Franz Marc Museum in Kochel wieder geöffnet
Das Franz Marc Museum in Kochel. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellungstipp von KulturVision
Nach zweimonatiger Pause hat jetzt auch wieder das Franz Marc Museum in Kochel geöffnet und lockt mit zwei spannenden Ausstellungen: „Franz Marc. Die Skulpturen“ und „Blauer Reiter – Das Moment der Abstraktion“.
Zugegeben, der Museumsbesuch mit Maske und Abstand ist gewöhnungsbedürftig, aber die aktuellen Ausstellungen lassen die Beschwernis vergessen. Seit 15. Mai ist das idyllisch im großen Park gelegene Museum wieder geöffnet.
Kooperation Kochel – Halle
Im 1. Stock erwartet den Besucher etwas Besonderes. Die Ausstellung „Franz Marc. Die Skulpturen“ entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale), das die Idee zu einer gemeinsamen Ausstellung der Skulpturen Franz Marcs spontan aufgegriffen und ihre Umsetzung in jeder Hinsicht kooperativ unterstützt hat.
Franz Marc, Zwei Pferde, 1908/09, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Wieland Krause
Ergänzt durch wenige Leihgaben aus dem Lenbachhaus in München und dem Schlossmuseum Murnau verfügen das Franz Marc Museum in Kochel am See und das Kunstmuseum Moritzburg gemeinsam über fast alle Skulpturen, die Marc geschaffen hat. Dazu gehören nicht nur die Bronzegüsse, sondern auch seine Entwürfe in Wachs, sowie die Steinskulpturen, so dass die Ausstellung einen breiten Überblick über Franz Marcs skulpturales Werk gibt.
Biografische Faktoren
Für die plastische Arbeit Franz Marcs spielten auch biographische Faktoren eine Rolle. So modellierte Marc seine mehrfarbige Schafsplastik in Wachs zwischen 1905 und 1907, als er die Sommermonate auf der Staffelalm verbrachte und dort auch Schafe zeichnete und malte.
Franz Marc, Zwei Bären, 1910, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Wieland Krause
Während seines ersten Sommers in Sindelsdorf 1908, mit Blick über hügelige Wiesen mit weidenden Pferden, entstand die Skulptur Zwei Pferde. Nach dem endgültigen Umzug von München nach Sindelsdorf, 1910, wo die im Haus lebenden Katzen ihm im Atelier Gesellschaft leisteten, schuf Marc 1912 eine Katze in Stein. Dagegen entstanden die Zwei Bären erst 1910, im Rückgriff auf mehrere Skizzen, die der Maler 1907 im Berliner Zoo gemacht hatte.
Darstellung abstrakter
Franz Marc schreibt: „Ich empfand schon sehr früh den Menschen als häßlich, das Tier schien mir schöner, reiner…“, dann aber habe er auch beim Tier Hässliches entdeckt und so sei seine Darstellung immer schematischer, abstrakter geworden.
Franz Marc, Der Panther, 1908, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Wieland Krause
Neben den Tierplastiken sind auch menschliche Figuren zu sehen, bei seinem großen weiblichen Torso in Bronze ist der Einfluss Auguste Rodins unverkennbar. Die Ausstellung ist bis zum 31. Januar 2021 zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft.
Künstlerbegegnungen
Im 2. Obergeschoss ist bis zum 5. Juli die Ausstellung „Blauer Reiter – Das Moment der Abstraktion“ zu sehen. In den Jahren 1910/11 begegnen sich die Künstler: August Macke besucht Franz Marc im Atelier, Kandinsky, Münter, Werefkin und Jawlensky lernen Paul Klee kennen. Paul Klee trifft Franz Marc. Franz Marc findet Zugang zu Kandinsky und seinen Freunden. Alle suchen einen neuen Weg für die Kunst und jeder umkreist auf seine Weise das Thema Abstraktion.
August Macke, Cafe am See, 1913, Leihgabe aus Privatbesitz, Courtesy Thole Rotermund Kunsthandel Hamburg, Foto: Walter Bayer, München
Auf der Basis der Sammlung des Franz Marc Museums, ergänzt durch wenige wichtige Leihgaben, zeigt die Ausstellung Gemälde und Zeichnungen, auf denen die Veränderung der Sicht- und Arbeitsweise der Künstler anschaulich wird.
Kunst macht sichtbar
Franz Marc schreibt: „Auch über die sogenannte abstrakte Malerei bin ich mir viel klarer geworden. Ich erkenne ihre Bedeutung (ohne ihr allein Bedeutung zuzumessen!) ganz klar wie 2 mal 2 gleich 4.“ Und Paul Klee sagt: „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“
Paul Klee, Mit d. mauve Dreieck, 1914 Franz Marc Museum, Dauerleihgabe aus Privatbesitz, aus der Sammlung Rudolf Ibach, Foto: Antje Zeis-Loi, Medienzentrum Wuppertal
War die Abstraktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts also Weltflucht und Rückzug in die Sphäre des inneren Erlebens? Franz Marc und Wassily Kandinsky, die Herausgeber des Almanachs Der Blaue Reiter, waren vom Gegenteil überzeugt. Sie verbanden ihre Kunst mit einer politischen Dimension in der Hoffnung auf deren gesellschaftsverändernde Kraft. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag.
Lesetipp: Nicht nur für Bücherwürmer: Lesen in der Malerei
Eingang zum Museum. Foto: Petra Kurbjuhn