Michael Skasa in der vhs Holzkirchen-Otterfing.

Fremd ist der Fremde nur in der Fremde

Michael Skasa in der vhs Holzkirchen-Otterfing. Foto: Monika Ziegler

Vortrag in Holzkirchen

Einen literarisch-philosophischen Hochgenuss bereitete am Freitag Michael Skasa den Zuhörern zum Semesterauftakt der Volkshochschule. Er stellte die ernste Frage: Fermd sein, was heißt das und antwortete im historischen Kontext ernst und heiter.

Mit einer ellenlangen Aufzählung von Namen begann der aus seiner Kultsendung „Sonntagsbeilage“ bekannte Journalist und Autor seinen spannenden Vortrag, von Cem Özdemir bis Django Asyl waren alle Promis fremd klingender Namen dabei. Etwas besonderes ist das nicht, denn das Drama der Vertreibung habe schließlich bei Adam und Eva begonnen. „Und die Cherubime waren die ersten Grenzschützer“, meinte Skasa. Und es ging weiter mit dem Exodus aus Ägypten und der Flucht nach Ägypten unter Kaiser Herodes. Schließlich seien alle großen Religionsgründer, ob Moses, Jesus, Mohammed oder Buddha permanent geflohen.

Europa, die syrische Prinzessin

Und auch in der griechischen Mythologie ging es ständig um den Verlust der Heimat. Am wirkungsvollsten ist das an dem Raub der syrischen Prinzessin Europa durch Zeus in Gestalt des Stiers zu sehen. „Ein fremder Erdteil bekommt den Namen einer Syrerin“, betonte Skasa, abwegig sei es also keineswegs, diese Region bis hinüber nach Marokko zu Europa zu zählen. Ob Odysseus oder die Nibelungen, alle seien ständig umher geirrt, und warum auch nicht, jeder wolle, wie Heine einst sang, glücklich auf Erden werden.

Auch die bodenständigen Bayern seien ein aus Kelten, Goten und anderen Preußen zusammengewürfeltes Volk. Andererseits aber flohen die Menschen aus Europa vor Unterdrückung und Hungernot nach Amerika, wo ihre erste Amtstat darin bestand, die Einheimischen zu massakrieren. Und was waren das für Flüchtlinge? Richtig, Wirtschaftsflüchtlinge.

Die Steigerung von deutsch

Was die Religion und Rasse anbelangt, zitierte Michael Skasa aus seinem schier unerschöpflichem Wissen sowohl Kyros von Persien (2500 v.Chr.), der meinte, jeder dürfe seine Religion ausüben, als auch Adolf Hitler, der von Blutschande sprach. Er erzählte vom friedlichen Zusammenleben der drei großen Abrahamitischen Religionen im Spanien des Mittelalters und davon, wie Protestanten aus Salzburg vertrieben wurden. Er berichtete auch, dass im Dritten Reich Tausende von Kindern aus Osteuropa geraubt und in Deutschland eingegliedert wurden, blauäugige, blonde, versteht sich.

Ein sprachliches Zuckerl war das Gedicht von Friedrich Rückert, der deutsch steigerte: deutscher, am deutschesten. Und diese Deutschen verkauften gar ihre jungen Männer, wie man in Schillers „Kabale und Liebe“ nachlesen kann.

Feindselige Zerstörung

Große Fragen warf Michael Skasa mit seiner Betrachtung auf, dass es den Menschen seit zwei Millionen Jahren gebe, den homo sapiens seit 200 000 Jahren, aber erst vor ca. 3000 Jahren habe sich der Schöpfergott gezeigt, und nur den Israeliten. „Wieso hat er so lange gewartet, jetzt haben wir den religiösen Salat“, meinte der Vortragende. Lessing habe versucht mit seiner Ringparabel das Problem zu lösen. „Es eifere jeder seiner von Vorurteilen freien Liebe nach“, genutzt habe es wenig. „Religionen neigen zu feindseliger Zerstörung“, konstatierte Skasa.

Und so wandte er sich doch lieber wieder der Literatur zu, die immer wieder von Flucht und Vertreibung erzählt. Auch er selbst hat ein Buch herausgegeben, das Geschichten von Vertriebenen aus Grafing, seiner Heimatstadt, um 1945 beinhaltet. Mit diesen 12 Millionen Fremdgläubigen damals sei Deutschland gut gefahren. „Sind die Moslems heute fremder?“ fragte er und antwortete mit dem berühmten Text von Karl Valentin „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“, um mit Brecht fortzufahren, der sagte, dass Emigranten am liebsten wieder in die Heimat zurückkehren würden.

Skasa schloss seinen bewegenden, aber auch heiteren und durch die Musikeinlagen sehr abwechslungsreichen Vortrag mit der Verlesung der 3. Strophe der Deutschen Nationalhymne:
„Einigkeit und Recht und Freiheit sind es Glückes Unterpfand
blüh im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland.“

Es sei schließlich nur ein Zufall, dass wir hier leben dürfen, resümmierte vhs-Leiter Thomas Mandl den bereichernden Abend.

 

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