Endlich eine echte Theaterhochzeit
Andreas Haas (FLTB), Ingrid Huber (FoolsTheater), Rudolf Maier-Kleeblatt (FLTB) und Isabella Krobisch (Waitzinger Keller) (v.l.). Foto: IW
Theaterfusion im Landkreis Miesbach
Das Freie Landestheater Bayern FLTB wird erwachsen, sagt Intendant Rudolf Maier-Kleeblatt geheimnisvoll lächelnd und ergänzt: „Nach 37 Jahren Brautschau geht es eine Ehe ein.“ Wie das gemeint ist? Das FLTB fusioniert mit dem Fools Holzkirchen. Aus Liebe – zum Theater.
„Hurra, wir haben geheiratet“ annoncierte Intendant Rudolf Maier-Kleeblatt die Pressekonferenz mit kleinem „Hochzeitsbuffet“. Sie fand gestern im Jugendstilsaal des Waitzinger Kellers statt und hatte einige Überraschungen parat.
Kammerbühne bereichert den Landkreis
Nichts überzeugt und fesselt die Menschen so sehr wie Bilder. Rudolf-Maier Kleeblatt und Andreas Haas, Geschäftsführer des FLTB, Ingrid Huber, Leiterin des FoolsTheaters und KULTUR im Oberbräu Holzkirchen sowie Isabella Krobisch, die Leiterin des Waitzinger Kellers, hätten einfach allerhand erzählen und erläutern können. Aber sie hatten sich für die Pressevertreter etwas Besonderes ausgedacht.
Etwas, dass mehr als tausend Worte sagt, eine kleine Kostprobe dessen, was die Fusion künftig bedeuten wird: Sprechtheater in Miesbach. Und zwar Auszüge aus dem Theaterstück „Pygmalion“ von Bernhard Shaw. Das Stück wurde vom Fools-Ensemble mit Bernd Schmidt in der Rolle des Professor Higgins auf die Bühne gebracht. Denn künftig werden die Inszenierungen des FoolsTheaters auch im Waitzinger Keller zu sehen sein. Und zwar auf der neuen „Kammerbühne“.
Auf der neuen Kammerbühne gab es eine Kostprobe von Pygmalion: Eliza (Cathrin Paul) stellt sich bei Professor Higgins (Bernd Schmidt) vor. Foto: Isabella Krobisch
Für ein Sprechtheater sei es schwierig, einen Saal mit 450 Plätzen zu bespielen, egal wie gut oder berühmt es sei, meinte Maier-Kleeblatt. Deshalb wird die Kammerbühne künftig mit etwa 65 Plätzen den idealen Rahmen für die Produktionen des FoolsTheaters im Stammhaus des FLTB, dem Waitzinger Keller, bieten. Und zwar wird das Theater samt Zuschauerraum komplett auf die Bühne hinter den Vorhang verlegt. Die Gäste dürfen auf die erste Vorstellung am 12. Oktober genauso gespannt sein, wie es gestern die Pressevertreter waren.
Neues Format bietet hervorragenden Rahmen
Die Zuschauer finden in den aufsteigenden Stuhlreihen bequem Platz und sind zugleich der Bühne sehr nah. Die Sicht ist ausgezeichnet und auch die Akustik lässt nicht zu wünschen übrig. Die kleine Kammerbühne vermittelt eine ganz unmittelbare Atmosphäre: Theater hautnah. Isabella Krobisch, die Leiterin des Waitzinger Kellers, würdigte die Strahlkraft des FLTB für das Kulturhaus, die nunmehr durch die Fusion noch verstärkt wird.
Theater aus Leidenschaft – immer am Limit
Für Ingrid Huber, die vor 15 Jahren aus dem Nichts ein Theater in Holzkirchen aufgebaut hat, dass schließlich im FoolsTheater innerhalb des KULTUR im Oberbräu seinen Platz fand, kam der Heiratsantrag überraschend. Zugleich war er eine große Erleichterung. Mit rein ehrenamtlichem Engagement über Jahre ein Theater aufrechtzuerhalten, erfordert unvorstellbare Kraft und Durchhaltevermögen. Dass dahinter eine enorme Leidenschaft steckt, versteht sich von selbst. Trotzdem ist sie mit dem Ensemble des Fools inzwischen kräftemäßig an die Grenzen gestoßen.
Im neuen Kammertheater im Waitzinger Keller: Andrea Baier, Cathrin Paul und Bernd Schmidt vom Fools-Ensemble. Foto: Isabella Krobisch
Daher kam das Angebot, unter die Fittiche des Landestheaters zu schlüpfen, zum richtigen Zeitpunkt. Eine Kooperation gab es schon seit längerem. Das Fools durfte zuletzt bereits auf den Kostümfundus des FLTB zurückgreifen. Rudolf Maier-Kleeblatt, seit Jahren ein Fan des FoolsTheaters, brachte diese Art von „Nachbarschaftshilfe“ auf die Idee der Zusammenführung.
Bessere Nutzung von Synergieeffekten
Dass eine Hochzeit immer beide Partner glücklich macht, versteht sich von selbst. Das Fools-Ensemble kann sich motiviert und ohne Existenz-Sorgen an neue Produktionen machen und sich weiterentwickeln ohne Kraft an periphere Arbeiten wie Verwaltung oder zeitaufwändige Kostümschneiderei zu verlieren.
Für das FLTB bedeutet die Fusion, dass mit dem Sprechtheater ein weiteres wichtiges Spielbein zur großen Musikbühne und zum musikalischen Kindertheater hinzukommt. Künftig kann das Freie Landestheater an die 160 Vorstellungen jährlich anbieten. Damit gehört es zu den fünf großen Privattheater-Betreibern in Bayern. Synergieeffekte können außerdem besser genutzt werden – von gemeinsamer Werbung bis hin zu besserer Auslastung der Mitarbeiter und angemessene Honorarzahlungen.
Rudolf Maier-Kleeblatt bedankte sich herzlich bei den Schauspielern, deren Leistung er hoch schätzt. Foto: Isabella Krobisch
Ingrid Huber indes wird das FoolsTheater unter Indendanz von Rudolf Maier-Kleeblatt und dem Dach des FLTB weiterleiten. Die beliebte Mischung aus Klassikern wird weiterhin für gute Unterhaltung sorgen. „Zeitlose Themen des Menschseins in einem zeitgemäßen Theaterbetrieb“ – so beschreibt Rudolf Maier-Kleeblatt begeistert das Repertoire. „Jetzt haben wir mit insgesamt etwa 200 Mitarbeitern ein komplettes Profi-Theater.“ Mit dem Fools im FLTB stehen damit endlich auch Inszenierungen für die Theaterfans im Miesbacher Raum mit Reichweite bis nach Fischbachau, Irschenberg und die Tegernsee-Region auf dem Spielplan. Es sollen mit einem vielfältigen Programm breite Publikumsschichten angesprochen werden.
Große Vielfalt an beliebten Klassikern
In der kommenden Spielzeit wird das moderne Märchen „Prinzessin Rosenblüte“ gezeigt, gefolgt von Michael Endes Stück „Momo“. Als Sommerkomödie steht Oscar Wildes Klassiker „Bunbury“ auf dem Spielplan und die Erfolgs-Produktion „Mr. Scrooge – eine Weihnachtsgeschichte“ nach Dickens wird jährlich im Dezember wiederholt. Etwa 50–60 Vorstellungen und fünf Neuproduktionen werden jährlich im FoolsTheater Holzkirchen und auf der neuen Kammerbühne des Waitzinger Kellers auf dem Programm stehen.
Der Landkreis kann nur profitieren von dieser visionären Fusion und Zusammenarbeit zweier leidenschaftlicher Menschen, die das Theater-Gen in sich tragen und die Kultur des Landkreises maßgeblich mitgestalten. Wir gratulieren herzlich zur „Hochzeit“!