Von Street Art zur Kunst
Sandro ANTIK Thomas. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
„Flash of Color“ nennt Sandro ANTIK Thomas seine Ausstellung im KULTUR im Oberbräu. Nicht nur die Farben blitzen auf, sondern auch Technik und Bildinhalte sind bemerkenswert und lassen die Werke des Holzkirchner Künstlers leuchten.
Franz Marcs blauem Pferd nachempfunden. Foto: Petra Kurbjuhn
Am Eingang des Foyers des Kulturhauses empfängt Besuchende ein Bild mit Erinnerungswert, Sandro ANTIK Thomas hat das blaue Pferd von Franz Marc in seiner Weise wiedergegeben. Es hat immer noch dieselbe Haltung, aber steht in anderer Umgebung. Der Künstler hat seine Sichtweise, seine Markenzeichen hinzugefügt. Da sind einmal Motive aus der Natur und einmal geometrische Strukturen.
Porträts King. Foto: Petra Kurbjuhn
Gegenüber finden sich eine Reihe Porträts von König Ludwig II. Und auch weitere Porträts hat Sandro ANTIK Thomas in seinem Repertoire. So von Bob Marley. Und gleich daneben eine Installation, in der sich auch ein Gesicht erkennen lässt.
Bob Marley und Cup Art. Foto: Petra Kurbjuhn
Er nennt seinen Stil PETRO modern und erklärt ihn mit P gleich progressive, E gleich esthetic, T gleich Transzendenz R gleich radikal, O gleich obviously. Es ist offensichtlich, dass der Künstler progressiv arbeitet. Das ist nicht nur bei den explosiven Farbkompositionen ablesbar, sondern er hat auch eine neue Technik involviert.
Mit einer App kann der Betrachter die Bilder zum Laufen bringen, so wie es bereits Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze in seiner Ausstellung im Autopavillon Steingraber zeigte. Verblüffende Verbindung von Kunst und Technik.
Pink Bird und Wings, Wings lässt sich mit einer App bewegen. Foto: Petra Kurbjuhn
Ästhetik und Transzendenz sind in den Arbeiten von Sandro ANTIK Thomas ebenso ablesbar wie radikal, denn er integriert in Malerei Graffiti und Spraytechniken. Kein Wunder, kommt er doch von der Street Art.
Sandro Thomas wurde 1985 im östlichen Sachsen geboren und kam mit 16 Jahren nach Bayern, weil er in seiner Heimat keinen Ausbildungsplatz gefunden hat. Auf sich allein gestellt boxte er sich in der neuen Heimat durch und absolvierte eine Ausbildung zum Koch. Der Stress in diesem Beruf brachte ihn nach zehn Jahren an den Rand der Erschöpfung.
Purple Haze. Foto: Petra Kurbjuhn
Seinen Frust lebte er in Nacht- und Nebelaktionen aus. In dieser Zeit aber gab es Menschen, die sein Potenzial erkannten und ihn ermutigten, es auf die Leinwand zu bringen. Seit über zehn Jahren ist der heute in Holzkirchen lebende Künstler als Maler tätig, an Ausstellungen beteiligt und engagiert sich in der Künstlergruppe KunstStatt.
Aber nicht nur das, er ist auch beim Verein Vorbild Jugendlicher – Leitbild Mensch aktiv und engagiert sich für Jugendliche, die ohne Perspektive auf der Straße sind. Bei ihnen versucht er, ihre Leidenschaften zu entdecken und insbesondere mit Kunst zu fördern.
Blue bird. Foto: Petra Kurbjuhn
Vor drei Jahren startete er eine neue Laufbahn als Konstruktionsmechaniker und stieß auf einen verständnisvollen Chef, der ihm gestattet, aus Materialabfällen Skulpturen zu bauen, die sein malerisches Werk ergänzen.
Dieses ist nun in seiner ganzen Fülle und Vielseitigkeit in der Ausstellung zu sehen. Sandro ANTIK Thomas kam von der Street Art. Sein heutiges Werk aber ist weder Street Art noch Pop Art, sondern es ist der Ausdruck eines Künstlers, der tief in das Leben eingedrungen ist, Tiefen durchlebte und sich nicht unterkriegen ließ, sondern beharrlich seinen Weg ging.
ANTIK?
Die Ausstellung ist ein Vorbild für junge Menschen, die ihren Weg suchen ebenso wie eine Inspiration für alle Besuchenden, die sich an „Flash of Colours“ erfreuen wollen.
Und was hat es mit dem Zusatz ANTIK im Namen von Sandro Thomas auf sich? „Die Jugendlichen nannten mich alter Sack, da ist mir ANTIK lieber“, sagt er. Aber auch in seiner Arbeitsweise findet sich der Zusatz wieder, denn der Künstler verwendet alte gebrauchte Rahmen und Leinwände sowie benutzte Spraydosenkappen für seine Installationen.
Zur sehr gut besuchten Vernissage, die von Kulturhauschefin Christine von Löwis eröffnet wurde, spielte Agnes Wieser feine Klänge auf dem Klavier.