Fräulein Brehms Tierleben: Die Wildkatze
Lydia Starkulla alias Fräulein Brehm. Foto: Monika Ziegler
Wissenstheater in Holzkirchen
Nein, das Fräulein Brehm ist in Holzkirchen kein Geheimnis mehr. Zur gestrigen Vorstellung durfte Lydia Starkulla viele „Wiederholungstäter“ im Foolstheater begrüßen, Kinder, die schon andere Tierartenerlebt hatten und jetzt mit Begeisterung bei der Präsentation der Wildkatze mitwirkten.
Ein Geheimnis indes bleibt es, wie die Verwandtschaftsverhältnisse des Fräulein Brehm zu Alfred Brehm sind, dem großen Zoologen, der im19. Jahrhundert das erste Lexikon der Tiere herausgab. Lydia Starkulla spielt seine Nachfolgerin mit einer Menge an Wissen zugleich mit einer Menge an schauspielerischem Einsatz.
Sie schleicht wie ein Wildkatze, sie streckt sich wie eine solche, sie putzt sich, sie geht auf Vogelfang und ist völlig unbeteiligt, wenn dies mal wieder nicht geklappt hat. Sie begrüßt eine andere Katze im Publikum mit Nasenstüber und stellt dabei ihre Schnurrhaare auf.
Wissenswertes über die Wildkatze. Foto: Monika Ziegler
Erwachsene und Kinder haben einen Heidenspaß dabei und lernen beiläufig eine Menge über die Katze allgemein und die Wildkatze im besonderen. Einen äußerst umständlichen Satz von Alfred Brehm kann ein Mädchen in der 1. Reihe mühelos mit eigenen Worten in verständliches Deutsch übertragen. Und immer wieder melden sich Kinder, um ihrWissen über die Katze einzubringen.
Nahe an den Löwen herangehen
Das vor einem Jahr begonnene Format, von Barbara Gasteiger entwickelt, Zuschauern jeden Alters bedrohte Tierarten auf unterhaltsame Weise näher zu bringen, hat eingeschlagen. Denn die Besucher erfahren eine Menge Neues, so beispielsweise, dass Großkatzen runde Pupillen, Kleinkatzen aber Schlitzpupillen haben. „Ihr müsst mal ganz nahe an einen Löwen oder Tiger herangehen, dann könnt ihr das sehen“, meint Lydia Starkulla nicht ganz ernst gemeint. Und fragt, ob jemand mit den Ohren wackeln kann. Jawohl ein Mädchen in der 2. Reihe macht es vor, „auch nur mit einem Ohr?“, nein, leider nicht. Aber die Wildkatze, die kann das, weil sie 20 Muskeln im Ohr hat.
Wie die Katze Gerüche wahrnimmt. Foto: Monika Ziegler
Wussten Sie, dass die Katze zwei Nasen hat? Eine sitzt am Gaumen, Menschen haben dieses Organ übrigens auch. Und dann macht Lydia Starkulla vor, wie ein Hund schnüffelt und wie eine Katze sehr vornehm ihre Riechorgane einsetzt.
Dass Katzen beim Heilungsprozess des Menschen hilfreich sind, weiß jeder Katzenbesitzer und er hat auch schon beobachtet, wie sich Katzen begrüßen. Lydia Starkulla macht das vor, sie funktioniert ihre Hände zu Schnurrhaaren um und begrüßt so zur großen Erheiterung ihre Partner im Publikum.
Zwei Katzen begrüßen sich. Foto: Monika Ziegler
Jetzt wird es kämpferisch, denn schließlich ist die Wildkatze ein Raubtier, ein Profikiller auf Samtpfötchen, aber so ist es nun mal in der Natur, einer frisst den anderen. Unzerkaut verschlingen die Katzen die Mäuse, aber Vögel sind ihre Leibspeise. Und erstaunlicherweise auch Fische, denn Wildkatzen lieben im Gegensatz zu Hauskatzen das Wasser. Um Erfolg bei der Jagd zu haben, braucht es Geduld. Die hat die Katze. Und sie kann schlafen, 16 Stunden am Stück.
Das Liebesleben der Wildkatze
Zum Frühsport lädt Lydia Starkulla das Publikum ein mitzumachen und dann führt sie das Liebesleben der Wildkatze vor, mit Annähern, lauten Geräuschen, Krallen ausfahren, Ohrfeigen rechts und links, kurze Vereinigung – und – jeder geht seines Weges.
Viel Freude macht es auch den Zuschauern, verschiedene Gerüche zu identifizieren, Rosmarin, Thymian, Zitrone und den Lieblingsduft der Katzen: Baldrian.
Wieso nun ist die Wildkatze eine bedrohte Tierart? Zum eine, weil sie schwer von der Hauskatze zu unterscheiden ist und dadurch immer wieder erschossen wird, zum andern, weil der Mensch durch Bahntrassen und Autobahnen ihre Wanderwege zerstört hat. Und so schließt Fräulein Brehm mit einem Aufruf, dass man sich doch bei der Anlegung von Grünbrücken oder der Errichtung von Wildkorridoren beteiligen möge. „Es braucht Menschen, die Bäume pflanzen“, sagt sie.