Frauenzimmer

Frauenzimmer und andere Lebewesen

…dich so lieben, wie Du geworden bist. Nana von Ulrike Lachenmayr. Foto: mi

Kabarett im Kunstkreis Hausham

Eins steht fest: Sie bringen Leben in die Bude. Die „Frauenzimmer“ im Kunsthaus Hausham mit ihren Nanas – und Theresia Benda-Pelzer mit ihrem kabarettistischen Frauenprogramm.

Die Zeiten sind nicht einfach, dann und wann muss man sich eine Auszeit gönnen vom allgemeinen Missvergnügen. Da kamen mir die „Frauenzimmer“, die im Kunsthaus Hausham nicht nur mit einer fantastischen Ausstellung aufwarten, sondern obendrein mit einem sonntäglichen Unterhaltungsprogramm, gerade recht. Als Kabarett-Fan wählte ich die Veranstaltung „Frau – das L(i)ebe-Wesen“ mit Theresia Benda-Pelzer und hatte Glück, dass ich überhaupt noch einen Stuhl ergatterte: Noch nie habe ich das Kunsthaus Hausham dermaßen voll gesehen, die meisten Gäste mussten mit einem Stehplatz vorlieb nehmen. Dass sie das knapp einstündige Programm dennoch ohne Murren, ja ausgesprochen heiter durchgehalten haben, ist das unzweifelhafte Verdienst der Künstlerin. Die legte, wie der Titel des Programms schon nahelegt, ein Frauen-Programm auf, das perfekt zugeschnitten war auf die „Frauenzimmer“ dieser Welt. Deren Lebenskraft und Stärke, Lebendigkeit, Lebensfreude, Lust und Sinnlichkeit waren Ausgangs- und Mittelpunkt ihrer Betrachtungen.

Frauenzimmer
Lorita Bögl von den Frauenzimmern zum Auftakt zur Veranstaltung. Foto: mi

Vom Testosteron und selektiven Zuhören

Dass die Männer bei diesem Programm nicht ungeschoren davonkamen, verstand sich von selbst. Der Mann sei eben anders, sinnierte Benda-Pelzer, weil er bereits im Mutterleib mehr Testosteron abbekäme. Das würde sich deutlich auf die Entwicklung des Gehirns auswirken. „Kein Witz“, versicherte Benda-Pelzer und führte aus, dass der Mann genau deshalb eben völlig anders strukturiert sei – das selektive Zuhören sei nur eine der vielen Folgen dieser Geschichte. Bendas anschließende Herleitung einer Kommunikation zwischen Mann und Frau, die mit der Bitte der Frau beginnt, beim Putzen und Aufräumen zu helfen, vom Mann jedoch als Aufforderung zum Sex verstanden wird, ist zum Brüllen komisch.


Schauspielerin, Komödiantin und Kabarettistin Theresia Benda-Pelzer. Foto: mi

Auch die Darbietung der im Multi-Tasking-Modus agierenden Frau, die schon vor dem ersten Morgenkaffee am Rande der Erschöpfung ist – natürlich gänzlich unbemerkt vom holden Angetrauten – trifft beim Publikum einen Nerv. Die Männer lachen höflich mit.

Kabarettistischer Seitensprung

Theresia Benda-Pelzer steht seit 50 Jahren auf der Bühne und hat zahlreiche ernsthafte wie auch komödiantische Rollen gespielt in ihrem langen Theaterleben. Ihr Seitensprung zum Kabarett ist neu und hat den Charme der ungeschliffenen Stand-up-Comedy. Sie streift die Schöpfungsgeschichte („Der Mann ist das Haupt der Frau“), wundert sich darüber, dass es so wenige Frauendenkmäler gibt (außer in der Kirche), gibt der Beauty-Industrie mit ihren unzähligen Produkten für zeitlose Schönheit eins auf die Nase und streckt dem Alter die Zunge raus. Dem sei mit Selbstbewusstsein und Leidenschaft viel besser zu begegnen.

Das Kunsthaus Hausham als Kleinkunstbühne


Fünf Frauenzimmer: Monika Stahlhofer, Barbara Bertram, Lorita Bögl, Tina Kappus und Ulrike Lachenmayr (v.l.). Foto: mi

Selbstbewusstsein und Leidenschaft – das drücken auch die kraftvollen, farbenfreudigen und originellen Nanas aus, von denen man umgeben ist, geschaffen von den Frauenzimmern Barbara Bertram, Lorita Bögl, Nina Frare, Tina Kappus, Ulrike Lachenmayr, Monika Stahlhofer und Agnes Wieser. Deren Idee, das Kunsthaus darüber hinaus zur Kleinkunstbühne zu machen, ist großartig. Die nächsten Veranstaltungen finden am 16.2. mit Anja Gild und am 23. 2. mit Renate Döring statt. Bei der Gelegenheit darf man übrigens auch selbst künstlerische Hand anlegen an eine Nana, die anschließend für einen guten Zweck versteigert wird.


Besucherin beim Bemalen der zum Versteigern bestimmten Nana. Foto: mi

Zurück zu Theresia Benda-Pelzer. Auf Anfrage aus dem Publikum erzählt sie, dass sie ihr Frauenprogramm tatsächlich nur für die Frauenzimmer-Ausstellung gestrickt und bislang keine weiteren Auftritte geplant habe. „Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich ja mal eine andere Gelegenheit – Lust hätt ich da schon drauf“, fügt sie augenzwinkernd hinzu. Einstweilen kann man die Schauspielerin ab März im Räuber Hotzenplotz in Holzkirchen sehen, und am 27. März spielt sie im KULTUR im Oberbräu – gemeinsam mit ihrem Mann – ein Karl Valentins-Programm. Dass sie auch das ernste Fach beherrscht, wird sie uns im März 2026 wieder zeigen. Da wird sie in dem Zwei-Personen-Stück „Die späte Gegend“ im Waitzinger Keller zu sehen sein – ein Theaterstück, das die österreichische Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive zweier sehr unterschiedlicher Lebensläufe erzählt. Wir dürfen gespannt sein.

Die Ausstellung „Frauenzimmer – Facetten“ mit Begleitprogramm ist im Kunst- und Kulturhaus Hausham noch bis zum 2.3. zu sehen. Alle Infromationen finden Sie hier.

Zum Weiterlesen: Frauenzimmer – ein Glücksfall

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