Rätselhaft und vielschichtig – die Kunst von Gabriele Lampadius
Gabriele Lampadius in der Galerie Steingraber. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
„Ungeplanter Durchblick“ nennt Gabriele Lampadius ihre Ausstellung in der Galerie im Autohaus Steingraber. Der Titel beschreibt die Arbeitsweise der Künstlerin: ungeplant entsteht spielerisch etwas, das dem Betrachter Raum lässt für den eigenen Durchblick.
Gabriele Lampadius war 40 Jahre lang Kunsterzieherin, ihr Repertoire an Technik ist dementsprechend vielseitig. Sie arbeitet in verschiedenen Varianten der Druckgrafik ebenso wie in Acrylmalerei und Mischtechniken.
Spiel mit Formen und Farben. Foto: Petra Kurbjuhn
Spannung durch Form, Farbe, Linien
Betritt man die Galerie fällt als erstes das große Doppelbild an der Stirnwand ins Auge. Es ist eine Acrylmalerei in Blau-Schwarztönen, ergänzt durch eine erdige Graubeigenuance. Die Komposition aus Farbflächen ist durch Linien ergänzt, wodurch eine Spannung im Bild entsteht. Eine Geschichte oder Erklärung des Bildinhalts erübrigt sich, hier hat die Künstlerin mit Formen, Farben, Strukturen und deren Wechselwirkung gespielt. Ähnlich ist das auch in dem Doppelbild in Rottönen, das sie aber getrennt hat und das nun zwischen ihren Serien platziert ist.
Serie in Mischtechnik. Foto: Petra Kurbjuhn
Vom Medienhype beeinflusst?
Die Penzberger Künstlerin bevorzugt es, in Serien zu arbeiten. Beginnt man den Rundgang rechts, dann fallen die zwei mal sechs Arbeiten auf, in Mischtechnik gefertigt, in denen versteckt und verschlüsselt Geschichten erzählt werden. Passend zum gestrigen Internationalen Frauentag sind es zumeist weibliche Figuren, die die Bilder bevölkern. Ganz oben ist es eine Mona Lisa, weiter unten ahnt man den Angriff eines Mannes, oder ist man hier in der Wahrnehmung vom derzeitigen Medienhype beeinflusst?
„Ich mag es nicht, wenn es zu offensichtlich ist“, sagt Gabriele Lampadius, lieber sind ihr rätselhafte Andeutungen, in denen der Betrachter gefordert ist, sich selber einen Reim darauf zu machen, was er glaubt zu sehen. Da ist eine angedeutete Corsage, ein nackter Unterkörper, eingebettet in die Farbkomposition, die durch Monotypie, Zeichnung, Lithografie, Malerei und eingekratzte Linien in die Wachsschicht entstanden ist.
Offener Raum für den Betrachter
Die Arbeiten wirken transparent, vielschichtig, es entsteht ein offener Raum. Dasselbe erreicht die Künstlerin, wenn sie in Acryl malt. Durch ihr permanentes Übermalen erreicht sie ein Pulsieren in den Farben, eine Durchsicht, einen Durchblick.
Wiederkehrende Struktur eines Hauses. Foto: Petra Kurbjuhn
Eine Serie besticht durch die beständige Struktur eines angedeuteten Hauses. Das Dach ist unsymmetrisch, mal nach links mal nach rechts geneigt, ansonsten ist die Grundform in jedem der 15 Bilder sichtbar. Damit will Gabriele Lampadius sichtbar machen, wie ein Haus, das einer Bauvorschrift zu genügen hat, doch ein Individuum sein kann. Die Einzelbilder unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung und bilden ein harmonisches Ganzes.
„20 mal 20“. Foto: Petra Kurbjuhn
Auf der linken Seite des Raumes hat die Künstlerin Bilder wie Kacheln platziert. Sie sind eine Einladung an ihre Schüler der Kunstakademie EigenArt in Bad Heilbrunn, wo sie nach ihrer Pensionierung als Dozentin tätig ist. Ihr derzeitiger Kurs heißt „20 mal 20“, es gilt also, sich im Kleinformat zu beweisen. Die 12 Arbeiten zeigen im Kleinen, was Gabrieles Lampadius‘ Werk auszeichnet: Eine vielschichtige durchlässige Farbkomposition in abstraktem Duktus mit pulsierenden Farbklängen. Und manchmal schleicht sich auch hier eine Figur ein, eine Blüte, ein Mensch mit einem roten Ball, angedeutet nur, die Geschichte muss sich der Betrachter selbst erzählen.
In Andeutungen spazieren gehen
Gabriele Lampadius gibt durch ihre spontane Arbeitsweise viel Unbewusstes, Persönliches von sich preis, das aber nur in Andeutungen. Ergänzt durch ihr künstlerisches Können entstehen Arbeiten, in denen der Betrachter lange spazieren gehen oder sich einfach nur an den Farbklängen erfreuen kann.