Eliza in Miesbach
Wenn Elisabeth Neuhäusler am kommenden Samstag, um 19 Uhr ihren ersten Satz als Eliza Doolittle „Dem ghört oane gschmiert, dass eahm sei Rotzgloggn a Blodarn schmeißt“ spricht, ist es das letzte Mal, dass das Freie Landestheater Bayern „My fair Lady“ in seinem Stammhaus, dem Waitzinger Keller in Miesbach spielt.
An anderen Spielorten indes, wie im Münchner Gasteig, sind die Vorstellungen von „My fair Lady“ ausverkauft. Es sei ihre am besten verkaufte Vorstellung, sagt Elisabeth Neuhäusler, und das liege nicht nur an ihr, sondern ebenso an den anderen Darstellern und dem extrem engagierten Chor und Orchester des Freien Landestheaters Bayern unter der musikalischen Leitung von Rudolf Maier-Kleeblatt. „Es ist kein Ende in Sicht“, meint die Sängerin, die von ihrer Rolle als Eliza schwärmt. Ihre schönste Rolle sei es, weil das Blumenmädchen Eliza so lebendig sei, frech sein dürfe und sich dann unter der Fuchtel von Sprachprofessor Higgins zur Dame entwickle. Das Musical mit der mitreißenden Musik von Frederick Loewe und dem Text von Alan Jay Lerner basiert auf der Komödie „Pygmalion“ von Georges Bernard Shaw. Dieser nahm Anleihe an dem antiken Mythos des Bildhauers Pygmalion, der sich in die von ihm geschaffene Statue verliebt. Auch Higgins schafft sich aus dem ordinären Blumenmädchen Eliza eine Lady.
Elisabeth Neuhäusler ist Eliza
Vor über zehn Jahren hat das Freie Landestheater Bayern „My fair Lady“ neu inszeniert, später ein paar Jahre pausiert, nun aber bereits wieder seit drei Jahren in seinen Spielplan aufgenommen. Elisabeth Neuhäusler hat immer die Eliza gegeben. Den bayerischen Dialekt spricht die Miesbacher Sängerin besonders gern. Zudem wolle man dem Theaterauftrag gerecht werden und der Region seine Reverenz erweisen. Und so kann das Publikum mit Freude und Heiterkeit verfolgen, wie Higgins Eliza, zuweilen erfolgreich, zuweilen erfolglos unterrichtet, nicht nur sprachlich, sondern auch im Benehmen.
Und was dann zwischen den beiden Protagonisten passiert, das sollte man auf der Bühne des Waitzinger Kellers selbst erleben, zumal die Miesbacher Elisabeth Neuhäusler definitiv das letzte Mal als Eliza sehen. „Ich werde die Partie an eine Jüngere abgeben“, hat sich die Sängerin entschieden. Bis man aber eine neue Eliza einsetzen könne, werde es wohl noch etwa zwei Jahre dauern, sie selbst werde beim Vorsingen dabei sein und ihre Nachfolgerin einarbeiten, denn sie sehe da keine Konkurrenz.
Sie selbst hingegen hat in der Neuinszenierung des „Weißen Rössls“ die Partie der Wirtin übernommen. Von ihrem stimmlichen und darstellerischen Potenzial ist für Elisabeth Neuhäusler alles offen, ob dramatische Rollen, wie jüngst die „Carmen“ oder komische, alles ist möglich. Und wenn der Spielplan nichts für sie hergebe, dann arbeite sie gern in der Lichtrepetition oder in der Requisite. „Wenn man das Theater liebt, findet man überall eine schöne Aufgabe“, betont sie, „ich muss nicht immer im Rampenlicht stehen.“