Frauen in Kirche und Kultur
Einladung. Grafik: Christine Negele
Zum Internationalen Frauentag trafen sich auf Einladung der SPD-Politikerin Christine Negele engagierte Frauen in der WeyHalla. Dabei gab es drei Themen: Ukraine-Krieg, Frauen in der Kirche und Frauen in der Kultur.
Es ist eine gute Tradition, dass sich Frauen, die sich in der Kultur, der Politik, der Kirche und dem sozialen Bereich engagieren, am Internationalen Frauentag treffen und austauschen. Initiatorin Christine Negele organisiert diese überparteilichen und überkonfessionellen Treffen seit Jahrzehnten.
SPD-Kommunalpolitikerin Christine Negele. Foto: MZ
Dieses Mal überschatteten die dramatischen Ereignisse in der Ukraine den Abend. Inge Jooß, Integrationsbeauftragte der Stadt Miesbach, berichtete von Hilfsaktionen und Gesprächen, insbesondere mit Frauen, die mit ihren Kindern aus der Ukraine flüchten konnten und im Landkreis Miesbach Zuflucht fanden. „Die Frauen tragen wie immer Verantwortung“, sagte sie, „und sie kämpfen ums Durchhalten.“
Krisendienst für Ukraine-Flüchtlinge
Grünen-Bezirksrätin Elisabeth Janner informierte, dass es für die Menschen mit Traumata einen Krisendienst gebe, der auch mit Dolmetschern ausgerüstet sei. Sie betonte, wie wichtig es sei, Verbundenheit zu zeigen und gemeinsam für den Frieden einzustehen. Man solle nicht ständig Nachrichten schauen, forderte Christine Negele auf, „wir müssen auf unsere Resilienz achten“.
Bezirks- und Kreisrätin Elisabeth Janner. Foto: MZ
Den ersten Impulsvortrag hielt Pastoralreferentin Kathrin Baumann, die per Videocall aus Miesbach zugeschaltet war. Ihr Thema „Frauen in der Kirche“ sei nicht nur kirchenintern wichtig, sondern ein allgemeines gesellschaftliches Thema. „Frauen tragen die ehrenamtliche Arbeit der Kirche“, konstatierte sie. Seit 15 Jahren sei sie als Pastoralreferentin tätig und dürfe eine Menge seelsorgerische und Bildungsarbeit leisten, vieles aber dürfe sie auch nicht, wie Sakramente spenden oder die Tätigkeit eines Diakons oder Priesters verrichten. „Wenn es der Pfarrer erlaubt, darf ich auch predigen“, erklärte sie lächelnd.
Pastoralreferentin Kathrin Baumann. Foto: MZ
Nun aber würden die Stimmen immer lauter, die fragen, warum Frauen von einigen Aufgaben ausgeschlossen würden. Neben Maria 2.0, der bekanntesten Formierung, gebe es auch „Wir sind Kirche“ und „Ordensfrauen für Menschenrechte“, sowie viel beachtete Bücher, wie „Weil Gott es so will“.
Hoffnung auf synodalen Weg
Sie habe die Hoffnung auf den synodalen Weg, der zu den vier Bereichen Macht, Frauen, Zölibat und Sexualität tätig sei und fordere, dass Frauen zu allen Ämtern zugelassen und in die Entscheidungsstrukturen eingebunden werden. „Auch die Mehrheit bei den Bischöfen ist der Meinung, dass sich etwas ändern muss“, schloss Kathrin Baumann ihren Impuls.
Frauen in den Kirchenstreik
In der lebhaften Diskussion wurde erörtert, was zu tun sei und immer wieder kam der Begriff „Kirchenstreik“ auf. Man müsse das Bewusstsein bei allen Menschen schärfen, dass sich etwas ändern muss. „Es fehlt das Bewusstsein, was Frauen in der Seelsorge leisten“, konstatierte Inge Jooß. Vermutlich sei die Arbeit zu wenig sichtbar.
Deshalb müssten die Kräfte öffentlichkeitswirksam gebündelt werden, schlug Grünen-Kreisvorsitzende Stephanie Eikerling vor. Am besten wäre doch ein Gottesdienst für Frauen im Freien auf der Wiese und die Vernetzung mit Maria 2. Dieser Vorschlag wurde allgemein begrüßt.
Den 2. Impuls zu „Frauen in der Kultur“ durfte ich als Vorsitzende von KulturVision e.V. halten. Die Arbeit von Frauen in der Kultur ähnelt der von Frauen in der Kirche, musste ich feststellen. Sie ist zum großen Teil ehrenamtlich, wird wenig anerkannt und ist selbstausbeuterisch. „Aber es macht Freude.“ Dass Kultur ein wesentliches Element des Lebens ist, uns in Krisenzeiten stärkt und die Resilienz und Gemeinschaft fördert, liegt auf der Hand. Sie ist nicht nur Wirtschafts- und Tourismusfaktor, sondern, wie Elisabeth Janner betonte, ein Lebensmittel.
Noch stärker vernetzen
Ich durfte über die vielfältigen Aktivitäten von KulturVision zur Förderung, Darstellung und Vernetzung der Kultur im Landkreis Miesbach informieren und warb dafür, dass Frauen sich auch im kulturellen Bereich noch stärker vernetzen mögen. 3. Bürgermeisterin von Miesbach Astrid Güldner (Grüne) lobte, dass KulturVision unabhängig arbeiten könne und dass durch unsere Medien auch unbekannte Künstlerinnen und Künstler vorgestellt werden.
Männer auf, Frauen hinter der Bühne
In der Diskussion wurde deutlich, dass hinsichtlich der Kultur eine ambivalente Situation herrsche. Einerseits gebe es die Sehnsucht nach Kultur und Gemeinschaft, andererseits aber seien es die Menschen nicht mehr gewohnt, die häusliche Couch zu verlassen.
Einen interessanten Aspekt trug Grünen-Gemeinderätin von Weyarn Anschi Hacklinger vor: Bei den Kulturschaffenden, die im Rampenlicht stehen, würden Männer dominieren, die Hintergrundarbeit indes machen Frauen. Damit schließt sich der Kreis. Ich hatte meinen Beitrag damit begonnen, dass im Landkreis Miesbach die zwei großen Kulturhäuser von Frauen geleitet werden und auch bei KulturVision machen Frauen die Arbeit, allerdings zum großen Teil ehrenamtlich.
Lesetipp: Gleichberechtigung oder auf der Strecke geblieben?
Das Bild der Einladung, so war die allgemeine Auffassung der Teilnehmerinnen in der WeyHalla, zeige die Bedeutung von Brot und Rosen symbolisch für das Leben. Wir brauchen die Grundversorgung mit Brot ebenso wie das, was darüber hinausgeht und was Kirche und Kultur bereithalten.