Felix Mitterer und Achenkirch
Der junge Felix Mitterer. Foto: KN
Ausstellung am Achensee
Im Alten Widum in Achenkirch ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die den berühmten zeitgenössischen Dramatiker und Drehbuchautoren würdigt. Sie gibt ausdrucksstark Einblick in sein Leben und Schaffen.
Achenkirch ist der Geburtsort Felix Mitterers. Im vergangenen Jahr feierte er seinen 70. Geburtstag. Auch hier im Landkreis ist er kein Unbekannter. Immer wieder werden seine zeitkritischen, nachdenklichen und aufrüttelnden Stücke im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus aufgeführt. Neben seinen literarischen und dramaturgischen Arbeiten tritt Mitterer auch immer wieder selbst als Schauspieler auf.
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Ausstellung und Lesung
Nachdem im letzten Jahr anlässlich des Geburtstagsjubiläums eine große Ausstellung der Marktgemeinde Telfs ausgerichtet wurde, gelang es dem Kulturverein Achensee, diese Ausstellung heuer in seinen Geburtsort zu holen. Das Alte Widum, liebevoll und aufwendig von den Mitgliedern des Kulturvereins restauriert und renoviert, bietet dazu einen besonderen Rahmen. Und der Kultursalon im ausgebauten Dachgeschoss samt seiner Bühne ist auch ein idealer Ort für eine Lesung.
Felix Mitterer im Alten Widum in Achenkirch. Foto: Matthias Halter
So las Felix Mitterer im Rahmen der Ausstellung im Kulturzentrum Altes Widum aus seinem neuesten Stück „Silberberg“. Am 14. August wurde es vor dem beeindruckenden Kirchenportal der größten gotischen Hallenkirche Tirols in Schwaz uraufgeführt. Es erzählt die Geschichte des Schwazer Silberbergbaues.
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Wenn das Theater seinen Dienst tut – Gespräch Felix Mitterer und Sepp Flossmann
Um dem facettenreichen, großartigen Tiroler Dramatiker gerecht zu werden, haben die Kuratorin Claudia Mark und der Architekt Christian Höller die Ausstellung im ehemaligen Achenkirchener Pfarrhaus theatralisch inszeniert. Das nachgebaute Arbeitszimmer gibt Einblick in Mitterers Arbeitsweise und zeichnet die Entstehung von Stücken wie „Munde“ oder der berühmten Piefke-Saga nach.
Felix Mitterer Ausstellung in Achenkirch im Alten Widum. Foto: Matthias Halter
Hier findet sich auch eine Schreibmaschine jenes Typs, auf der Mitterer in den 1980er Jahren seine ersten Theaterstücke geschrieben hat. Das „Skandalstück“ Stigma etwa, dessen Uraufführung 1982 in Telfs die Geburtsstunde der seither dort ausgetragenen Tiroler Volksschauspiele markiert. Wider alle Bedenken ermöglichte der damalige Bürgermeister Helmut Kopp die Uraufführung des als „Religionsverhöhnung“ und „Ansammlung von Schweinereien“ verunglimpften Stücks.
Archive geöffnet
Zahlreiche Dokumente und Fotografien aus dem Innsbrucker Brenner-Archiv sowie ORF-Aufzeichnungen von Aufführungen im Rahmen der Tiroler Volksschauspiele zeichnen den langen Weg des Schauspielers und Dramatikers von den ersten Erfolgen bis in die unmittelbare Gegenwart nach.
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Die Achenkirchener Ausstellung wird ergänzt durch zahlreiche Objekte zu den ersten Kindheitsjahren, die der Autor am Achensee verbracht hat. Als Sohn einer Kleinbäuerin und eines rumänischen Flüchtlings wurde er nach der Geburt zur Adoption an das Landarbeiterehepaar Mitterer freigegeben und wuchs in Kitzbühel und Kirchberg auf. Sein erstaunliches Leben und sein Werdegang fühte ihn über eine Ausbildung an der Lehrbildungsanstalt in Innsbruck und Arbeit beim Zollamt zum Schreiben literarischer Texte. Ab 1977 arbeitet er als freiberuflicher Schriftsteller.
Felix Mitterer (2.v.l.) bei der Eröffnung der Ausstellung in Achenkirch. Foto: Matthias Halter
Tiroler Volksautor
Bekannt geworden ist Mitterer durch zahlreiche Theaterstücke, Drehbücher, Erzählungen, Hörspiele, Mundarttexte und Kindergeschichten. Er wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet. Trotz vieler Jahre, die er mit der Familie in Irland lebte, blieb er ein „Tiroler Heimatdichter und Volksautor“, wie er sich selbst bezeichnet, wobei er die Tradition des Volksstücks in Inhalt und Form stets weiterentwickelt. Immer wieder setzt er sich mit problematischen Themen, etwa mit Randgruppen und Außenseitern oder mit brisanten historischen Persönlichkeiten auseinander und eröffnet damit einem breiteren Publikum gesellschaftskritische Räume.
Reger Austausch mit Achensee
Das Alte Widum in Achenkirch, gleich auf der anderen Seite des Achenpasses im Tirol gelegen, hat sich in den letzten Jahren zu einem Dreh- und Angelpunkt einer lebendigen regionalen Kulturszene entwickelt. Auch zwischen Achensee und dem Tegernsee findet immer wieder ein künstlerischer Austausch statt.
Lesetipp auf S. 19 in der 28. Ausgabe der Kulturbegegnungen:
Kunst über die Grenze: Künstlergruppe Delta trifft Kulturverein Achenkirch