Frühjahrssingen 2019 in Hausham - Die Geschwister Demmel im Vordergrund der Bühne

Boarisch sein, des kannst ned lernen

Die Geschwister Demmel im Vordergrund der Bühne. Foto: Karin Sommer

Volksmusik in Hausham

Dass Volksmusik nach wie vor ein zeitgemäßer Ausdruck der bayerischen Kultur ist, bewies das schon zum 17. Mal gefeierte „Frühjahrs-Singen“ im Alpengasthof „Glück auf“ in Hausham. In zwei ausverkauften Vorstellungen begeisterten fünf Musikformationen im Volksmusikmarathon.

„Boarisch sein, des kannst ned lernen und ned studiern, des muasst im Herzen drinnen spürn“, stellte Ansager Lenz Berger, der von Anger angereist war, schon im ersten Gedicht klar. Mit genau diesem bayerischen Herz führte er durch die abwechslungsreiche Veranstaltung und erntete mit seinen humorvollen Geschichten, gereimten Weisheiten und auf den Punkt gebrachten Ansagen reichlich Lacher und Applaus.

Der „Haushamer Bergwachtgsang“ beim Heimspiel.
Der „Haushamer Bergwachtgsang“ beim Heimspiel. Foto: Karin Sommer

Fünf Musikgruppen begleitete er durch den Nachmittag und die darauffolgende Abendveranstaltung, jeweils drei Stunden lang gaben die Musiker ihr Bestes. Gerade noch passten sie alle gemeinsam auf die geräumige Bühne des Alpengasthofes und konnten mit ihren Trachten vor einer Leinwand mit dem beschaulichen Hausham anno dazumal neben dem Ohrenschmaus auch als Augenweide bezeichnet werden.

„Die kennt eh jeder“

Andreas Leidgschwendner von der Bergwacht zeichnete sich für den gewaltigen organisatorischen Aufwand, den so eine umfangreiche Veranstaltung bedeutet, verantwortlich. Den „Haushamer Bergwachtgsang“ mit seinen vollen Männerstimmen brauchte Lenz Berger gar nicht groß vorstellen, weil „die kennt eh jeder.“ Die konnten gleich loslegen mit ihren vollen Stimmen und kunstvollen Jodlern.

„Zithermusi Hornsteiner“ – die Meister an der Zither.
„Zithermusi Hornsteiner“ – die Meister an der Zither. Foto: Karin Sommer

Die Zither nimmt einen wichtigen Platz in der bayrischen Volksmusik ein und war auch an diesem Frühlingssonntag stark vertreten. Bei „Zithermusi Hornsteiner“ werden drei Zithern von einer Kontragitarre begleitet. Seit über 35 Jahren gibt es diese Musikgruppe schon, was an der meisterhaften Beherrschung der Instrumente in jedem der dargebrachten Lieder zu hören ist.

Mit Papa im Hintergrund

Dass Volksmusik aber nicht nur etwas für ältere Menschen ist, bewiesen vor allem zwei Formationen. Die Geschwister Demmel saßen ganz vorne am Podium und unterhielten die Gäste mit ihren kurzweiligen Liedern. Mit ihren Instrumenten, Jodlern und der ernsthaften Darbietung ihrer durchaus lustigen Liedtexte begeisterten sie das Publikum. Mit Papa Demmel, der auch schnell eine Textstelle einsagte, die kurz verloren gegangen war, konnten sie sich auf der großen Bühne sicher fühlen.

Auch Blasmusik kommt nicht zu kurz

Auch die „Virginia Blos“ ist eine sehr junge Formation. Nur einer der attraktiven jungen Männer sei bereits verheiratet, meinte Lenz Berger, und fügte zum allgemeinen Gelächter „mein Beileid“ hinzu. „Virginia Blos“ sorgte dafür, dass auch die Blasmusik den ihr zustehenden Platz bekam. Bassflügelhorn, Flügelhorn und Posaune sorgten für gute Laune und wurden von Kontrabass, Ziehharmonika und Harfe kräftig dabei unterstützt.

Weiterlesen: Szenische Lesung in Hausham – Der Untergang der Titanic

Ohne Jodeln geht nix

Doch auch das Gefühlvolle ist Teil der Volksmusik. Das Sehnsuchtsvolle, Ruhigere braucht auch seinen Platz und war durch den „Chiemseewinkel Dreigsang“ vertreten. 2014 haben sich die Sänger neu formiert und singen seither vor allem die Lieder, die nicht so oft gesungen werden. Zwei Frauenstimmen harmonieren mit einer Männerstimme und erinnern daran, dass das Jodeln eine Kunstform ist, die unbedingt erhalten werden muss.

Gefühlvolles mit dem „Chiemseewinkel Dreigsang“ rechts im Bild: Humorvoller Ansager Lenz Berger.
Gefühlvolles mit dem „Chiemseewinkel Dreigsang“. Rechts im Bild: Humorvoller Ansager Lenz Berger. Foto: Karin Sommer

Es fehlte also an nichts an diesem Sonntag im Frühling im Alpengasthof in Hausham. Volksmusik vom Feinsten wurde geboten. Die unzähligen Übungsstunden, das fortwährende gemeinsame Musizieren schwang in jedem Lied mit und auch das Gelächter, das Miteinander, das hinter dem Ergebnis einer solchen Aufführung steht, hallte durch den Raum. Der Winter kann da nur seine Beine in die Hände nehmen und davon laufen und die, die keine Karten mehr bekommen haben, dürfen sich auf nächstes Jahr freuen. Denn ein Frühling ohne Haushamer Frühjahrs-Singen wär kein echter bayerischer Frühling.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf