Das Leben der Frauen im Landkreis
Verena Schmidt-Völlmecke, links sitzend mit den geladenen Frauen Foto: Team Verena Schmidt-Völlmecke
Diskussionsrunde in Warngau
Wussten Sie, dass Frauen in Deutschland erst seit 1977 nicht mehr gesetzlich dazu verpflichtet sind, den Haushalt zu führen? Dass Vergewaltigung in der Ehe erst seit 1997 strafbar ist? Zur Diskussion über das Leben der Frauen im Landkreis lud Verena Schmidt-Völlmecke in den Altwirtsaal in Warngau.
100 Jahre Frauenwahlrecht nahm Verena Schmidt-Völlmecke, SPD-Landtagskandidatin, zum Anlass, über das Leben der Frauen im Landkreis heute zu reflektieren. Zur überparteilichen Diskussion lud sie Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen ein.
Gesetzliche Verpflichtung zur Haushaltsführung
Den Anfang machte ihre Kollegin Ruth Müller, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, mit einem Rückblick in die Geschichte der Rechte der Frauen. Es mag überraschen, dass erst 1953 der Gehorsamsparagraf abgeschafft wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt verwalteten die Männer das Vermögen der Frauen oder kündigten ihr Arbeitsverhältnis beim Arbeitgeber.
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Auch heute ist es für manche Männer noch nicht selbstverständlich, dass beide Partner für Kindererziehung und Haushalt verantwortlich sind. Frauen waren bis 1977 gesetzlich verpflichtet, den Haushalt zu führen. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Gesetzlich verpflichtet, den Haushalt zu führen. Noch vor 41 Jahren. Das heißt, Verena Schmidt-Völlmeckes Mama wurde von dieser Pflicht theoretisch befreit, als ihre Tochter ein Jahr alt war.
Wertvolle Beiträge
Auch alle weiteren geladenen Frauen brachten interessante Einblicke aus ihrem jeweiligen Berufsfeld mit. Wie Ilse Faltermeier, die 1980 in den Landkreis kam und die Behindertenarbeit aufbaute, die es damals hier noch gar nicht gab. Heute ist die engagierte Frau im Ruhestand in der Nachbarschaftshilfe aktiv.
Dass Gleichberechtigung früh ansetzen muss, nämlich schon bei der Schul- und Berufsausbildung, darauf verwies Ursula Lex, FDP-Landtagskandidatin. Familienunternehmer sollten an ihre Töchter denken, Mädchen sollten schon in Schulen technisch gefördert und somit an technische Berufe herangeführt werden.
Was bedeutet „Rollback″?
Immer wieder führten die dargebrachten Standpunkte zu Wortmeldungen und Diskussionen. Gibt es wirklich ein „Rollback“ – ein Zurückfallen der heutigen jungen Frauen in alte Verhaltensmuster? Wünschen sie sich wieder den starken Mann zu Hause oder ist das ein Phänomen am Rande, während junge Frauen heute im Allgemeinen selbstbewusster ihren Weg gehen? Wie könnte erreicht werden, dass Frauen, die einige Zeit bei ihren Kindern bleiben, danach nicht ins berufliche Hintertreffen gelangen?
Bäuerinnen und geflüchtete Frauen
Einblick in das Leben der Bäuerinnen im Landkreis gab Kreisbäuerin Marlene Hupfauer. Auch bei den Wahlen der Landfrauen war es erst 1971 so weit, dass richtige Wahlen durchgeführt wurden. Zuvor stellten einfach die Männer ihre Frauen auf, die von ihrer Kandidatur oft gar nichts wussten. Erst seit 1995 zahlen Bäuerinnen selbst in die Rentenkasse ein und erhalten nun eine eigene Pension.
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Die Situation der geflüchteten Frauen und ihr völlig anderes weibliches Rollenbild erklärte Inge Joos, Integrationsbeauftragte in Miesbach. Die pensionierte Lehrerin berichtete auch von ihrer Jugend, in der die Frauenbewegung eine sehr aktive und rebellische war. Heute bemerke sie, dass die „Mädels wieder braver werden“ und bedauert das.
Frauensolidarität wichtiger denn je
Nach über zwei Stunden intensiver Auseinandersetzungen mit wichtigen Themen bekam auch ich – als Autorin und Wahrnehmungstrainerin – die Möglichkeit, mich zum Thema zu äußern. Mir ist die Solidarität unter Frauen ein Anliegen und ihre gegenseitige Wertschätzung. Diese muss allerdings auch bei uns selbst anfangen. Mein Gedicht „Frauen“ berührte und leitete das Ende dieses Abends ein.
Frauensolidarität im Altwirtsaal in Warngau Foto: Team Vera Schmidt- Völlmecke
Verena Schmidt-Völlmecke kann zufrieden sein mit diesem Abend. Sie hat eine interessante Gruppe von Frauen zusammen und durch den Abend geführt. Es wurde zugehört und trotz verschiedener Meinungen aufeinander zugegangen. Viele brennende Fragen wurden aufgeworfen. Eine zeigte sich auch dadurch, dass wenig junge Frauen gekommen waren. Wie kann das Interesse der jungen Frauen für Politik und Frauenanliegen gewonnen werden? Denn sie sind es, die die nächsten hundert Jahre bestimmen werden. Verena Schmidt-Völlmecke ist eine, die etwas bewegen möchte, die die Situation der Frauen verbessern möchte. Hoffentlich steckt sie andere mit ihrem Enthusiasmus an.
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