Einzigartiges in der „Galerie Ginkgo“
Monika Stahlhofer (2.v.r.) gründete die „Galerie Ginkgo“. Dort stellen derzeit unter anderem (v.l.) Lorita Bögl, Marie-Louise Lohrum sowie Tobias Duerdoth aus. Foto: Selina Benda
Galerie in Weyarn
„Ich hatte die Idee, etwas zu schaffen, das bleibt, auch wenn ich einmal nicht mehr bin“, sagt Monika Stahlhofer. Eine Idee, die ihre Umsetzung in der Gründung der „Galerie Ginkgo“ fand. In dieser versammelt die Miesbacherin Künstler und deren Werke aus den verschiedensten Bereichen, um ihr Potential zu fördern und ihrem Wirken einen geeigneten Raum zu geben.
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Das Blatt des Ginkgobaums, der als ältestes lebendes Fossil in der Pflanzenwelt gilt, war für Monika Stahlhofer das perfekte Symbol für ihr Vorhaben und wurde somit auch zu ihrem Logo. „Dieser Baum kann bis zu 1000 Jahre alt werden und symbolisiert damit perfekt was ich erreichen möchte“, erklärt die 58-Jährige. Denn in ihrer Galerie Ginkgo soll das kulturelle Wirken der Künstler noch lange nach deren Ableben nachwirken dürfen.
Galerie Ginkgo in Weyarn
Erst vor zwei Jahren, zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, setzte die Miesbacherin ihr Vorhaben in der Werkstatt ihres Sohnes im Weyarner Ortsteil Bruck um. „Eigentlich hätte ich die Galerie in der Jugendstilvilla meiner Eltern in Altötting eröffnet, aber da hat mir die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht“, erzählt sie.
Verschiedenste Künste wurden beim Sommermarkt in der Galerie Ginkgo gezeigt. Foto: Lorita Bögl
Die Künstler zu finden, die in ihrer Galerie ausstellen, das war hingegen der einfachste Part in ihrem Plan. „Ich bin von vielen Kulturschaffenden umgeben, Menschen die Kunst leben“, sagt Monika Stahlhofer. Die Miesbacherin ist zudem Leiterin der „KoKi“ – der koordinierenden Kinderschutzstelle im Landkreis Miesbach. Ein großes Netzwerk an Menschen aus den verschiedensten Bereichen. „Das eine Netzwerk speist das andere Netzwerk bei mir“, lacht sie.
Symbiose zweier Kunstformen
So kam auch Lorita Bögl mit ihren Werken in die Galerie Ginkgo. Denn als Mütterpflegerin ist sie im „KoKi-Netzwerk frühe Kindheit“ tätig und erfuhr so von Monika Stahlhofers Plänen. Die 62-Jährige ist leidenschaftliche Fotografin und Malerin und hat eine Kunstform gefunden, diese zwei Ausdrucksweisen auf besondere Art und Weise miteinander zu verbinden. Mit der Technik des Pourings, gestaltet die Valleyerin Acrylgemälde und fotografiert diese.
Eine Symbiose aus Bild und Fotografie bilden die Banner von Lorita Bögl. Foto: Selina Benda
Als passionierte Gärtnerin, lichtet sie zudem vor allem Blüten und Pflanzen ab. Mit einem Fotobearbeitungsprogramm verbindet sie dann die Bilder der schönen Blumen und bunten Gemälde zu einem neuen Kunstwerk, welches sie wiederum auf große Banner drucken lässt. So sind 12 einzigartige Symbiosen entstanden, die erst in ihrer Größe ihre volle Wirkung entfalten. „Durch die Begeisterung und das Interesse von Monika hatte ich den Mut, mich und meine Kunst zu zeigen“, erzählt Lorita Bögl.
Das Horoskop in Farbe
Genau das ist es auch, was Monika Stahlhofer erreichen möchte. „Ich möchte Newcomer fördern und ermutigen, ihr Potential voll auszuschöpfen“, erklärt sie selbst. Wert legt sie dabei nicht auf eine große Reputation, sondern vor allem auf die Individualität und Exklusivität der Werke. Eine weitere Künstlerin deren Werke sich darin widerspiegeln, ist Marie-Louise Lohrum. Wie ihre Kollegin Lorita, ist auch sie im „KoKi“ tätig, aber als Familien- und Kinderkrankenschwester, und teilt mit Monika Stahlhofer das Interesse an Kunst, Kultur und allem Schöngeistigen, wie sie selbst sagt. Seit der Schulzeit ist sie an der Malerei interessiert, doch diese verbindet sie mit einem ganz besonderen anderen Interessengebiet: der Astrologie. „Diese habe ich vor 30 Jahren mit ein paar Freundinnen und Kolleginnen gelernt, damals geschah das noch im Geheimen“, erinnert sich die 68-Jährige.
Aus 40 verschiedenen Farben setzt Marie-Louise Lohrum die Horoskop-Bilder individuell zusammen. Foto: Marie-Louise Lohrum
In einem VHS-Malkurs 1993 verband sie dann zum ersten Mal ihre beiden Leidenschaften und setzte spontan einen Partnertransit farbig auf der Leinwand um. „Der Kursleiter Werner Gürtler konnte zwar nichts damit anfangen, fand es aber einzigartig“, lacht Marie-Louise. Vor zwei Jahren verwirklichte sie die Idee „Das Horoskop als Polychromie“ darzustellen. Eine Art Portrait, welches für jeden Menschen auf dieser Welt nur einmal existiert. Denn aufgrund von Geburtstag, -zeit und -ort erstellt sie ein individuelles Radix-Horoskop, welches sie dann mittels 40 Farben den entsprechenden Sternzeichen, Planeten, Elementen und Häusern zuordnet. „Eine Büste oder ein Portrait ist nur eine Momentaufnahme, ein Horoskop gilt für das ganze Leben“, erklärt sie.
Holzkunst mit Bedeutung
Zwei Leidenschaften verbindet auch Tobias Duerdoth miteinander. Der Forstwirtschaftsmeister findet in seinem Beruf oft Bäume, die aus Gefahr für ihre Umgebung zwar abgeholzt werden müssen, aber für den 34-Jährigen in seinem künstlerischen Wirken noch einen ganz besonderen Zweck erfüllen. Der Sohn von Monika Stahlhofer verarbeitet die Hölzer mit ihren besonderen Maserungen und Formen, welche durch Alter, Käfer, Pilze oder Unwetter entstanden sind, zu Möbeln, Lampen und Kunststücken.
Einzigartige Möbelstücke und Holzskulpturen fertigt Tobias Duerdoth in seiner Werkstatt in Bruck an. Foto: Mr. Blue
Die Besonderheit dabei ist, dass er mit der japanischen Kintsugi-Methode arbeitet. Bei dieser werden im Original eigentlich zerbrochene Keramik- oder Porzellanbruchstücke mit einem goldenen Lack wieder zusammengesetzt. Tobias Duerdoth betont sowohl mit Gold als auch mit anderen Metallen die Bruchstellen, Risse oder anderen vermeintlichen Fehler in den Holzstücken. „Damit möchte ich die Wertschätzung der Spuren des Lebens hervorheben“, erklärt der Weyarner. Den Baum zu erhalten und die Schönheit in einem eigentlich als wertlos bezeichneten Holz zu sehen, sieht er als Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft. Seine Werke vertreibt er über seine Firma „Mr. Blue“ und fertigt diese in seiner Werkstatt in Bruck an, wo auch die Galerie Ginkgo beheimatet ist.
Formende Kuben
Auch der Industriedesigner Rudolf Weiß ist in Weyarn beheimatet und hat eine ganz besondere Sitzgelegenheit erfunden. „Meine Mutter ist Altenpflegerin und ich wollte eigentlich eine Dekubitusmatratze entwerfen“, erzählt der 39-Jährige über seine Inspiration. Diese wurde es nicht, dafür aber der Hocker „Anton“, der aus hölzernen Kuben besteht, die alle in einem Korpus gefedert gelagert sind und sich somit beim Hinsetzen an die Körperform anpassen. Der erste Prototyp entstand schon 2008, noch vor seinem Studium.
Ganz besondere Hocker fertigt der Industriedesigner Rudi Weiß an. Foto: Selina Benda
Dass daraus mal eine Kleinserie entstehen würde, hätte sich Rudolf Weiß damals nicht gedacht. „Kreativ sein, zeichnen und den Status Quo immer hinterfragen – das ist es, was mir an meiner Arbeit so Spaß macht“, erzählt er. Kreativität und Handwerk verbinden und damit einzigartige Stücke aus heimischen Hölzern und in Eigenregie erschaffen – knapp zehn Jahre später erfüllte er sich diesen Traum mit seiner Selbstständigkeit. In der Galerie Ginkgo kamen „Anton“ und sein Bruder mit Lehne bereits gut an und die kleine Hockerfamilie soll jetzt auch um eine Kinderversion erweitert werden.
Märkte in der Galerie Ginkgo
„Ich bin immer am Suchen, Sammeln und Finden von neuen Künstlern“, sagt Monika Stahlhofer. Sie möchte die Galerie Ginkgo zu einer „Stätte der Begegnung“ machen, in der alle Ausdrucksformen ihren Platz finden, die sonst nicht gesehen werden würden. Damit dies auch ein breites Publikum erfahren kann, finden in der Galerie in Bruck regelmäßig Veranstaltungen, wie etwa Advents- und Sommermärkte statt. Einzigartig und individuell – wie die Werke und ihre Künstler eben auch sind.