Generationen

Ein großartiges „Erscheinungsfest“

Sie alle halfen mit, die 42. Ausgabe der KulturBegegnungen „Generationen“ zum Erfolg zu machen: v.l. Katja Klee, Selina Benda, Reinhold Schmid, Jaqueline Krause-Burberg, Ines Wagner, Monika Heppt, Karin Sommer, Petra Kurbjuhn, Monika Ziegler, Daniela Skodacek, Anja Gild und Becky Köhl. Foto: Hartmut Wolf

Begegnung der Protagonsiten der 42. KulturBegegnungen in Warngau

Groß war die Vorfreude bei den Veranstalterinnen auf das Erscheinungsfest – besonders zahlreich die Beteiligung und wunderbar vielfältig die Beiträge. Fast vierzig Protagonisten waren am Abend des 6.11. im Altwirtsaal in Warngau zusammengekommen, um die 42. Ausgabe der KulturBegegnungen zu feiern.

„Wieder ist eine Ausgabe fertig geworden und wir werden weitermachen“, erklärte Monika Ziegler energisch, als sie das aktuelle Exemplar der Kulturzeitschrift aufblätterte, die KulturVision e.V. seit nunmehr gut zwanzig Jahren – immer ideenreich gestaltet von Grafikerin Sylvia Kaufmann – herausgibt.

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Monika Ziegler stellt die Zeitung vor. Foto: HW

Generationen – ein packendes Thema

Wie für jede Ausgabe hatten sich die Macherinnen und Macher des Blattes wieder ein Thema einfallen lassen, das als große Klammer für viele Beiträge funktioniert: Generationen. „Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen“, zitiert denn auch Landrat Olaf von Löwis of Menar Kirchenvater Augustinus in seinem Geleitwort. Und so stehen viele Beiträge unter diesem ganz besonderen Aspekt – vom Titelbeitrag über die drei Generationen der Künstlerfamilie Koch-Ahlheim, über den Wechsel in der Leitung der Theatergruppe des Burschenvereins Ober- und Mitterdarching bis zu den jungen Musikerinnen, die dem Oberland eine frische Stimme verleihen. Dabei fand gleich „Oma Lotte“ Koch, die in Unterdarching lebt und malt, den richtigen Ton als sie gut gelaunt von ihrer Arbeit und von Sohn Tobel, dem bekannten Skulptor, erzählte. Er ist mit seinen großformatigen Werken nicht nur im Landkreis vertreten, sondern arbeitet weltweit. Und da auch die nächste Generation sehr aktiv ist, war es nicht möglich, alle Familienmitglieder auf ein Gruppenbild zu bekommen. So zauberte die Grafik dann aus den Einzelfotos eine bunte Kollage, die für freudiges Erstaunen am „Valleyer Tisch“ sorgte.

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Bildhauer Tobel sieht sich als Mittler zwischen den künstlerischen Talenten in den Generationen seiner Familie. Foto: HW

Atelierbesuch in Kreuth-City

„Die abstrakte Kunst eines Spätberufenen“ – diese schöne Zeile titelte Autor Reinhold Schmid den Artikel über Maler Walter Franzen (84), der mit seiner Frau gekommen war. Die gute Laune, die er mitbrachte, lässt ahnen, dass dieser Maler, der erst 1970 seine ersten Versuche auf der Leinwand unternahm, heute mit sich und seinem Leben zufrieden ist. Dass das Malen ihn glücklich macht, gab der ehemalige Hotelier auch in seiner kurzen Rede gerne zu. Zu seinen neuesten Werken gehören handgeschöpfte Bütten, großzügig in einem abstrakten Stil bemalt, der sein Markenzeichen geworden ist. Da ihm die Freiheit, die ihm die Abstraktion ermöglicht, so wichtig ist, erklärte er noch eine Eigenheit: „Meine Bilder haben keine Titel.“


Maler Walter Franzen brachte gute Laune mit – und drei neue Bilder aus einem Atelier in Kreuth. Foto: HW

Eine junge Harfinistin macht Volksmusik

Noch ganz beeindruckt von so viel Souveränität, gestand die 18-jährige Magdalena Kandlinger, dass sie ohne ihr Instrument angereist sei und keine Kostprobe ihres Könnens geben könne – aber natürlich ist eine Harfe auch nicht so leicht zu transportieren. Dass die junge Frau, die in Kreuth oft auf dem elterlichen Hof aushilft, obwohl sie in München an der FOS studiert, die (Volks-)Musik nicht aufgibt, ist für sie ganz selbstverständlich: „Ich spiele, seit ich acht Jahre alt bin“, erzählt sie in ihrer ruhigen Art. „Man muss viel üben, aber ich spiele halt gern. Es macht mir einen Riesenspaß.“

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Magdalena Kandlinger. Die junge Harfinistin eroberte mit ihrer frischen Art die Herzen im Sturm. Foto: HW

Jugendpower an der Realschule Miesbach

„Dass wir es mit über 60 Jahren noch einmal auf die Jugendseite einer Zeitschrift schaffen würden, hätten wir nie gedacht“, eröffnete Musiklehrerin Gudrun Fröhlich-Böhner den erstaunlichen Einblick ins Musikschaffen der Realschule Miesbach. Stellvertretend für die sechs Musikgruppen, die nach der Schule gemeinsam Musik machen, waren drei Lehrkräfte und zwei Schülerinnen gekommen. Neben Schüler- und Lehrerchor sowie der Percussiongruppe gibt es eine Schulband, die Wooden Brass Band (Holz- und Blechbläser) und eine Instrumentalensemble. Wer ein Konzert erleben möchte, sollte sich schon jetzt den 14. Mai 2025 vormerken.

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Sie sorgen an der Realschule Miesbach für klassische wie rockige Töne: v.l. Katharina Meyer, Gudrun Fröhlich-Böhner, Thomas Schwob mit Deina und Leonie. Foto: HW

Alle Talente entwickeln, die Gott gegeben hat

Schorsch Hahn aus Großhartpenning ist ein Mulitalent. Er ist Biobauer, Sensenlehrer, Musiker, Kulturmanager und sagt von sich selbst, dass er ebenso Macher wie Sinnsucher sei. Vor allem aber wirkt der Oberbayer wie ein Mann, den nichts umhauen kann. Landwirtschaft und Kultur und damit seine Talente zu verbinden, das sei sein Ziel gewesen – so hat er es einmal formuliert. Dass ihm diese Symbiose gelungen ist, das kann man hören: Denn als er seine Concertina hervorholte und mit schöner Stimme und viel ehrlichem Gefühl ein uraltes Lied aus der Schweiz anstimmte, musste man nur die Augen schließen. Augenblicklich fühlte man sich auf eine Alm hoch oben in die Berge versetzt. Beim Refrain „Rioba…“ konnte man schnell mitsingen und nachempfinden, mit wie viel Respekt früher einmal die Senner ihre Kühe herbeiriefen.

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Mit seinen gefühlvollen Weisen entführte Schorsch Hahn das Publikum in andere Welten. Foto: HW

Tristan und Isolde auf dem Lande

Kein einfaches Erbe hatte Katja Klee übernommen als ihr Vater, der großartige Herbert Klee, im vergangenen Jahr verstarb. 15 Jahre lang hatte sich der Karikaturist, Zeichner und Maler mit der Tragödie von Tristan und Isolde beschäftigt, hatte die Sage um das unglückliche Liebespaar und den mächtigen König Marke in 500 Einzelbildern nacherzählt. Diese lagen zwar bei seinem Tod geordnet und in ein Grundlayout eingepasst vor, aber daraus ein fertiges Buch zu machen, das der Intention ihres Vaters entsprach – das war die kolossale Aufgabe, vor der Tochter Katja Klee stand. „Ich bin da nur die Verwalterin gewesen“, sagte sie einfach, als sie – das nun fertige Buch in Händen – erzählte, warum der Stoff Herbert Klee so am Herzen lag: „Ich habe ihn einmal gefragt, was ihn an Tristan und Isolde so beschäftigt – und er sagte: Weil es alles Menschliche enthält.“


Katja Klee hält das fertige Buch „Tristan und Isolde“ in Händen – eine Hommage an ihren Vater Herbert Klee. Foto: HW

Antje Lauer zaubert in Schliersee Illusionen

Einen Lebensweg mit vielen Wendungen ist Antje Lauer gegangen. Die Malerin, die sich auf die ungewöhnliche Technik des tromp d’oeil spezialisiert hat, hielt die Zuhörenden mit einer Lebensrückschau in Atmen, die für eine so junge Frau mehr als erstaunlich ist. So hat sie mit Gerhard Richter, dem bedeutenden lebenden deutschen Künstler gearbeitet, sie hat aber auch PR für die Band PUR gemacht. „Eigentlich wollte ich nur einen Kurs machen und mich weiterbilden.“ Sie schmunzelt bei dieser Erinnerung. Denn so ist sie nach Brüssel gekommen und hat dort die alten Techniken der Illusionsmalerei erlernt. Dass sie die Ausbildung mit der Bronzemedaille abschloss und ins belgische Königshaus eingladen wurde, macht sie stolz. Stolz ist sie aber auch darauf, dass sie heute nach beträchtlichen Widerständen so manchen Grabstein auf dem Schliersee Friedhof mit ihren zarten Bildwerken gestaltet. Wer ihre Arbeiten sehen will, findet sie in Schliersee neben der Bücheroase in ihrem Atelier. Dort gibt sie auch Kurse für Anfänger.


Von Anfang an ist die Malerin Antje Lauer ihren eigenen Weg gegangen. Foto: HW

Swing ist um

Wie beschreibt man das unbeschreibliche Gefühl, wenn ein Pianist (Bernd Stahuber) und ein Kontra-Bassist (Toni Wiedemann) so tolle, coole, mitreißende Musik spielen, dass man einfach mit den Füßen wippen und mitsummen muss? Am besten mit dem Namen der Band „Swing it UP“ – drei Worte, die Programm sind und das schon seit 30 Jahren! Bernd Stahuber, der die Band 1994 gründete, schmunzelt: „Wenn es geht, möchte ich noch bis achtzig spielen. Jetzt mit 75 fühl ich mich noch sauwohl und hoffe, dass mich meine jungen Kollegen auch noch auf der Bühne behalten wollen.“

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Auch in kleinster Besetzung ist die Band „Swing it UP“ ein Genuss. Foto: HW

Jana Heenen schreibt dystopische Climate Fiction

Wer Jana Heenen – die überzeugte junge Bio-Gemüsegärtnerin vom Riedlerhof – kennt, wird jetzt erst einmal den Kopf schütteln, denn sie ist Autorin einer Geschichte, deren Heldin eine knisternde Plastiktüte ist. Doch schon nachdem die junge Autorin die ersten Sätze aus ihrem Roman vorlas, war klar, dass sie behutsam, humorvoll und äußerst kritisch über den Umgang mit Plastik nachdenkt. Für sie ist Schreiben nicht nur eine Wintertätigkeit, wie sie sagt. Man spürt bei jeder Szene, dass sie sich große Sorgen um die Zukunft der Menschheit und der Welt macht.


Die Erlebnisse einer Plastiktüte – aus der Feder von Jana Heenen – brachten die Zuhörer ins Grübeln. Foto: HW

Fotofreunde Parsberg

Zu zweit aus Parsberg waren Marion Marski und Gerald Plack gekommen, um die Geschichte der Parsberger Fotofreunde zu erzählen, eine Gemeinschaft von Hobbyfotografen, die in diesem Jahr seit vierzig Jahren besteht. Aus kleinen Anfängen mit nur vier Akteuren, die „einfach Lust am Fotografieren hatten“, ist heute ein lebendiger Fotoclub geworden, der vor allem mit seiner alljährlichen Ausstellung nicht aus dem Kulturleben des Landkreises wegzudenken ist. „120 Bilder haben wir in diesem Jahr gesichtet, um die Sieger des Fotowettbewerbs zu küren“, berichtete Marski mit Stolz in der Stimme. „Uns freut der große Zuspruch, der durch alle Generationen geht. Unser jüngster Teilnehmer war zehn Jahre alt, der älteste neunzig Jahre.“ Traurig sind die Fotofreunde allerdings über den Verlust von Peter Rosenmüller: Das Gründungsmitglied verstarb in diesem Jahr.


Marion Marski und Gerald Plack von den Fotofreunden Parsberg hatten Material aus der Anfangszeit des Clubs mitgebracht. Foto: HW

100 Jahre Orchester Bad Wiessee

Man kann ruhig sagen, dass dieses Orchester 100 Jahre jung ist, denn wer das Orchester, das heute mit elf Mitgliedern auf die Größe eines Salonorchesters geschrumpft ist, hört, erkennt: es klingt so frisch, hat ein so abwechslungsreiches Repertoire wie man sich das nur wünschen kann. Die spannende Geschichte des Orchesters, die eng mit dem Schicksal von Bad Wiessee als Kurort verbunden ist, erzählte Konzertmeisterin Sventha Danneberg, die nicht nur seit 43 Jahren den Ton im Orchester angibt und den Wandel hautnah miterlebte, mit viel Liebe zum Detail. „Bei gutem Wetter spielen wir im Musikpavillon – ein traumhafter Arbeitsplatz“, beschrieb sie lächelnd die Auftritte an der Seepromenade. Ihr und den professionellen Musikerinnen und Musikern sind auch die wundervollen Jubiläumskonzerte zu verdanken, die 2024 die Zuhörer verzauberten – z.B. mit Filmmusik von Franz Grothe, der jahrelang im Kurorchester am Klavier saß.


Konzertmeisterin Sventha Danneberg: Die Vollblutmusikerin ist das Herz des Salonorchesters in Bad Wiessee. Foto: HW

Ein sehr besonderer Gast

Ein seltener Gast in Talkshows war und ist Bernd Herzsprung schon immer gewesen. Der charmante Publikumsliebling lebt seit über 15 Jahren zurückgezogen im Tegernseer Tal. Autorin Ines Wagner zuliebe machte er das Zugeständnis und gewährte ihr ein Interview – und nicht nur das: Er kam persönlich in den Altwirtsaal, mischte sich zunächst interessieret unter die Anwesenden und gab dann eine kleine Kostprobe seines Könnens. Ob er von seiner ersten Rolle erzählte – er stand mit 11 Jahren als Struwwelpeter in Hamburg auf der Bühne – vom Beginn seiner Filmkarriere oder von seiner Arbeitsdisziplin – er bannte sein Publikum mit Leichtigkeit und hatte zum Schluss noch ein wichtiges Anliegen: „Gehen Sie mal zum Kardiologen“, riet er vor allem den anwesenden Männern – ein ernster Apell an alle. „Tun Sie etwas für sich, wenn sie gesund und selbstbestimmt ein gewisses Alter erreichen wollen.“


Bernd Herzsprung hatte seine aktuelle Lektüre mitgebracht: „Mysterium Mensch“ regt zu einem bewussten Leben an. Foto: HW

Geniales Geduldsspiel

Als anschließend Schreiner Ernst Brunner aufstand und zarte Holzgebilde aus seiner Werkstatt präsentierte, dauerte es eine Weile, bis man begriff, dass er alle vierhundert oder sechshundert hölzerne Klein- und Kleinstteile, die er zu faszinieren geometrischen Mustern anordnet, zunächst einmal selbst herstellt! Am Anfang steht zwar jedes Mal eine Zeichnung, aber dann wird gespalten, gehobelt, gesägt. Vorbild ist die japanische Holzkunst Kumiko, die ihn fasziniert, seit er im Unruhestand ist. Wie ein unglaublich filigranes Holzpuzzle wirken diese Kumiko-Werke. „Wenn ich fertig bin, hänge ich das Werkstück an die Wand und betrachte es lange. Das macht mich sehr zufrieden“, sagt Ernst Brunner.


Japanische Holzkunst – Kimiko – gibt Ernst Brunners „Unruhestand“ ungezählte Impulse. Foto: HW

Predigt für alle – Anstoß in der Fastenzeit

„Ich habe den richtigen Pfarrer und die richtige Kirchenverwaltung“, freut sich Matthias Hefter. Der Vorsitzende des Pfarrverbandsrats Holzkirchen-Warngau organisiert seit 2018 die Veranstaltungsreihe „St. Josef mit Leben füllen“. Neben einer beeindruckenden Reihe von Konzerten sind es auch die Fastenpredigten, die große Anziehungskraft besitzen. Initiiert wurden diese Denkanstöße für eine innere Umkehr in der Fastenzeit von Biobauer Markus Bogner vom Holzer Boarhof gemeinsam mit KulturVision. Heute sind sie fester Bestandteil des Programmes des Vereins. „Die erste Serie an Fastenpredigten fand im Frühjahr 2023 statt. Im kommenden Jahr 2025 werden es vier Geschichten sein, die Mut machen, die von Scheitern, Aufstehen und Weitermachen erzählen. Es sind vor allem die Diskussionen, die die Zuhörer zusammenbringen und zum Nachdenken anregen.“


Auf seiner Suche nach neuen Möglichkeiten für die Kirche „St. Josef“ in Holzkirchen nahm Matthias Hefter die Fastenpredigten ins Programm. Und sie wurden ein voller Erfolg. Foto: HW

20 Jahre KulturVision

Es braucht also nur einen einzigen Abend, um die enorme Bandbreite dessen, was die KulturVision für den Landkreis leistet, sicht- und erlebbar zu machen. „Unser größtes Anliegen war und ist es, die Kulturschaffenden im Landkreis darzustellen und zu vernetzen“, fasste Monika Ziegler am Ende des Abends treffend zusammen, was sie, alle Protagonisten und das ganze Team antreibt. Zwanzig Jahre währt diese Arbeit inzwischen – ein unglaubliches Geschenk für uns alle.

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