Geheimnisvolle Pfade – Sagen und Mythen im Oberland
Ein Wanderweg verbindet den Wallfahrtsort Birkenstein und seinen Kalvarienberg mit dem Schwarzenberg. Foto: Michael Kleemann
Buchtipp der Redaktion
Auf den Spuren von Mythen und Sagen führt Michael Kleemann in seinem Buch „Geheimnisvolle Pfade – Bayerische Voralpen“. Bei den insgesamt 39 Wanderungen ist auch der Landkreis Miesbach prominent vertreten.
Wenn die Nebelschleier heraufwallen und es still wird im Wald, zeigen sich die bayerischen Voralpen von ihrer mystischen, geheimnisvollen Seite. Dann lassen sich auf Spuren von Drachen, die das Paradies erschufen, von Spinnen im Zauberwald und feurigen Tatzelwürmern zahlreiche Sagen und Legenden in der herbstlichen Berglandschaft erwandern.
Auf geheimnisvollen Pfaden unterwegs. Foto: IW
Michael Kleemann, begeisterter Bergwanderer, Reiseveranstalter und Autor, kennt den bayerischen Alpenrand wie seine Westentasche. In seinem neuen Buch führt er Bergfreunde und Wandernde, Naturliebhaberinnen und Spaziergänger in die Geheimisse der hiesigen Bergwelt ein: von der Schnellenberger Eishöhle bis zum mystischen Paterzeller Eibenwald mit seinen über 2.000 Jahren alten Bäumen. Und mittendrin führen ein paar seiner Touren durchs Miesbacher Oberland. Zu allen Wanderungen gibt es praktische Tipps, detaillierte Wegbeschreibungen, Tourensteckbriefe und Kartenmaterial – ansprechend und übersichtlich aufbereitet.
„Three in One“ auf dem Wendelstein
Auf dem Wendelstein locken gleich drei beeindruckende Ziele: Das Wendelsteinkircherl, der Gache Blick und eine Schauhöhle. Begehen kann man den Wendelstein auf unterschiedlichen Touren. Der Autor beschriebt den Wendelstein-Männlein-Gipfelweg, den Künstlerweg von der Talstation der Zahnradbahn in Brannenburg aus, den Jenbachweg von Bad Feilnbach und den Meditationsbergweg von der Wallfahrtkirche Birkenstein startend. Interessant ist auch der Geologie-Rundweg, der um den Wendelstein herum geht. Wer vom Forscherdrang packt wird, erkundet die magische Höhlenwelt des Wendelsteins.
Geheimnisvolle Skulpturen
Skulpturenlichtung an der Mangfall. Foto: IW
An den Ufern der Mangfall geht Michael Kleemann den Sagen und Geheimnissen am Knie des Flusses nach. Seine Tour verläuft rund um die Mangfall – am Hochufer und auch direkt am Fluss. Während die Glocken der Kirche St. Andreas in Hohendilching einen Klangteppich über das Mangfalltal legen, wird es im schattigen Talgrund der Mangfall mystisch und geheimnisvoll. Dort können die Wandernden die Skulpturenlichtung des Bildhauers TOBEL mit mystisch anmutenden Werken wie dem „Mondphasengranit“ oder einem geheimnisvollen Spinnennetz aus verwitternden Maschenwaren zwischen den Bäumen am Ufer entdecken. Und weil das Mangfalltal ein herrlicher Ort zum Geschichtenerzählen ist, erfährt man auch „Vom Müller, der zu wenig Wasser hatte“.
Entlang von Aubach, Leitzach, Alpbach
Unterhalb des Wendelsteins empfiehlt der Autor eine Wanderung, die vom Phänomen zweier Sonnen begleitet wird: Entlang eines geheimnisvollen, fast verzaubert wirkenden Wald- und Wiesenpfades führt der Weg von Osterhofen zum Siglhof. Zurück geht’s über Bayrischzell und entlang der stillen Wasser von Aubach, Leitzach und Alpbach ins idyllische Geitau. An seltenen Tagen sorgt am Himmel eine Haloerscheinung zweier Sonnen für Erstaunen – was kann das sein?
Sagenschatz vom Tegernsee
Um die Entstehung der Riedersteinkapelle ranken sich zwei Sagen. Foto: Der Tegernsee, Sebastian Ulmer
Mit Sagen und Geschichten geht es auch im Tegernseer Tal weiter, auf den Spuren der Tegernseer Literaturschätze, insbesondere auf dem Spaziergang Tegernseer Sagen. Als „Tegernseer Acht“ fasst Michael Kleemann die Wanderung über stille Waldpfade und entlang des Seeufers zusammen. Nicht nur die Route hat die Form einer Acht, es sind auch acht Sagen und Legenden, die auf dem Spaziergang nachgelesen und angehört werden können – angefangen mit der Legende der Entstehung des ältesten mittelalterlichen Dramas hinter Tegernseer Klostermauern bis zur Sage vom „Rockadirl“.
Vorsicht, Wassergeist!
„Wenn du ned brav bist, dann hol ich den Hackenmann“. Foto: Michael Kleemann
Auch am Hackensee geht es mystisch zu. Kein Wunder, liegt der kleine Moorsee bei Kleinhartpenning doch beinahe gespenstig von dunklem Wald umrandet im Talgrund – besonders, wenn im Herbst die langen Nebelschleier über dem Wasser liegen. Dann kann es passieren, dass man den Hackenmann aus der Tiefe rufen hört. Was es mit dem Wassergeist auf sich hat und wie man die Runde am schönsten geht, verrät der Autor kurzweilig neben Tipps zur Rast und zum Baden – wer sich denn traut.
Auch der Kirchsee – und wie er seinen Namen erhielt – und die Anderswelten Steinwald und Märchenwies rund um Fischbachau dürfen nicht fehlen. Über den Landkreis hinaus bis in die Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen sowie ins Tiroler Inntal hinein hält der Autor noch allerhand mystische Wanderungen parat – immer bestens recherchiert und kurzweilig sowie übersichtlich aufbereitet.