Wer brachte den Chef um?
Vroni Mang bedankt sich bei Regisseurin Agnes Kraus nach der gelungenen Premiere. Foto: MZ
Theater in Holzkirchen
Mit der Krimikomödie „5 Gauner und ein Kühlschrank“ bewies das Ensemble Federspiel unter der Regie von Agnes Kraus erneut seine schauspielerischen Fähigkeiten und begeisterte das Premierenpublikum im gut besuchten Foolstheater.
Es geht in der heiteren Geschichte von Jochen Matthies, die das Ensemble Federspiel in einer etwa eineinviertel Stunden dauernden Vorstellung darbot, um eine chaotische Wohngemeinschaft von fünf, nein eigentlich sechs Gaunern.
5 Gauner in der Krimikomödie
Der sechste allerdings, der Chef der Bande, die sich auf Kunstdiebstähle spezialisiert hat, taucht nicht auf und kommt auch relativ bald durch ungeklärte Umstände zu Tode. Macht man jetzt weiter im Sinne des Chefs oder nicht, das ist die Frage, die sich die fünf sehr unterschiedlichen Charaktere stellen.
Da ist Simon, der Kunsthistoriker, der sich ein bisschen wie der Chef aufspielt. Jörg Lohmann spielt äußerst glaubwürdig diesen Typen, der immer nur andere für sich arbeiten lässt und sehr geschickt darin ist zu delegieren.
Jörg Lohmann und Manfred Demmel (v.l.). Foto: MZ
Ein fleißiger Tüftler hingegen ist Korbinian, von Manfred Demmel überzeugend dargestellt. Er hat beispielsweise den Kühlschrank mit einer intelligenten Software ausgestattet, so dass er eigenständig tätig werden kann. Schlitzohrig und schlau kommt er gemeinsam mit seinem Kumpel Rudi daher, den Klaus Schmalhofer authentisch spielt.
Der einzige in dieser Gauner-WG, der mal einen Besen in die Hand nimmt, ist Willi, von Lorenz Paulus brav und arbeitswillig in jeder noch so verrückten Situation gespielt.
Klaus Schmalhofer, Christina Müller-Gayk, Lorenz Paulus, Waltraud Hanke, Manfred Demmel und Jörg Lohmann (v.l.). Foto: MZ
In der Ecke sitzt strickend Helga, eine alte gebrechliche Frau, wie sie von sich sagt, die nur wenig ins Geschehen eingreift, aber manchmal muss Waltraud Hanke doch die Pistole in die Hand nehmen.
Jörg Lohmann, Inge Kirchberger und Helga Rudolf (v.l.). Foto: MZ
Unruhe bringt die Nachbarin Anneliese Busch in die Geschichte, die permanent den Chef mit Selbstgekochtem beglückt und wohl, wie alle vermuten, etwas mit ihm hat. Inge Kirchberger kommt ziemlich aufgedreht in kunterbunter Aufmachung daher. Übrigens lernt die Zuschauerin, dass Königsberger Klops am besten mit einer Spur Parmesan schmecken.
Ja, und dann gibt es noch die Kunstsammlerin Kriemhild Schwarz, die von Christina Müller-Gayk undurchsichtig und kühl gegeben wird.
Manfred Demmel, Christina Müller-Gayk, Jörg Lohmann und Klaus Schmalhofer (v.l.). Foto: MZ
Das Ganze dreht sich nämlich um ein Bild, das das Gaunerquintett aus dem Museum klaut und verscherbeln will, ganz im Sinne des verblichenen Chefs. Das Blumenstillleben des berühmten Malers Samuel van Dresselhuys soll einige Millionen wert sein.
Manfred Demmel, Vroni Mang und Lorenz Paulus (v.l.). Foto: MZ
Nur ist der Geschichte auch Ophelia Wüster, die Spezialistin für Kunstdiebstähle bei der Polizei auf der Spur. Vroni Mang spielt die kühl berechnende Beamtin überzeugend und überraschend.
Überraschend äußert sich auch immer wieder der Kühlschrank zum Geschehen. Christa Rimböck gibt nicht nur der intelligenten Software ihre Stimme, sondern springt auch als Souffleuse ein, wenn premierenstressbedingt mal ein kleiner Hänger auftritt.
Spielt eine wichtige Rolle: der Kühlschrank. Foto: MZ
Agnes Kraus hat die heitere und spannende Krimikomödie geschickt und flott inszeniert. Sie führt ihr Laienensemble professionell und arbeitet bei jedem die darstellerischen Stärken heraus. Mit welcher Spielfreude die Akteure, von denen einige über 80 Jahre alt sind, agieren und wie sie Text und Darstellung meistern, das ist bemerkenswert.
Spannender Theaterabend
Hier ist kein Seniorentheater zu sehen, sondern Männer und Frauen 60+ haben im Theaterspiel eine erfüllende Freizeitbeschäftigung gefunden, die sie unter gekonnter Führung so ausleben, dass das Publikum einen spannenden Theaterabend erleben kann. Chapeau. Ein Lob aber gebührt unbedingt auch dem Bühnenbau und der Technik von Harald Oriold. Schließlich muss der Kühlschrank immer an der richtigen Stelle eingreifen und blinken.
Wer den Chef umgebracht hat? Ansehen! Überraschung.
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