Gaunerkomödie Federspiel 2019

Federspiel liefert bravouröse Gaunerkomödie

Alles wird am Ende gut und die Mama selig freut sich auch. Foto: Petra Kurbjuhn

Gaunerkomödie in Holzkirchen

„Drei Engel wider Willen“ sind Sepp, Wiggerl und Onkel Franz, die drei Kleinganoven in der turbulenten Komödie nach Toralf Rückert. Mit der Inszenierung hat Regisseurin Agnes Kraus das Ensemble „Federspiel“ zu Bestleistungen gebracht, die im Foolstheater zu Recht mit Riesenbeifall bedacht wurden.

Es ist die siebte Aufführung der Theatergruppe, die sich aus nicht mehr ganz jungen Akteuren zusammensetzt. Aber Seniorentheater will Agnes Kraus ihr motiviertes Team nicht nennen. Mit Recht, denn die Premiere am Sonntag Abend zeigte, dass sich Jung und Alt von dem Spiel der spät berufenen Schauspieler begeistern lässt.

Agnes Kraus und Mechthild Pohl
Regisseurin Agnes Kraus und Souffleuse Mechthild Pohl. Foto: Petra Kurbjuhn

Schon das von Agnes Kraus und Harry Oriold gestaltete Bühnenbild machte eine heimelige Atmosphäre, in dem sich alle Mitwirkenden sichtlich wohlfühlten. Auch dass erstmals ein durchgängiges Stück gespielt wurde anstatt der bisher gezeigten Einzelszenen, trug zum Erfolg bei.

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Letztlich war es wohl auch der heimische Dialekt, in dem sich insbesondere Manfred Demmel als Wiggerl ausleben durfte, der das Spiel lebendig und authentisch werden ließ. Die Spielfreude war allen Akteuren anzumerken. Gepaart mit Bühnenpräsenz und Ausloten einer jeden Figur wurde die Premiere zu einem großen Erfolg.

Gaunerkomödie
Klaus Schmalhofer, Ludwig Haas und Manfred Demmel nach erfolgreichem Einbruch (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Das Licht einer Taschenlampe geistert über die Bühne, Glas klirrt, aus dem Off erklingen Stimmen, die Musik lässt einen Krimi vermuten. Aber keinen, wie man aus „Tatort“ gewohnt ist, mit Action und Blut und Verfolgungsjagden. Hier sind die zwei Brüder Sepp und Wiggerl am Werk, die mit ihrem Onkel Franz aus dem Gefängnis ausgebrochen sind.

Sepp und Wiggerl in der Gaunerkomödie

Klaus Schmalhofer spielt ganz souverän den gewitzteren großen Bruder Sepp der beiden, Manfred Demmel als Wiggerl ist „was ganz Besonderes“, so jedenfalls hat es die Mama selig immer genannt, ein bisschen langsam im Denken, ein bisschen unbedarft halt. Er sorgt für die größten Lacher im Publikum.

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Spontanen begeisterten Szenenapplaus indes, als er bei einem Hänger seines Bruders unter Umgehung der Souffleuse professionell reagiert und ihm auf die Sprünge hilft: „Des hast mir jetzt sagen wollen.“

Für große Erheiterung ist Ludwig Haas als Onkel Franz zuständig. Er war kurzfristig für den erkrankten Alois Grötsch eingesprungen und spickte die Diskussionen seiner beiden Neffen mit trockenen Zustimmungen.

Zustimmung gab es auch von der Mama selig, die sich als Engel immer wieder mit dem stolzen „Meine Buam“ durch das geöffnete Fenster meldete. Vroni Seibold hatte mit dieser Rolle ihre Bühnenpremiere, die sie glänzend meisterte.

Drei Engel wider Willen
Traudl Möhrle (Frieda) und Ilse Sebert (Polizeihauptmeisterin). Foto: Petra Kurbjuhn

Glücklicherweise hatten sich die drei Kleinganoven für ihren Einbruch das Haus von Frieda ausgesucht, Witwe des Polizeipräsidenten. Mit dem hat sie noch eine Rechnung zu begleichen. Traudl Möhrle spielt die alte Dame mit selbstsicherer Gelassenheit. Sie gibt den Dreien nicht nur Asyl und Arbeit, sondern hilft ihnen zu einer “Eintrittskarte in ein besseres Leben“. Wie und wo? Anschauen!

Polizei und Melissengeist

Auch Gabs Weissbrich als Schwester Leni hat ihre Figur in der Gaunerkomödie gut ausgeleuchtet. Sie ist ein wenig zurückhaltend und kritisch dem Tun ihrer Schwester gegenüber, unterstützt sie aber, wo sie nur kann.

Dass die Polizei das Herz auf dem rechten Fleck hat, zeigt Ilse Sebert als Polizeihauptmeisterin. Allerdings trinkt sie auch ganz gern einen Melissengeist und bereichert das Spiel mit ihrem breiten fränkischen Dialekt.

Gaunerkomödie
Sohn Robert (Jörg Lohmann) hat es auf das Geld seiner Mutter (Traudl Möhrle) abgesehen. Foto: Petra Kurbjuhn

Alle miteinander beweisen: „Wir sind zwar alt, aber nicht blöd“. Das kommt zum Tragen, als Friedas Sohn Robert auftaucht. Jörg Lohmann spielt den fiesen Halunken so glaubwürdig, dass beim Schlussapplaus deutlich weniger geklatscht wird, als er sich verbeugt. Ein köstlicher, empfehlenswerter Theaterabend, der zeigt, dass mit den „Alten“ immer noch zu rechnen ist.

Die nächsten Aufführungstermine sind am Freitag, 11.10, 18.30 Uhr, am Sonntag 20.10. um 11 Uhr, am Mittwoch, 30.10. um 15 Uhr (Kaffee Kuchen Kultur) und am Donnerstag, 31.10, 18.30 Uhr (Theatertag). Karten gibt es online beim KULTUR im Oberbräu.

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