Ferdl Eichner: Hoamad Flow
Blues Harp-Virtuose und versierter Slidegitarrist: Ferdl Eichner. Foto: KN
Musiktipp der Redaktion
Der Mississippi fließt im Isardelta? Möchte man meinen. Blues Harp Virtuose Ferdl Eichner hat seine erste Solo-EP herausgebracht. Die kann sich hören lassen und macht Lust auf Surfen. Und wie passt das alles zusammen?
Ganz einfach, alles ist im richtigen „Flow“. Ferdl Eichner ist ganz bei sich angekommen. Da ruht er aber nicht, sondern jetzt geht’s erst richtig los. Nach Auftritten mit internationalen, nationalen und regionalen Musiklegenden wie beispielweise Luisiana Red, John Kirkbride und dem Zither Manä ist es für ihn an der Zeit gewesen, sein eigenes Soloprogramm zu erarbeiten. Mit Gitarre, Ukulele und natürlich Mundharmonika. Denn er hat etwas zu erzählen. Und das tut er jetzt.
CD Cover „Hoamad Flow“ Ferdl Eichner. Foto: KN
Mit 19 fing er mit der Mundharmonika an, vom Blues gepackt. Mit Mitte zwanzig kam die Gitarre dazu, danach die Ukulele. Vergleichweise spät, sagt er. Aber die Musik war offensichtlich tief und vollklingend in ihm, die floss einfach heraus. Beigebracht hat er sich alles selbst. In seiner Kindheit war Musik zunächst kein Thema, beide Eltern sind gehörlos. Dafür haben sie früh in ihm die Liebe und Leidenschaft zum Skifahren geweckt.
Skiprofi, Windsurfer, Harpvirtuose
Seither lief Sport und Musik parallel. Beides gehört in sein Leben. Und jetzt lässt der ehemaliger Freestyle Skiprofi, leidenschaftliche Windsurfer und im Oberland längst legendäre Harpvirtuose alles zusammenfließen: „Hoamad Flow“ heißt die erste EP und seine Solotour.
Ferdl Eichner EP-Innencover. Foto: KN
Blues und Bairisch, widerspricht sich das nicht? Nicht für Ferdl Eichner, der auch mit „Schorsch und de Bagasch“ bayerischen Blues gespielt hat, und im Zither Manä Trio. Blues hat etwas erdiges, und das habe man in Bayern auch, meint er. Seine Texte waren zuerst Englisch, aber dann ist er auf Mundart umgeschwenkt, dann hat es gepasst. Es sind nachdenkliche, tiefgründige, auch mal launige Texte übers Leben. Die Musik ist bluesig, groovend, und immer fließend.
Mit der Mundharmonika und Slideeffekten auf der Gitarre greift er die menschliche Stimme auf, intoniert sie so virtuos, als spielten drei Musiker zugleich. Was er auf der Bühne mit der Bluesharp Beeindruckendes anstellt, auf dem Kopf stehend spielen oder mit zwei Harps auf einmal, das kann man auf der CD nicht sehen. Dafür gibt es stimmungsvolle, beeindruckende Videos. Die zeigen, was er sportlich und musikalisch drauf hat und was er mit „Hoamad Flow“ meint – hier sein, draußen in der Natur sein, boarisch sein, powdern und surfen.
Video: „Blos leben“, Ferdl Eichner.
„Blos leben“ ist ein nachdenklicher Song, tiefgründig und zugleich voll Lebensleichtigkeit. Nicht zuletzt durch das Video vom Surfen am Walchensee. Dass man sich das Leben nicht kaufen, sondern bloß leben kann, darum geht’s Ferdl Eichner. Jeder muss sein Leben in die eigenen Hände und Verantwortung dafür übernehmen. „Wo san de Guadn bliem?“ ist ein Aufruf, politische Verantwortung zu übernehmen. Es wird Zeit dass wir selber Helden werden, ist die Botschaft. „A Hang voller Schnee“ ist eine launige, urige Liebeserklärung ans Powdern, mit eingängigem Rhythmus und schnellen Bottleneckpassagen. Powderspass und Skiakrobatik auch im Video, mit einer Portion schrägem Humor, überraschend und sehenswert.
Multiinstrumentale Solo-Jam Session
Die Instrumente spielt er in den sechs Liedern auf der EP alle selbst: Gitarre, Ukulele, Mundharmonika und Fuß-Schlagzeug. Dabei trifft der entspannte Groove eines Jack Johnson auf J.J.Cale, Jack White und Ben Harper. Alle zusammen jammen mit John Lee Hooker auf bayrisch. Beim Lied “Feia“ bekommt er Unterstützung von Zitherlegende Manfred Zick, den alle besser als Zither Manä kennen, beide sind langjährige Musikgefährten.
Ferdl Eichner beim Konzert in der Weyhalla, Weyarn. Foto: KN
Ein englischer Song hat sich dann doch auf die EP gemogelt: „Black Betty“ von Huddy Ledbetter in der Bearbeitung von Ferdl Eichner. Da erklingt mitreißend der Rhythmus seiner berühmten Harp-Dampfmaschine. Und gut so, wenn den bayerischen Singer/Songwriter der Blues so richtig packt, wie damals vor knapp dreißig Jahren, als er die Mundharmonika zum ersten Mal in die Hand genommen und dann nicht mehr losgelassen hat.
Lesen Sie hier auch den Artikel über Ferl Eichners erstes Solo Konzert in der WeyHalla in Weyharn.