Schweinswal Baby Mimi wollte leben
Zum Anfassen: Kopfskelette von Schweinswalen. Foto: Karin Sommer
Wissenschaftliches Theater Holzkirchen
Wissen Sie, woher der Schweinswal seinen Namen hat? Wie Schweinswal Babys gestillt werden und wer ihr größter Feind ist? Das und noch viel mehr gibt es im einzigen wissenschaftlichen Theater der Welt für heimisch bedrohte Tierarten zu erfahren. Diesmal im Foolstheater mit Fräulein Brehm, denn die kennt sich aus.
Eltern kennen das Problem: Das Wochenende ist kurz, die Zeit mit den Kindern knapp. Sie möchte gemeinsam verbracht werden, aber Lust auf Kindertheater will sich nicht einstellen. Schade, dass es keine Veranstaltung gibt, bei der alle auf ihre Kosten kommen, sich unterhalten und vielleicht sogar Wissenswertes mit nach Hause nehmen können.
Zum Glück gibt es sie doch. In Form des einzig wissenschaftlichen Theaters für heimische bedrohte Tierarten. Fräulein Brehm steht heute auf der Bühne im FoolsTheater des Kultur im Oberbräu in Holzkirchen und hat bereits elf heimische Tierarten in ihrem Repertoire. Diesmal geht es um den Schweinswal.
Fräuein Brehm (Barbara Geiger) zeigt, wo der Schweinswal in Deutschland vorkommt. Foto: Karin Sommer
In Deutschland lebt er mit seinen Artgenossen in der Nord- und Ostsee, tummelt sich unter Ringelrobben und Zooplankton und sucht nach Fischen, Krebsen und ähnlichem Getier, um seinen Hunger zu stillen. Ein bisschen sieht er wie ein Delphin aus, aber beim genauen Hinsehen zeigt sich dann doch die besondere Form seines Kopfes. Sein Name kommt jedoch von dem Grunzen, das er aufstößt, wenn er zum Atmen an die Oberfläche kommt.
Kluge Kinder, kluge Wale
Schweinswale orientieren sich mittels Schallwellen, Klicklaute genannt. Mittels Hydrofonen ist es möglich, diese Laute aufzuzeichnen. „Wisst ihr, was Hydrofone sind?“, fragt Fräulein Brehm alias Barbara Geiger das heute vorwiegend junge Publikum. „Ein Mikrofon, mit dem man unter Wasser aufnehmen kann.“ meint ein etwa neunjähriger Junge. Auf die Frage warum er das wisse, antwortet er selbstbewusst: „Weil ich klug bin.“
Barbara Geiger im Dialog mit den Kindern. Foto: Karin Sommer
Klug sind die Schweinswale auch. Sie sind geniale Wasserspurenleser, wissen auch nach Minuten noch, wer da gerade vorbei geschwommen ist und wie groß derjenige war. Sie sehen über und unter Wasser gut, haben aber keine Ohrmuscheln, weil sie sich nicht wirklich auf ihr Gehör verlassen. Das hat Madame Evolution gut eingerichtet, meint Fräulein Brehm. „Warum soll das eine Frau sein?“, meint der kluge Junge und hat die Lacher auf seiner Seite.
Obwohl an diesem Nachmittag sehr viele Kinder im Publikum sitzen, wird sehr schnell klar, dass auch Erwachsene viel über bedrohte Tierarten lernen können.
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Bitte noch einmal- der Geburtsfilm
Barbara Geiger recherchiert bis zu einem Jahr über die jeweilige Tierart. Forscher helfen ihr, sich im Dschungel der Information zu orientieren. Sie hilft den Menschen dabei, spielerisch an das Wissen heranzukommen, das hoffentlich dazu dienen wird, Tierarten zu erhalten. Theatralisch erzählt sie von der Paarungszeit, der acht bis elf Monate langen Tragzeit und der nicht ungefährlichen Geburt. Ein Kurzfilm zeigt, wie die Schweinswal Mutter ihr junges an die Wasseroberfläche stupst, ein weiterer, wie das Baby von seiner Mutter gestillt wird, ohne das dieses saugen muss. „Noch einmal“, rufen die Kinder und der Film wird wiederholt.
Lydia Starkulla und die Bienen
Das Programm, das von Barbara Geiger erarbeitet wird, ist im Grunde immer dasselbe. Letztendlich ist es auch ein Theaterstück, das aber im Tonfall dem jeweiligen Publikum angepasst wird. So profitieren Kinder ab acht ebenso wie erwachsene Teilnehmer auf Konferenzen. Die Anfrage nach dem ungewöhnlichen Theater ist groß, sodass es inzwischen schon weitere Fräulein Brehms gibt, die für die gute Sache ihre schauspielerische Kunst einsetzen. Wie die Holzkirchnerin Lydia Starkulla, die mit ihrer leidenschaftlichen Darbietung unter anderen Regenwürmer, Wölfe und Biene auf die Bühne des Foolstheaters holt.
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Lydia Starkulla als Fräulein Brehm. Foto: Karsten Bartel
Doch zurück zum Schweinswal. Wie seine Tierkameraden, die es in dieses besondere Theater schaffen, tut er dies ja leider, weil sein Bestand bedroht ist. Einfühlsam berichtet Barbara Geiger über die Fischernetze, die Klacklaute nicht reflektieren und so zum Verhängnis der Tiere werden. Sie erzählt davon, dass Menschen mit ihren Speedbooten vergessen, dass es Meeresbewohner gibt, die sie durch ihren Lärm um ihre Nahrungsbeschaffung bringen oder einfach über den Haufen fahren.
Vor der Zitronentorte im Café des Oberbräus, kurz nach Ende der Vorstellung, zeigt sich die achtjährige Nell am meisten beeindruckt vom Schweinswal Baby Mimi. Zunächst von Forschern gerettet, fand es dann mit zwei Monaten doch den Tod in einem Fischernetz. „Das kann doch nicht so bleiben.“, meint Nell.