Zither verbindet
Das Jugend.Zither.Ensemble „forty-two lines“. Foto: Monika Ziegler
Konzert in Schloss Ebergersch
„Forty-two lines“ nennt sich das Ensemble aus jungen Zitherspielern aus Deutschland, Österreich und Tschechien, das sich jährlich zum Probencamp zusammenfindet und die Ergebnisse in Konzerten präsentiert. Gestern Abend spielte das zehnköpfige Ensemble auf Schloss Ebergersch.
Jung. Motiviert, Anders. Kreativ. Modern. So steht es auf dem Flyer, den das Jugend.Zither.Ensemble gerade gemeinsam erarbeitet hat. Und ebenso präsentieren sich die jungen Musikerinnen und Musiker im voll besetzten Saal des alten Schlosses an der österreich-tschechischen Grenze bei Staré Mesto pod Landštejnem, das von den Inhabern gerade zu einer Kulturbegegnungsstätte gestaltet wird.
Hier haben die drei Musiker und die sieben Musikerinnen zwischen 13 und 35 Jahren gerade eine Probenwoche verbracht und ihr neues Repertoire einstudiert. Es sind Schüler und Studenten, die sich der Zither verschrieben haben. Getroffen haben sie sich 2012 beim Zitherfestival im nahegelegenen Kautzen auf österreichischer Seite und sich erstmals zu einem gemeinsamen Probencamp auf einer Hütte bei Karlstift getroffen.
Umrahmt von Otto Placht
In diesem Jahr konnten sie Schloss Ebergersch nutzen. Im Saal, wo derzeit eine Ausstellung von Otto Placht zu sehen ist, schlugen sie ihre Tische zum Musizieren auf. Geschlafen wurde in Schlafsäcken in den Nebenräumen. Eine Mutter einer Zitherspielerin hat gekocht. Und als einmal wegen der Baumaßnahmen der Strom ausfiel, wurde improvisiert. Alles also sehr schlicht, aber wirkunsvoll.
Davon legten die Zitherspieler im gestrigen Konzert Zeugnis ab. Sie zeigten, was man mit der Zither alles machen kann. Alte Literatur aus Renaissance, Barock und Klassik stand neben modernen Musikstücken. So spielte das Ensemble nach einer festlichen Einleitung eine Variation zu „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“. Nachdem das Kinderlied erst ganz brav erklang, ging ziemlich schnell die Post ab.
Rock und Hexentanz
Und nach dem alten Stück „Unter der Linde“ rockte das Ensemble, so dass der Zither-Manä seine Freude daran gehabt hätte. Nach einer Ballade folgte eine Kleine Festmusik, passend zum Ambiente im Schloss und als es draußen dunkel wurde, spielte „Forty-two lines“ den gruselig-lustigen Hexentanz.
Zum Publikumsliebling avancierte der “Baby Elefant walk“, den das Ensemble noch einmal am Schluss wiederholte. Dazwischen aber gab es noch flott gespielte moderne Stücke, die zeigten, wie vielseitig die Zither ist.
Die Leiterin des Ensembles, Zitherlehrerin Angelika Derkits M.A.. Foto: Monika Ziegler
Mitte des 19. Jahrhunderts, so erzählte Angelika Derkits, die mit einer tschechischen Kollegin, den Abend zweisprachig moderierte und die das Ensemble leitet, habe es in Österreich-Ungarn 200 000 Menschen gegeben, die Zither spielten. Heute aber sei insbesondere in Tschechien das Interesse an der Zither stark zurück gegangen.
Ihr Ensemble wolle zeigen, dass die Zither ein lebendiges, vielseitiges Instrument ist und dass es Freude mache, in der Gemeinschaft zu musizieren. Die Zitherlehrerin studierte an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz und unterrichtet in Niederösterreich. Das Besondere an der Formation im Gegensatz zu herkömmlichen Gruppen an Musikschulen ist, dass die Mitglieder aus drei Ländern kommen und damit auch europäische Gemeinschaft demonstriert wird.