Ein Plädoyer für die Menschenrechte
Im Foyer des Atrium. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
Zur Eröffnung des Festivals für Menschenrechte ist jetzt bis zum 16 Juni an verschiedenen Orten in Holzkirchen sowie im öffentlichen Raum eine Ausstellung zu sehen, an der sich 23 bildende Künstlerinnen und Künstler beteiligen. Die Vernissage geriet zu einem starken Plädoyer für die Menschenrechte.
Die Planungen für das Festival für Menschenrechte im Rahmen der Reihe „anders wachsen“ starteten vor fast drei Jahren als Monika und Manfred Lehner an KulturVision e.V. mit der Idee herantraten und offene Türen einrannten. Damals konnte niemand ahnen, wie dramatisch heute die Menschenrechte in der Ukraine verletzt werden. Aber es gibt auch weniger dramatische Verletzungen, die dennoch belastend sind. Auf all das soll das Festival hinweisen, aber auch die Menschenrechte feiern, wo sie erfolgreich umgesetzt werden.
Barbara Bertram, Monika Ziegler und Thomas Jarzina. Foto: Petra Kurbjuhn
Das Organisationsteam um die beiden Initiatoren, die an Covid erkrankt der Vernissage fernbleiben mussten, mit Barbara Bertram, Thomas Jarzina und Becky Köhl sowie mir selbst, lud Kunstschaffende aus der Region aber auch überregional ein, sich mit ihrer Kunst dem Thema zu widmen. Als Partner konnte Amnesty International gewonnen werden, die Kreisgruppe Miesbach beteiligt sich mit einer Plakatausstellung.
Ausstellung von Pictures for the human Rights vor dem rathaus. Foto: Petra Kurbjuhn
Darüber hinaus stellte der Verein Pictures for the human Rights seine Ausstellung zur Verfügung, bei der 30 Kunstschaffende die 30 Artikel der „Allgemeinen Erklärung für Menschenrechte“ bildnerisch umsetzten, unter ihnen auch Ulrike Lang aus Holzkirchen. Vereinsvorsitzende Barbara Wilmers-Hillenbrand war mit ihrem Stellvertreter Oliver Hums eigens aus Regensburg nach Holzkirchen gekommen, um an der Vernissage teilzunehmen. Die Bauzaunplanen haben ihren Platz vor dem Holzkirchner Rathaus gefunden. Bürgermeister Christoph Schmid, der zur Vernissage gekommen war, unterstützte das Vorhaben maßgeblich.
Verkehrsschilder von Johannes Volkmann. Foto: Petra Kurbjuhn
Direkt gegenüber um den Maibaum herum sind sieben Verkehrsschilder der Gerechtigkeit platziert, die Johannes Volkmann vom Papiertheater Nürnberg mit Kindern aus mehreren Nationen entwickelte und die jetzt auf ihrer zweiten Station nach Nürnberg in Holzkirchen zu sehen sind, wie Johannes Volkmann bei der Vernissage betonte. In der Kirche St. Josef hat Christiane Rath ihr Streichholzzählwerk installiert, das an die Ertrunkenen im Mittelmeer erinnern soll.
Vizelandrat Jens Zangenfeind. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Vernissage im Kulturcafé des KULTUR im Oberbräu startete schwungvoll mit Musik von Thomas Tomaschek am Saxofon und Peter Wolf am Piano. Vizelandrat Jens Zangenfeind würdigte in seinem Grußwort das Engagement des Organisationsteams, das Thema Menschenrechte sei wichtig wie noch nie zuvor.
Andreas Kuhnlein im Künstlergespräch. Foto: Petra Kurbjuhn
Im Interview begründete Ehrengast Andreas Kuhnlein, der sich mit seiner ergreifenden Skulptur „Mensch“ an der Ausstellung beteiligt, warum Kunstschaffende eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft haben. „Wir leben ein einer Demokratie und in Freiheit“, sagte der Bildhauer aus dem Chiemgau. Wenn man aber in andere Länder schaue, erkenne man, dass das sehr schnell vorbei sein könne.
„Mensch“ von Andreas Kuhnlein. Foto: Petra Kurbjuhn
Kunst sei einerseits systemrelevant und Künstler hätten andererseits eine gesellschaftliche Verantwortung, könnten aber Politik nicht ersetzen, nur Impulse geben. Mit der Kunst aber könne man auch Menschen interessieren, sich an gesellschaftlichen Themen zu beteiligen.
Die Ausstellung umfasst 103 Bilder, 62 Plakate, acht Skulpturen und sieben Installationen, die Werke sind im KULTUR im Oberbräu und im Atrium zu sehen.
Georg Brinkies „Gimme shelter“. Foto: Petra Kurbjuhn
Vor dem KULTUR im Oberbräu steht derzeit „Gloria“, das Werk von Saeid Ahmadi aus Charkiv neben der Steinskulptur von TOBEL „Identity“, die einen Fingerabdruck zeigt. Dazwischen findet sich eine Holzskulptur von Georg Brinkies mit dem Titel „Gimme shelter“ (Gib mir Obdach nach dem Song der Rolling Stones). Die Installation vom Manfred Lehner „Architektur der Obdachlosigkeit“ direkt neben der Tür wirkt täuschend echt und ist einem Foto nachempfunden, das der Fotograf in seiner Fotoinstallation im Inneren des Kulturhauses zeigt.
Manfred Lehner „Architektur der Obdachlosigkeit“. Foto: Petra Kurbjuhn
Echt ist auch die Stimme, die aus dem Telefon aus der Ecke ertönt, wenn man den Hörer abnimmt. Sebastian Urmel Saurle hat eigens für Kinder ein „Muttelefon“ eingerichtet, um an Kinderrechte zu erinnern.
Sebastian Urmel Saurle: „Muttelefon“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ebenso echt sind die Röntgenbilder, die Barbara Bertram zu einer von innen beleuchteten Skulptur in Form einer Litfaßsäule in Bahnen aneinanderklebte. Die Valleyer Künstlerin will damit auf Sinnlosigkeit, Angst und Ohnmacht des Krieges hinweisen. Ihre Erklärung zu ihrem Werk Irredenta finden Sie unter Irredenta2.
Thomas Jarzina: Werbekampagne für die Menschenrechte. Foto: Petra Kurbjuhn
Designer Thomas Jarzina hat das Thema Menschenrechte als Werbekampagne bearbeitet. Dazu stellte er die Inhalte einzelner Artikel typografisch gelungen, stark vereinfacht und sofort ins Auge springend dar. Er könne sich vorstellen, dass die Idee aufgriffen werde und als Kampagne an verschiedenen Orten verteilt werde, meint der Grafiker.
Alle ausstellenden Künstler: Julia Zeckau, Installation • Marieluise Wittreich, Grafik & Installation • Tobel, Bildhauerei • Fritz Schiel, Fotografie • Regina Schmidt, Fotografie • Sebastian Saurle, Installation • Christiane Rath, Installation • Junko Masuoka, Installation • Waltraud Milazzo, Bildhauerei • Nani Mahlo, Fotografie • Manfred Lehner, Fotografie & Installation • Andreas Kuhnlein, Bildhauerei • Lotte Koch, Malerei • Thomas Jarzina, Grafik & Fotografie • Birgit Haas-Heinrich, Kalligrafie • Horst Hermenau, Malerei • Veronika Hagn-Roth, Bildhauerei • Florian Simon Eiler, Malerei • Konrad Broxtermann, Bildhauerei • Florian Bachmeier, Fotografie • Barbara Bertram, Malerei & Installation • Georg Brinkies, Bildhauerei • Saeid Ahmadi, Bildhauerei.
Johannes Volkmann bei der Vernissage im KULTUR im Oberbräu. Foto: Petra Kurbjuhn
Passend zum Festival für Menschenrechte ist in der Kirche St. Josef das Kunstprojekt „Frieden leben“ mit einer überdimensionalen Papiertüte von Johannes Volkmann und vielen kleinen Papiertüten zum Füllen und Gestalten als Mitmach-Aktion installiert. Auf allen Tüten steht gedruckt: „WAS TRAGE ICH BEI? FÜR EINE FRIEDLICHE WELT“. Die Wanderausstellung ist ein Projekt des Künstlers gemeinsam mit dem katholischen Hilfswerk MISEREOR in Bayern, Renovabis und missio München, sowie der Abteilung Weltkirche und der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.
Installation von Johannes Volkmann in St. Josef. Foto: Petra Kurbjuhn