Ausgwuidert – mit Bluesharp und Surfbrett
Ferdl Eichners Bluesharp-Spiel ist legendär – nicht nur in der WeyHalla, wo das Bild entstand. Foto: Heinz Tinschert
CD-Tipp der Redaktion
Die erste CD von Bluesharp-Virtuose Ferdl Eichner ist da. Dass die Mundharmonika an seinen Lippen weit mehr ist als ein kleines Hosentascheninstrument, wissen seine Fans längst. Durch sie wird die Isar zum Missisippi-Delta. Auch Gastmusiker wie Carlene Sullivan und der Zither-Manä geben sich die Ehre.
Dreizehn Songs sind auf der brandfrischen CD zu hören – vor allem eigene Stücke mit Gitarre, Ukulele oder Cigar Box Gitarre. Die Instrumente verschmelzen gemeinsam mit dem Fußschlagzeug und der Bluesharp zu einem volltönenden Blues-Orchester, sodass man sofort vergisst, das Ferdl Eichner eine One-Man-Band ist. Hat der leidenschaftliche Harp-Spieler und Gitarrist ursprünglich mit englischen Songs begonnen, ist er doch längst vollständig auf die bayerische Sprache umgeschwenkt.
Blues von der Isar
Blues gibt’s eben nicht nur am Mississippi, sondern auch an der Isar, wo Ferdl Eichner zu Hause ist. Und es passt perfekt. In der amerikanischen Sängerin und Songwriterin Carlene Sullivan hat der bayerische Bluesmusiker nicht nur eine perfekte musikalische Partnerin gefunden, sondern die Frau fürs Leben. Auch wenn „Oide“ zunächst nicht so charmant klingt – im Titel des ersten Songs auf der CD dreht sich alles um die Liebe und ihre Unabwägbarkeiten und der Blues gibt den Takt der Beziehung vor. Wenn zwei aufeinander stehen, dann passt es einfach.
Ferdl Eichner und Carlene Sullivan beim Konzert in der WeyHalla. Foto: Sonja Schroth
Passend ist sie also, die bairische Sprache, die mit dem Blues der Harp und den eindrucksvollen Gitarrensounds so ursprünglich klingt, als hätte der Blues tatsächlich seine Wurzeln an der Isar. Die entspannten Grooves eines Jack Johnson treffen musikalisch auf J.J. Cale und zusammen mit John Lee Hooker wird auf Bairisch, Englisch und Instrumental gejammt.
Der landauf-landab als Bluesharp-Virtuose bekannte Musiker spielt in seinen mitreißenden Konzerten oft die Mundharmonika auf den Kopf stehend oder auch zwei Harps gleichzeitig. Dass er das so mühelos packt, liegt gleichwohl auch an seiner Leidenschaft für Sport – und auch diese schlägt sich ebenfalls auf der CD nieder – im Surfen ebenso wie im Skifahren.
Nachdenkliche Lebensleichtigkeit
„Bloß lebn“ ist ein Song, der nachdenklich wie lebensleicht zugleich ist – diese zwei Herzen schlagen in der Brust des Vollblutmusikers. Wasser plätschert – die Wellen des Walchensees. Leben kann man sich nicht kaufen, so die Botschaft, bloß leben.
„A Hang voller Schnee“ ist eine Liebeserklärung ans Powdern, dem großen Wintergenuss für Ferdl Eichner, mit eingängigem Rhythmus und schnellen Bottleneckpassagen. Die Soli mit der Mundharmonika lassen keinen Zweifel daran, dass Ferdl Eichner einer der ganz Großen ist: rhythmisch stampfend, schnaufend und Bluesharp-beatboxend geht es richtig zur Sache. „Train Stomp“ ist das herausragende Instrumentalstück auf der CD – wer schon „Black Patty“ mochte, wird begeistert sein.
Zusammenspiel mit Gastmusikern
Immer wieder geht es in den Texten um Menschliches und Zwischenmenschliches. „Wenn die Vögel fliang“ ist eine eigenwillige, bluesige Version des „wenn ich ein Vöglein wär“- Motivs mit langen, slidigen Bottelneck-Passagen, in denen die Gitarre bald wie eine indische Sitar klingt. Beim Lied “Feia“ unterstützt Zitherlegende Manfred Zick, beide Musiker sind langjährige Musikgefährten. „Hennadreck“ ist eines der politischen Lieder auf der CD, ein eindringlicher Aufruf, nicht die „rechten Deppen“ zu wählen. Und Carlene Sullivans empathische, ausdrucksstarke Singstimme macht „City Girl“ zu einem Ohrwurm.
Cover der brandneuen CD „AUSGWUIDERT“. Foto: Ferdl Eichner
Neben seinen Solo-Aktivitäten ist Ferdl Eichner immer wieder mit anderen, großartigen Musikerkollegen unterwegs. Im Duo mit Carlene, mit seinem Duopartner John Kirkbride oder mit dem Zither Manä Trio. Außerdem arbeitet er fleißig als Musikproduzent in seinem eigenen Tonstudio.