Musik überwindet Sprachlosigkeit
Integrationsband im Landkreis
Afasia ist ein Kunstwort und setzt sich aus Afrika und Asien zusammen. Afasia-music nennt sich die Band, die Ludwig Pschierl mit Asylbewerbern aus Afrika und Asien gegründet hat. Ein Beispiel dafür, wie Integration mühelos über die Musik gelingt.
Als ich die Irschenberger Kunstausstellung besuchte, wurde ich durch mitreißende Klänge überrascht. „La Bamba“ ertönte und „Bed of roses“ von Bon Jovi. Immer wieder zuckte es in den Füßen, während ich die Bilder betrachtete. Die Sängerin Johanna, Ludwig an der Gitarre, Michael am Keyboard, René an der Gitarre und Lawrence am Schlagzeug machten eine Musik, die die Gäste in gute Stimmung versetzte.
Im April diesen Jahres kam Ludwig Pschierl, bekannt mit seiner Band „Iganana“, auf die Idee, musizierende Asylbewerber zu suchen. Mit Hilfe von Gerhard Klante, Integrationsbeauftragter von Hausham, und Angela Mai, die sich mit viel Engagement für die Flüchtlinge einsetzt, fand er die Mitglieder der neuen Band. Michael ist 27 Jahre alt und kommt aus Nigeria. Er ist Computeringenieur und verließ seine Heimat, weil er dort keine Zukunft für sich sah. „Die Regierung kommt ihrer Fürsorgepflicht für die Bevölkerung nicht nach“, sagt er und so habe er sein Leben in die Hand genommen. In Nigeria hatte er schon eine Band, sie hieß „Lovely voices“ und machte modernen Folk.
Pop, Rock und Volksmusik
Mit seinem Landsmann Lawrence kam der Drummer dazu, René aus dem Senegal ist mit Gitarre, Gesang und Percussion dabei und Seyar aus Syrien spielt Gitarre, trommelt und singt. Leadsängerin Johanna aus Bayern ergänzt das Vielvölkergemisch.
„Wir spielen sehr vielseitig“ sagt Bandgründer Ludwig Pschierl. Ob Pop, Rock oder Volksmusik aus den heimischen Ländern, „alles, was Stimmung macht, was uns und den Zuhörern gefällt.“ So hat Seyar einen kurdischen Song mitgebracht, der unter dem Titel „Kurdista Africa Germania“ sowohl afrikanische als auch arabische Passagen enthält und Johanna jodelt dazu. Michael steuert eine Eigenkomposition bei, sie heißt „Akoko“, die Zeit und ist in Joruba, der nigerianischen Sprache geschrieben.
Ludwig Pschierl erteilt seinen Bandmitgliedern Gitarrenunterricht, Ákos Gergely aus Weissach beteiligt sich am Projekt durch kostenfreien Keyboard-Unterricht. So entwickelten sich die Musiker und sind heute schon begehrte Gäste. Afasia-music spielte bei verschiedenen Anlässen in Warngau, Hausham, Holzkirchen. Ob bei Festen oder in der Kirche, bei Betriebsjubiläen oder für Jugendliche. An einen Auftritt erinnert sich Ludwig Pschierl besonders gern: In der Tegernseer Turnhalle spielten sie für Flüchtlinge. „Und dann haben alle mit getrommelt und getanzt.“
Mitsingen und mittanzen
Das Tanzen sei ihm sehr wichtig, sagt der Musiklehrer, „dann groovt es“. Und so plant er auch ein Konzert in der Miesbacher Turnhalle, wo die Asylbewerber mitsingen und mittanzen können. Und einen weiteren Plan hat er: Einen Silvesterabend, bei dem „Iganana“ und „afasia-music“ gemeinsam für Flüchtlinge und Einheimische spielen.
Warum er sich so engagiere? „Warum machen das all die anderen Asylhelfer?“ ist seine Gegenfrage. Und außerdem, es mache ihm Spaß und er bekomme so viel zurück von den Musikern aus anderen Ländern. Michael bestätigt das. „Ich liebe es zu singen, es ist eine große Freude“, sagt er und lächelt.
Übrigens, wenn man afasia-music googelt, findet man noch nicht die gleichnamige Band, aber einen Beitrag von Oliver Sacks, dem bekannten Psychotherapeuten, der über die Kraft der Musiktherapie bei Kommunikationsproblemen berichtet. Afasia-music, eine Band, die die Sprachlosigkeit zwischen den Kulturen überwindet und auch noch Spaß dabei hat.