Friedrich von Thun auf dem Miesbacher Marktplatz
Am Miesbacher Marktplatz mit „Zimmer mit Stall“ und Friedrich von Thun (2020). Foto: Degeto Film GmbH
Ausstellung in Miesbach
Mit seiner Initiative „Film ab! – Filmkulisse Miesbach“ hat der Museumsverein ein vielschichtiges Programm zusammengestellt. Bei einer Führung durch die Ausstellung und den Ortskern erzählte Historiker Alexander Langheiter, warum und wo Miesbach zur Filmstadt wurde.
Gemeinsam mit Maria Krüger-Basener von der Ausstellungsgruppe des Museumsvereins gab Alexander Langheiter zunächst im Rathaus der Stadt eine Erklärung zur Ausstellung. Alte Kinosessel und ein großer, roter Vorhang sorgen für Kino-Feeling, man kann Filmrollen aus früheren, noch nicht digitalen Zeiten ansehen oder auch Alben mit Bildern von Filmstars und Original-Autogrammkarten von Film- und Fernsehstars bewundern. Zudem werden viele Filmclips gezeigt, in denen Miesbach Kulisse ist. Und es wird erzählt, wie Miesbacher ihre Geschäfte oder Wohnungen für Filmarbeiten zur Verfügung stellten – welch Aufwand betrieben wurde, wie Filmcrew und Schauspieler erlebt wurden.
Alexander Langheiter in der Ausstellung. Foto: MZ
Die Kinogeschichte wurde hier nachgezeichnet: Miesbach hatte schon 1899 das erste Kino, aber das letzte musste 1994 schließen.
Warum Miesbach für viele Produktionen eine Traumkulisse bietet, erklärte der Historiker so: „Zum einen die Nähe zu München, zum zweiten die pittoreske Altstadt und das intakte Stadtbild mit einer Fülle an Motiven und drittens, weil die Miesbacher unkompliziert sind und sich freuen, wenn gedreht wird.“
Ausstellung „Schein und Sein“. Foto: MZ
Miesbach ist aber nicht immer Miesbach in den Filmen. Für die „Rosenheim Cops“ wird es Rosenheim oder es gibt fiktive Namen. Aber für „Ein Bayer auf Rügen durfte Miesbach Miesbach bleiben“, meint Alexander Langheiter. Auch für die einzelnen Drehorte habe man immer wieder neue Namen erfunden, fügte Maria Krüger-Basener an, insbesondere für den Friseur Wolf am Marktplatz gab es die unterschiedlichsten Bezeichnungen. Sie erklärte auch, wie aufwendig so eine Filmdreh ist. „Wenn ein ganzer Tag gedreht wird, bedeutet das nur zwei bis drei Minuten im Film oder sieben bis acht Minuten in einer Serie.“
Aufwendig seinen auch die Umbauarbeiten, ergänzte Alexander Langheiter. So habe man für „Zimmer mit Stall“ die Wohnung einer Miesbacherin komplett umgeräumt und auf einen Bewohner zugeschnitten, danach aber wieder original und geputzt übergeben.
In der Rathausstraße wurde „Der Bürgermeister“ gedreht. Foto: MZ
Beim Rundgang durch die Stadt erfuhren die zahlreichenden Teilnehmende eine Menge Einzelheiten zur Filmstadt Miesbach. So zeigte Alexander Langheiter in der Rathausstraße ein Foto aus dem Film „Der Bürgermeister“ aus den siebziger Jahren, auf dem genau hier eine Autokolonne steht. Thema im Film mit Gustl Bayrhammer war die geplante Umgehungsstraße.
Die Metzgerei Röckenschuß war ebenso Drehort wie der jetzige Teeladen am Marktplatz, wo auch die Post ihr Domizil hat. Passenderweise kam gerade Schauspielerin Christine Eixenberger vorbei, als Alexander Langheiter erzählte, wie hier in der Reihe „Spannagel & Sohn“ das Thema Niedergang der kleinen Geschäfte im Vergleich zu den Supermärkten behandelt wurde.
Maria Krüger-Basener und Alexander Langheiter vor Haar-Desig Wolf, wo „Die Rosenheim Cops“ gedreht wurden. Foto: MZ
Haar-Design Wolf, so war zu hören, wurde schon oft als Drehort verwendet und unter dem Maibaum habe es einen Ratsch von Wolfgang Fierek und Otfried Fischer in „Ein Bayer auf Rügen“ gegeben. Über den Marktplatz und hinauf zum Lebzelterberg marschierte auch Friedrich von Thun in Krankenhaushemd und mit Stützstrümpfen, nachdem er aus dem Krankenhaus geflüchtet war. In „Zimmer mit Stall“ spielt der Schauspieler einen alten Grattler.
Am Lebzelterberg. Foto: MZ
Filme, so berichtet Alexander Langheiter, können aber auch Zeitdokumente sein, etwa als in der Druckerei Mayr gedreht wurde, kurz bevor das Unternehmen ins Gewerbegebiet umzog. So geschehen im Film „Der Herr Kottnick“ mit Walter Sedlmayr.
In der Ausstellung werden 50 Jahre Stadtgeschichte Miesbach anhand der aus den siebziger und achtziger Jahren stammenden Filmen erzählt. Auch aktuell beliebte Serien werden immer wieder in der Kreisstadt gedreht. Es lohnt sich, die Ausstellung anzuschauen und die Originaldrehorte im Ortskern, die auf einer Karte angezeigt sind, aufzusuchen und festzustellen, was hat sich im Laufe der fünf Jahrzehnte verändert.
Altes Krankenhaus als Gymnasium in „Racko – ein Hund für alle Fälle!” (ab 2019). Foto: Bayerischer Rundfunk
Weitere Informationen zur aktuellen Ausstellung finden sich auch auf der Homepage des Museumsvereins.
Zum Weiterlesen: Geschichte „Made in Miesbach“