Galerie REINBERG

Galerie REINBERG – Zeitgenössische Kunst im Outlet

Christine und Herbert Starmühler. Foto: Galerie REINBERG

Ausstellung in Niederösterreich

Hier kommt unser erster Kulturtipp für diesen Sommer. Christine und Herbert Starmühler haben sich im niederösterreichischen Waldviertel ein Kleinod auf einem alten Bauernhof geschaffen. Hier wollen sie Kunst vor Ort zeigen, parallel dazu aber auch im Internet anbieten.

Die erste Ausstellung hat den Titel „Stadt.Land.Flucht“. Sie ist noch bis zum 28. August zu sehen und vereint drei ehemalige Absolventen des Akademischen Gymnasiums in Graz, die vom Hartmut Urban unterrichtet wurde. Jetzt fanden sich Birgit Schillhuber, Herwig Kienzl und Herbert Starmühler, alias STAMULI wieder in der Galerie REINBERG zusammen. Der Titel der Ausstellung verrät bereits die Inhalte.

Die Fotografien von STAMULI stehen im Mittelpunkt des Galerieraumes. Der Galerist und Fotokünstler, der viele Jahre auch als Journalist und Marketingspezialist arbeitete, präsentiert hier seine Serie „Die Stimmen von Marrakesch“.

Galerie REINBERG
STAMULI: Erzähler und Schreiber. Foto: Galerie REINBERG

Er geht damit auf die Spurensuche des gleichnamigen Buches von Elias Canetti und gab seinen wie gemalt erscheinenden Bildern die entsprechenden Titel. Es sind zumeist vom Zahn der Zeit geprägte Wände, Absperrwände oder Verkehrstafeln, an denen der Fotograf seine Motive findet.

An diesen Wänden entdeckt er, von der Sonne beleuchtet, Botschaften, die die Vorübergehenden nicht beachten. Er aber wartet so lange, bis das Licht stimmt und dann hält er sie fest, gibt ihnen Namen und kann somit eine Beziehung zu den Betrachtenden herstellen.


STAMULI: Die Familie Dahan. Foto: Galerie REINBERG

Ich finde Titel wie „Sheherazade“, „Begegnung mit Kamelen“ oder „Die Frau am Gitter“. Dieses Bild erweckt sofort die Assoziation zur Frau in den arabischen Ländern, eingesperrt und mit wenig Rechten.

Auf einem Bild sind Betonspritzer zu sehen, auf einem anderen Risse in der Wand, die wie Hieroglyphen wirken. Der Fotokünstler geht sehr nahe heran und erzeugt mit seinen Bildern eine Stimmung der Roten Stadt Marrakesch, deren Stimmen durch ihn sichtbar werden.


STAMULI: Die Lust des Esels. Foto: Galerie REINBERG

In einer abgegrenzten Ecke sind einige Aquarelle von Herwig Kienzl zu sehen. Einen umfassenden Eindruck aber von seinem Werk erhält der Besuchende in dem angrenzenden ausgebauten großen ehemaligen Stallgebäude. Hier ist Platz für die großformatigen Aquarelle des Künstlers, der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Professor Wolfgang Hollegha studierte.


Herwig Kienzl: Die Welle und die Welt im Blick. Foto: Galerie REINBERG

Es sind Landschaften, Akte und Tierstudien. Auffallend an den Bildern ist, dass die abstrahierten Zentren umgeben sind von naturalistischen Beigaben, wie Farn, Blätter oder ähnlichem. Die Verbindung des Lieblichen mit dem Gewaltigen macht die Faszination seiner Bilder aus. Herwig Kienzl malt nach der Natur, er malt Steine, Felsen, einen Baumstumpf.


Herwig Kienzl: Demawend, Die gute alte Zeit, Im Hintergebirg und Die Flucht. Foto: MZ

Er fährt auch einmal mit dem Traktor über eine Malfläche, um Schlangenspuren zu erzeugen. Dann wieder malt er Akte, rundlich geformte Frauenkörper in ungewöhnlichen Perspektiven. Und er malt Tiere, wie Schlangen oder auch den großen Vogel der „Die Welt im Blick“ hat.

Fotografie und Malerei werden ergänzt durch kleine Keramikfiguren von Birgit Schillhuber. Die Grazer Keramikkünstlerin überrascht mit ihren weiblichen Skulpturen, die ein großes Spektrum an Emotionen vermitteln. Direkt ausgedrückt, durch offene schreiende Münder, verzweifelte Mimik, aber auch durch die verängstigenden Posen.


Birgit Schillhuber: Ohne Titel Nr. 023. Foto: Galerie REINBERG

Die Figuren sitzen oder liegen, sind gekrümmt und scheinen eher von Angst und Schrecken als von Lebensfreude geprägt zu sein. Ihre übertrieben spitzen Brüste stellen das Weibliche in den Fokus und manche haben eine rote Zipfelmütze über den Kopf gezogen.


Birgit Schillhuber: Ohne Titel Nr. 017. Foto: Galerie REINBERG

Diese skurillen etwa zehn bis zwanzig Zentimeter Figuren stehen in Zwiesprache mit Gedichten. Birgit Schillhuber hat dazu Zeitungsmeldungen ausgeschnitten und zusammengeklebt. Damit erzeugt sie zunächst den Eindruck einer Drohung, wie man sie aus Krimis kennt, aber letztlich sind es poetische Botschaften. Ich lese „Scheitern heiter“ oder „täglich ewige Geduldsfaden“.

Die Galerie REINBERG will in der Abgeschiedenheit des Oberen Waldviertels zeitgenössische Kunst arrivierter Künstler ebenso zeigen wie aufstrebender Künstlerinnen. Parallel dazu, so berichtet Herbert Starmühler, habe er eine Partnerschaft mit der Plattform artcare.at, um Kunst online anzubieten und zu verkaufen.

Die Ausstellung Stadt.Land.Flucht. wird bis zum 19./20. August 2023 in der Galerie REINBERG, Reinberg-Heidenreichstein 26, 3861 Eggern, Telefon: 0043-664 314515 gezeigt.
Der Eintritt ist frei. Am Samstag, 5. August 2023 um 19 h findet in der Galerie eine Fotoshow über Marokkos Farbenwelt statt über die Menschen und die afrikanische Kunst in Marrakesch. On stage: Herbert Starmühler.
Die nächste Ausstellung „Beziehungen“ mit Werken von Daniela Frimpong-Mansoh ist vom 2.9. bis 8.10. zu sehen.

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