Gemeinsam die Welt verändern
Berliner Compagnie 2015 in Holzkirchen mit „Anders als du glaubst“. Foto: MZ
Theater in Miesbach
Eine fromme Muslima, eine gläubige Christin, ein gottesfürchtiger Jude, ein linker Atheist und ein eingefleischter Skeptiker sind nach einem Terroranschlag gemeinsam ums Leben gekommen. Das ist der Ausgangspunkt von „Anders als du glaubst“, dem Theaterstück der Berliner Compagnie, zu sehen am 4. März um 19 Uhr im Gymnasium Miesbach.
Sind die Religionen Friedensstifter oder bieten sie die Grundlage für Gewalt und Terror? Die Berliner Theatergruppe widmet sich in dem Stück von Helma Fries der Frage, wie im Namen von Religionen seit Jahrhunderten Gewalt ausgeübt wird und was zum anderen die drei monotheistischen Religionen verbindet.
Keine Urlaubsreise
Auf Einladung von PIA e.V.–Netzwerk Integration im Landkreis Miesbach, in Kooperation mit der ai-Gruppe Miesbach, dem Gymnasium Miesbach , dem KBW Miesbach und dem Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit Josefstal und der vhs Miesbach zeigt die Berliner Compagnie deutlich auf: Es gibt eine gemeinsame Aufgabe.
Vorher aber müssen die fünf Protagonisten eine Reihe von Abenteuern bestehen. Während sie auf das Jüngste Gericht warten, teilt ihnen eine Engelsstimme mit, dass sie wieder zurück auf die Erde müssen. „Aber das ist keine Urlaubsreise“, denn sie müssen nach Afrika, allerdings würden dort die Ahnen verehrt, man würde also auf die hören.
Orte der Ausbeutung
Der Zuschauer begleitet jetzt die fünf Akteure auf einer Reise durch unsere Welt. Nur mit fünf Steinquadern ist die Bühne bestückt, die Schauspieler wechseln ihre Rollen ohne Kostümtausch, maximal wird die Brille oder die Kippa abgesetzt und der Schlagabtausch beginnt. Jede Religion muss Federn lassen.
Und so machen sie sich auf nach Afrika, zu den Orten der Ausbeutung des Kontinents, ins Elend der Flüchtlingslager, auf Flüchtlingsboote, zu den irdischen, menschengemachten Orten der Hölle; am Ende noch in die Höhle der Löwen, zu den mächtigen Global Players der Welt.
Friedensstifter und Kette von Gewalt
Sie erkunden das Potential der Religionen für Friedensstiftung ebenso wie die Kehrseite. Die Kette von Gewalt im Christentum, die Eroberung Europas durch den Islam werden ebenso angeprangert wie der „rachsüchtige, rassistische, größenwahnsinnige Tyrann“, wie der Gott der Juden vom Marxisten genannt wird. Er aber muss sich entgegenhalten lassen, dass der Stalin-Terror Millionen Opfer zu beklagen hat.
Flyer „Anders als du glaubst“. Foto: MZ
Und heute? Siedler in Palästina als Hindernis für den Frieden in Nahost werden ebenso thematisiert wie Antisemitismus in Deutschland. Und die Einsicht der fünf ist, dass die Ursache weniger in den Religionen als vielmehr in der Ökonomie und Agrarpolitik zu suchen ist, die die Menschen versklavt und die Religionen für ihre Zwecke ausnutzt.
Ein tiefgründiges Stück, das unter der Regie von Elke Schuster eine kompakte, rasante Inszenierung mit intelligenten Wortgefechten und emotionalen Szenen ist. Deutschlandweit lobt die Presse, beispielsweise: “Ganz großes Theater“, die Schwäbische Zeitung.
Berliner Compagnie dem Frieden verpflichtet
Die Berliner Compagnie, die als freie Theatergruppe seit 1981 existiert hat sich verpflichtet, mit ihrem Theater „dem Erhalt des Friedens, der Völkerverständigung, sowie sozialer Gerechtigkeit, insbesondere im Hinblick auf die Dritte Welt“ zu dienen. Sie erhielt 2009 den Nationalen Aachener Friedenspreis. Vor fünf Jahren war die Berliner Compagnie mit dem Stück „Anders du glaubst“ schon einmal im Landkreis Miesbach. Sie kam auf Einladung der „Frauen in Schwarz“ nach Holzkirchen:
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