. Zwar sind die meisten Mitwirkenden 50 +, dennoch spielen sie nicht nur für die Schwiegereltern, wie Agnes Kraus betont.
Der Münchner Schauspielerin und Regisseurin ist es sehr wichtig, dass ihre zunächst für Senioren gedachte Theaterinitiative auch das Sprungbrett auf die Bühne für Jüngere sein kann. Das hat Grit Franzky erkannt. Die Mittvierzigerin lernte Agnes Kraus über deren beliebtes Bilderbuchkino kennen, erfuhr vom Projekt „Federspiel“, das neue Mitspieler jeden Alters sucht und meldete sich.
„Ich will mich ausprobieren“ meint sie und hofft, andere jüngere Spielbegeisterte anzulocken.
Auch ihr Partner in der neuen Inszenierung Jörg Lohmann ist neu im Ensemble. Der Geretsrieder kommt nach Holzkirchen, um hier ins Kino oder ins Theater zu gehen. Er habe schon Theaterluft geschnuppert und fühle sich in der netten Gruppe mit der guten Führung von Agnes Kraus sehr wohl, meint er.
Grit Franzky und Jörg Lohmann. Foto: MZ
Grit Franzky und Jörg Lohmann sind in dem Stück „Im Kramerladl“, das am 2. April Premiere im Foolstheater im KULTUR im Oberbräu feiert, Kunden in dem Allerweltsgeschäft, die in Büchern von Karl Valentin stöbern und Anekdoten und Zitate, wie „Früher war die Zukunft auch besser“ des großen Münchner Komikers lesen.
Im Kramerladl regiert Kramerin Ingeborg Brunnhuber, von Anfang an bei „Federspiel“ dabei, die sagt: „Ich will gefordert sein und schauen was noch geht.“ In ihrem Laden spielen auch alle anderen Valentin-Szenen. In einer sucht Gisela Steinke ihren verlorenen Brillantring. Sie habe schon in ihrer Jugend Kabarett gemacht, erzählt sie und jetzt, im Alter, da brauche sie das Anderssein, das Lachen können auf der Bühne.
Ingeborg Brunnhuber als Kramerin. Foto: MZ
Heide Romanski spielt in dem hochaktuellen Stück „Die Fremden“, wo es heißt „Fremd ist der Fremde nur unter Fremden“ und wo der verblüffte Zuhörer erfährt was das bedeutet „Der Fremde unter Fremden“. Sie habe sich schon immer gern verkleidet, erzählt sie und auch im Fasching schon Theater gespielt. Ihre Partnerin in dem brisanten Stück ist Agnes Haas, deren trockener, sehr eigener Humor der Szene den nötigen Hintergrund gibt.
Ludwig Haas als Buchbinder Wanninger. Foto: MZ
Eigentlich habe Agnes Haas nur soufflieren wollen, erzählt die Regisseurin, sie habe drei Jahre gebraucht, um sie auf die Bühne zu locken, wo ihr Mann Ludwig Haas schon länger zu Hause ist, hat er doch schon Schauspielerfahrungen durch einige Filme, bei denen er mitwirkte. Er spielt den berühmten „Buchbinder Wanninger“. In der blauen Schürze verbeugt und verneigt er sich immer wieder vor dem unsichtbaren Telefonpartner, der ihn permanent weiter verbindet.
Schwierigkeiten, eine Auskunft zu erteilen, hat Traudl Möhrle mit Gabs Weissbrich und Ilse Sebert als Schirmreparateurin ärgert sich maßlos über den Kunden, der vom schönen Wetter spricht. Dieser wird von Neuzugang Manfred Demmel gespielt, der durch eine gekonnte Bühnenpräsenz auffällt. Kein Wunder, spielt er doch schon seit 50 Jahren in Sachsenkam Theater und hat jetzt viel Spaß in der Holzkirchner Gruppe. Als jammernder Herr Leidenreich hat er eine Glanzrolle.
Ludwig Haas und Manfred Demmel. Foto: MZ
Insgesamt sind es 12 Valentinsche Szenen, die Agnes Kraus mit ihren Schauspielern einstudiert. Sie gibt immer wieder kurze Szenenhinweise: „Tempo, schneller, spritzig und lachen“ ruft sie hinauf. Beim Buchbinder Wanninger hat sie eine Spieluhr dabei, die sie laufen lässt, wenn wieder einmal verbunden wird. Und wehe, wenn dann schon eher einer anfängt zu sprechen, da ist sie streng.