Fleckviehzucht und Milchwirtschaft
Martin Fischhaber, Sylvia Kaufmann und Georg Bauer (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Buchvorstellung und Ausstellung in Miesbach
„Bayerns schönste Flecken“ heißt das Buch, das gestern Abend mit einer Ausstellung im Waitzinger Keller-Kulturzentrum Miesbach vorgestellt wurde. Der reich bebilderte Band stellt das bäuerliche Leben im Landkreis Miesbach dar und gibt ihm die ihm zustehende Wertigkeit.
Mit den schönsten Flecken sei nicht die Landschaft gemeint, sondern das Fleckvieh, stellte Miesbachs Bürgermeisterin Ingrid Pongratz klar, das Fleckvieh, das für Einheimische wie für Touristen eine Augenweide sei, wenn es es denn auch auf der Weide und nicht im Laufstall sei, „denn es gehört zu unserer Landschaft“.
Miesbachs Bürgermeisterin Ingrid Pongratz. Foto: Petra Kurbjuhn
Das Buch mit dem Untertitel „Fleckviehzucht und Milchwirtschaft im Landkreis Miesbach“ wurde von Sylvia Kaufmann herausgegeben, die Konzeption und Koordination lag bei Martin Fischhaber. Er überzeugte insgesamt 18 Autoren aus den unterschiedlichsten Institutionen, Beiträge zu liefern und sprach selbst mit 17 Landwirten. „Die Bauern machen den Landkreis attraktiv und lebenswert“, betonte Fischhaber, „sie gestalten unsere Kulturlandschaft.“
Kirchenhistoriker Roland Götz. Foto: Petra Kurbjuhn
Das Buch beginnt, ebenso wie die Ausstellung, historisch. Und Kirchenhistoriker Roland Götz berichtete in seinem Vortrag, dass der 200jährigen Geschichte Fleckviehzucht eine 1000jährige Vorgeschichte vorausging, in der die bäuerliche Landwirtschaft von Klöstern und Stiften dominiert wurde. Neben den Klöstern in Schliersee, Bayrischzell und Weyarn war Tegernsee das bedeutendste und der wichtigste Grundherr, an den die Bauern Abgaben zu leisten hatten. Erst mit der Säkularisation im Jahre 1803 konnten sich die Bauern freikaufen. „Das war der Beginn der Epoche der freien Bauern“, sagte Götz.
Blick in die Ausstellung im Foyer des Kulturzentrums. Foto: Petra Kurbjuhn
Und der Weg wurde frei für Max Obermayer aus Gmund, der 1837 aus dem Berner Oberland 16 Kühe der Simmentaler Rasse in das Oberland brachte und damit als Begründer der Bayerischen Fleckviehzucht gilt. „Züchter aus der ganzen Welt kaufen ihr Vieh in Miesbach“ kann man in der Ausstellung und im Buch lesen. So schaut der Zuchtverband auf 125 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück.
Tierwohl liegt am Herzen
Die alte und die neue Oberlandhalle werden ebenso vorgestellt, wie die Tierschau und der „Personalausweis in den Ohren“ der Kühe. Zum Tierwohl äußerte sich in seinem Vortrag Georg Bauer, Vorstandsvorsitzender vom Milchhof Miesbach eG. Im Landkreis Miesbach gehe es in der Milchwirtschaft nicht um Masse, sondern um Qualität und Verantwortung. Hier trügen die Kühe noch Namen, auch so fremde wie Niagara, Nairobi und Neu-Delhi und dem Landwirt liege das Tierwohl am Herzen. Es werde gentechnikfreies Futter verwendet und man zahle einen fairen Milchpreis.
Katharina Klaus, Martin Fischhaber, Sylvia Kaufmann, Georg Bauer und Marlene Hupfauer (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
In der Mitte des Buches stellt Martin Fischhaber Höfe und deren Besitzer vor. Unter anderem besuchte er Ehrenkreisbäuerin Katharina Klaus und ihren Mann Josef, die in Schmidham einen Biobauernhof betreiben. Katharina Klaus und die amtierende Kreisbäuerin Marlene Hupfauer haben ihren Beitrag der Bäuerin und deren Arbeit gewidmet. Marlene Hupfauer bedankte sich bei Sylvia Kaufmann und Martin Fischhaber, dass mit diesem Buch die Bauern eine Wertschätzung erhielten.
Blick in das schön gestaltete Buch „Bayerns schönste Flecken“. Foto: Petra Kurbjuhn
Almwirtschaft, Ausbildung zum Landwirt, Milchwirtschaft und die Bedeutung der bäuerlichen Kulturlandschaft für den Tourismus sind weitere Themen des Buches. Damit es so schön bleibt wie es ist, werden im letzten Beitrag die Ökomodellregion Miesbacher Oberland und ihre Ziele vorgestellt.
Und dann kommt die Kultur zum Zuge. Fotograf Thomas Plettenberg erzählt im Interview, wie er zur Kuh als Motiv für seine künstlerische Fotografie fand. Im Treppenhaus des Kulturzentrums sind seine Fotografien neben denen von Karolina Gasteiger zu finden. Aber auch die bildende Kunst hat die Kuh als Modell entdeckt.
Die feierliche Buchvorstellung und Ausstellungseröffnung wurde frisch und spritzig von den Jungbläsern der Darchinger Blasmusik begleitet, die wir in der 28. Ausgabe unserer Zeitung Kulturbegegnungen vorstellten.